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Die Sternenkrone

Die Sternenkrone

Titel: Die Sternenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
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Geliebter, sie hätte menschliche Gesellschaft nötig? Einen Diener vielleicht? Das wäre ein typisches Beispiel dafür, welch ausgefallene Geschenke sich Männer einfallen lassen konnten ...
    Ein Gedanke durchfuhr sie.
    Hatte ER sich daran erinnert, daß (o Gott!) Hadley ihr einmal Vergnügen bereitet hatte? Und hatte IHN das auf die Idee gebracht, sich selbst in Hadley zu verkörpern, Hadleys – sie sah ihn abschätzend an – immer noch makellosen Körper zu benutzen? Abgesehen von dem Sonnenbrand schien er in einwandfreier Verfassung zu sein. Größer und praller als früher, und sogar noch vortrefflicher mit allen männlichen Vorzügen ausgestattet. Wirklich großartig, wenn man es genau betrachtete ... Nun, welche Inkarnation wäre passender gewesen?
    Das ist es, sagte sie sich, während ihr Herz vor Freude einen Sprung machte. O Geliebter, ich verstehe. Ja. Ja!
    Sie bedachte Hadley mit glühenden Blicken, der sich jetzt ziemlich behäbig seine karierten Boxershorts anzog. Merkwürdig: Als Junge hatte er einen so starken Reiz auf sie ausgeübt. Hadley als Mann war wundervoll gebaut, sein Lächeln war immer noch gewinnend, und doch war er eindeutig eine taube Nuß. Nun ja, das machte nichts, der menschliche Charakter hätte keine Bedeutung mehr, wenn ER ... wenn ER auf den Plan trat. Oh, das Warten fiel ihr schwer! (Liebling, bitte beeil dich, wenn du kannst ...) In der Zwischenzeit würde es nicht schaden, wenn sie nett zu dem armen, zum Untergang verurteilten Hadley wäre, der gerade nach seinen Schuhen tapste.
    Sie ließ sich auf dem Plastikgebilde nieder und fragte freundlich: »Was hast du denn in all den Jahren so gemacht?«
    Er zog an einem seiner halbhohen Stiefel. »Gehricks und Kies, medizinische Instrumente. Führender Hersteller von Rektoskopen. Ich nehme an, das ist dir kein Begriff.« Er tastete nach der Flasche und versuchte, ein Grinsen zustande zu bringen. »Ich stand kurz davor, Leiter der Niederlassung Berlin zu werden.«
    Hinter ihm kam ein großes Tier auf unsicheren Beinen aus einer Höhle gewankt.
    »Hadley. Eine Giraffe!«
    »Ja. Es gibt zwei davon. Sind gestern angekommen. Es gibt auch noch anderes Viehzeug. Aus einer Frachtladung für einen Zoo. Ich habe ihnen ihr Alfalfa in die Höhle getragen, weil ich befürchtete, sie könnten sich ein Bein brechen, wenn sie hier draußen herumrutschten.« Er machte eine verscheuchende Geste in Richtung auf das Tier. »Sch, sch!«
    Die Giraffe machte eine Kehrtwendung, wobei ihre Hufe auf dem Eis klapperten, und stakste halb gleitend zurück in die Höhle.
    »Es gibt auch ein Straußenpaar.« Hadley wühlte in den Flaschen und brachte ein Snackpaket der Pan Amzum Vorschein. »Und zwei Känguruhs, die sind aber gleich abgehauen. Ich weiß nicht, wie lange der Nahrungsvorrat noch reicht. Möchtest du etwas?«
    Während er ein Sandwich auspackte, sah er wieder so sehr aus wie damals der Junge, daß es P. einen Stich ins Herz versetzte. Es war, wie wenn man einen lebenden Hummer sieht, den man sich zum Essen ausgesucht hat. »Später, danke«, sagte sie mit sanfter Stimme.
    »All diese vielen Vögel.« Hadley schmatzte geräuschvoll, während er sich umschaute. »Mehrere von jeder Sorte, soweit ich festgestellt habe. Mit Ausnähme der großen Typen.« Er schwenkte sein Sandwich in Richtung des großen Kakadus, der sich den Schnabel am Eis wetzte und undeutlich etwas von sich hinplapperte.
    »Seine armen Füße. Wir sollten ihm eine Sitzstange basteln.«
    Hadley nickte. »Ein Waschbärenpaar gibt es auch. Und einige Katzen.« Er nickte wieder und schluckte einen Bissen hinunter. »Und jetzt gibt es auch von unserer Sorte zwei.«
    Er grinste. Sie lachte ungläubig. »Hadley, du weißt nicht, was du sagst!«
    »Doch, das weiß ich. Dort draußen liegt alles in Schutt und Asche. Und wir sind hier sicher und haben es warm. Immer zwei und zwei. Fällt dir dazu was ein, hm?« Er riß ein zweites Sandwichpaket auf und sah sie mit einem Hundeblick an. »Deine Pillen werden irgendwann zu Ende sein.«
    »Hadley, bildest du dir wirklich ein, du könntest die Welt mit zwei Känguruhs und einem Kakadu neu bevölkern? Wovon sollen sie sich alle ernähren? Man braucht Erde und Pflanzen und ...« Sie lachte wieder. »Glaubst du, du könntest eine Giraffe melken?«
    »Straußen legen Eier«, erwiderte er stur.
    »Ach, Unsinn!«
    Ein Dröhnen über ihnen ersparte ihnen die Fortsetzung dieser albernen Diskussion. Ein weiteres Flugzeug brach durch die Wolken und krachte

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