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Die Sternenkrone

Die Sternenkrone

Titel: Die Sternenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
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Kälte an ihre Haut. Hadley zappelte wie ein Golem bei dem Versuch, seine Shorts über eine gigantische Erektion zu zerren.
    »Mein Gott, ist das kalt. K-komm schnell!« Das Gesicht war noch immer das des sterblichen Hadley, mit unkontrolliert zitterndem Mund und vor Angst leeren Augen. Doch der Heiligenschein wurde heller. »Beeil dich, Geliebter!«
    Mit klappernden Zähnen schälte sie sich aus dem teuren Spitzenhöschen, und in diesem Moment sah sie, wie sich Hadleys Gesicht verwandelte. Aber – oh – das war nicht die Verwandlung, die sie erwartet hatte! Nichts anderes geschah, als daß seine Züge verschrumpelten und ihm Tränen in die Augen stiegen und über die Wangen kullerten. Er riß seine Unterhose auf, und die Tränen platschten auf seinen riesigen angeschwollenen Penis. Ein schrecklicher Zweifel stieg in ihrer Seele hoch.
    »Hör auf, Hadley. Hör auf!«
    Doch er warf sich heftig auf sie; mit eisigen Händen öffnete er sie sachkundig, drang mit brutalen Stößen in sie ein, wobei er das Gesicht in ihrer Halskuhle vergraben hatte.
    Sie wand sich unter ihm, versuchte, die Hoffnung nicht zu verlieren. Wurde sie von ihrem Gott auf die Probe gestellt durch diesen eisigen zerreißenden Schmerz? Ihr Körper fror, und doch spürte sie, wie ihr Unterkörper mechanisch wippte, bewegt von einem kalten Stechen, im Rhythmus mit Hadleys verzweifelten Stößen. Sollte sie vielleicht sterben? Ihr wurde bewußt, daß Hadley schluchzte, während er sich in ihrem Fleisch verkrallte und sein Glied in sie rammte. Er flüsterte einen Frauennamen – Jenny oder Penny. Entsetzen stieg in ihr auf. Kein Gott war in ihr, sondern nur Hadley Morton, der inzwischen zehn Jahre älter war.
    »Hilfe!« schrie sie in die eisige Dunkelheit. O mein Geliebter, o mein Gott, wo bist du?
    Und wie zuvor antwortete ihr eine gewaltige Stille.
    HIER. ICH BIN HIER.
    Rette mich!
    Doch die kalte Lust in ihren Lenden steigerte sich nur ins Unerträgliche; ihr Unterkörper bäumte sich auf und schob sich Hadley entgegen; sie glichen zwei Puppen, die sich gegen ein Gitter warfen, sie schrie, schrie unter Hadleys eisiger Brust.
    GUT!GUT!MACH WEITER!ICH BIN HIER.
    Ein schreckliches Verstehen ließ ihre Schreie verstummen. ER kam nicht in sie, ER blieb draußen – als Zuschauer. Das wollte er, nur das.
    Kummer, Demütigung, kälter als das Eis, durchfluteten ihr Herz. Sie wimmerte vor Qual, während ihr Rücken über den gefrorenen Untergrund rutschte. Hadleys Angriffe wurden jetzt langsamer, ihre eigenen schrecklichen Zombie-Stöße ebenfalls. Sie zuckten wie abgelaufene mechanische Spielzeuge. Ihre Träume waren auf Hadleys Fleisch angefroren.
    Sie lagen im Sterben. Bei dieser Erkenntnis schüttelte sie ein tödlicher Krampf, griff auf ihre Geschlechtsteile über und ließ ihre beiden aneinanderliegenden Bäuche beben.
    GUUUUUT, sagte die nichtmenschliche Stimme.
    Und damit schwand ihre letzte Illusion. ER hatte sie niemals geliebt, ER begehrte sie überhaupt nicht. Was ER wollte, war das hier – sie und Hadley. Ein Spielzeug, ein Zeitvertreib, der damals, in jenem längst vergangenen Sommer, SEINE Aufmerksamkeit auf sich gezogen, der ihm einen Kitzel bereitet hatte. ER wollte es lediglich wieder in Gang setzen.
    Alles andere, ihre lebenslange Zwiesprache mit ihrem Geliebten – alles Quatsch.
    Die Tränen in ihren Augen glichen Steinen aus Eis, ihre Lippen waren von Eis verkrustet. Eisige Funken sprühten von ihren nach oben gereckten Schenkeln. Schnee. Keine Wärme war geblieben, die große Höhle war vollkommen still und dunkel. Es schien so, als hätte Hadley aufgehört zu atmen. Ein verschüttet gewesenes Gefühl menschlicher Solidarität erfüllte sie; sie versuchte, seinen Rücken zu drücken, doch ihre Hand war vor Kälte erstarrt. Eingeklemmt unter seinem kalten Körper wartete sie auf den Tod.
    Sie würden mit IHM gemeinsam ins All gehen, bis in alle Ewigkeit in Wollust vereint. Zusammen mit den gefrorenen Blumen, Giraffen, Vögeln, einem Mammutbaum – was immer IHM von den vergänglichen Wesen, die auf seiner Haut lebten, Zerstreuung geboten haben mochte. Ein Zoo, ein Museum ...
    Schnee türmte sich jetzt um sie herum auf. Es würde nicht mehr lange dauern, bis die Höhle gefüllt wäre, dachte sie. Sehr still ... sehr tief ... In den immer kälter werdenden Ganglien ihres Gehirns bildeten die Ionen ihren letzten unklaren Gedanken und erstarrten für immer.
     
    – ALS DAS SEHR JUNGE WESEN, DAS ALS ERDE BEKANNT WAR, MIT UNGEHEUER

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