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Die Sternenkrone

Die Sternenkrone

Titel: Die Sternenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
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Zustand bin?« fragte er mit schwerer Zunge. »Ich bin auf diesem Rettungsfloß getrieben, alle anderen sind tot; ich komme dir vor wie ein gottverdammter Fliegender ... Soundso. Ich sehe Dinge ... Vielleicht bist du gar nicht hier.«
    »Ich bin hier. Es ist SEIN Plan. Du wirst sehen.«
    »Total übergeschnappt.« Er schüttelte den blonden Kopf und zeigte plötzlich die Zähne. »Ich habe auch einen Plan. Solang es noch Leben gibt, wird auch noch gebumst!«
    Gerade noch rechtzeitig machte sie einen Satz, um sich seinem grapschenden Griff zu entziehen.
    »Hadley!«
    Doch er hatte es bereits aufgegeben und starrte an ihr vorbei.
    »Diese Wolken kommen näher!«
    Sie drehte sich um und sah, daß die Gewitterwand, die sie umschloß, sich dichter um sie zusammengeschlossen hatte. Der freie Raum war kleiner geworden. Mit besonnenen Bewegungen entfernte sie sich von dem armen Hadley und wanderte den Pfad entlang, den sie gekommen war. Vögel flatterten in Schwärmen an ihr vorbei auf die Höhle zu. Ein kleines rötliches Känguruh hüpfte hinter ihnen her über das holprige Eis.
    Das Wasser auf der anderen Seite war jetzt hinter einer schäumenden Nebelwand verborgen, deren Kamm in den strahlenden Farben des Sonnenuntergangs leuchtete. Welche Erhabenheit ... bei all dem Umbruch, der zur Zeit stattfand, bescherte ER ihr diesen sicheren Zufluchtsort, weit entfernt von den schlimmsten Auswirkungen des vorbeiziehenden Planeten. Oder wer immer dieser finstere Fremde sein mochte, dem ER im Begriff war zu folgen. Keine Eifersucht mehr, ermahnte sie sich. Nicht, wenn sie die Beweise SEINER wertvollen Liebe ringsum umgaben. Trachte nur danach, an SEINER heiligen Befreiung teilzuhaben, die Dämmerung SEINES neuen Daseins mitzuerleben!
    Wie wundervoll! Während P. zurück zu dem Gewölbe schlenderte, zog ihr flüchtig der Gedanke durch den Sinn, daß ER noch ziemlich jung sein könnte. Fünf Milliarden Jahre? Wahrscheinlich befand er sich noch in seiner göttlichen Knabenzeit.
    Sie lächelte voll mütterlicher Wonne und sah, daß Hadley sich zusammengekrümmt hatte und abgehackte, gurgelnde Laute von sich gab. Er weinte. In der Hand hielt er eine geöffnete Brieftasche und fuhr mit den Fingern über die darin steckenden Fotos. Wie feinfühlig von IHM, Alkohol zur Verfügung zu stellen, damit Hadley das Warten auf sein Erlöschen leichter gemacht wurde.
    »Trink noch etwas Wein, Hadley!«
    Während er trank, betrachtete sie ihn eingehend. Er hatte sich wirklich gut in Form gehalten. Wie würde dieser Körper sein, wenn ER in ihn schlüpfte, wenn ER mit SEINER Herrlichkeit ausgestattet wäre? Ihr eigener Körper begann zu schmelzen. Um sich abzulenken, beobachtete sie die Tiere und Vögel, die jetzt in die Höhle drängten. Der Platz vor dem Eingangsbogen wimmelte von entzückenden Geschöpfen. War es möglich, daß ER beabsichtigte, diese Wesen in der wie immer gearteten, unvorstellbaren Unterkunft, die ER für sie vorgesehen hatte, zu erhalten? Eine hübsche Idee. Aber vielleicht müßten sie tatsächlich erhalten, das heißt eingefroren werden. Schade. Aber schließlich waren es nur Tiere.
    Sie hob ein Sandwich auf und zerbröselte es, um die Vögel damit zu füttern, während sie beobachtete, wie die Eisspitzen ringsum nach und nach in den immer dichter werdenden Wolken verschwanden. Der Kakadu kam heruntergeklettert und krächzte: »Marine. Polly.« Die Farben des Lichts verwandelten sich in eigenartige Bernstein und Violettöne.
    »Ich friere«, jammerte Hadley.
    »Mach dir keine Sorgen. Es wird alles gut werden.«
    Die Luft wurde plötzlich eisig kalt. Und die hohen Wolkenwände hatten sich inzwischen sehr dicht um sie zusammengezogen. Ihr Pelz knisterte vor elektrischer Spannung. Sie merkte, wie sich Spannung überall um sie herum aufbaute. Bald! Bald wird es geschehen!
    »Herrje!« lallte Hadley. »Ich wünschte, ich wäre dir nie begegnet.«
    Einen Moment lang wurde sie von seiner Angst angesteckt. Sie blickte hinauf zu den brodelnden Wolkengebilden. Gleich würden sie die Sonne verdecken. Ein dröhnendes Beben erschütterte das Eis unter ihnen. In ihrer Kehle bildete sich ein Knoten vor Aufregung. Ein Ausdruck SEINER Lust? ER war so gewaltig – ein Gott liebte sie ...
    Ein Niesen holte sie aus ihrer Verzückung. Es war der Kakadu, der in die Höhle watschelte. Hinter ihm her trottete ein Waschbär mit einer Blume im Maul.
    »O bitte, rette sie«, flüsterte P.
    Sie und Hadley waren jetzt allein in den letzten

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