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Die Sternenkrone

Die Sternenkrone

Titel: Die Sternenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
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diese Firmen sind mir völlig gleichgültig – ob sie nun Pickering-Bohrer, Yamahito, Aleman oder Four-L-Bits heißen; mein ganzes Imperium.« Er stieß ein höhnisches Schnauben aus. »Wie hart habe ich gearbeitet, um das alles zusammenzukriegen – und jetzt kümmert es mich nicht mehr.«
    »Tony würde es nicht verstehen«, sagte Margo nachdenklich.
    »Nein. Keiner von ihnen würde es verstehen. Sie sehen in mir einen Mann, der ewig so weitermachen will.«
    »Und du wirst so weitermachen, Schatz. Es ist doch nur eine Laune. Ich bin sicher, daß Dr. Ellsworth ...«
    »Nein. Ich möchte nicht zu Dr. Ellsworth gehen. Ich möchte ... Ich weiß nicht, was ich möchte ... Außer vielleicht aufhören.«
    »O Amory!«
    »Nein, ich meine es nicht ernst ...«
    »Nun, ich rufe lieber Mrs. Hewlett an und sage ihr, daß dir was dazwischengekommen ist«, sagte sie nach einer Pause.
    »Ja. – Nein, warte. Ich weiß nicht.« Er stand auf und ging im Zimmer auf und ab. Hob sich seine Stimmung?
    Ja. Klarer Fall. Kurz darauf rief er nach Peters und fuhr mit altem Schwung in die Stadt. Die Firma Pickering-Bohrer machte ihm ein Angebot, das ihnen fünfunddreißig Millionen Dollar netto einbrachte. Er nahm sie an und wandte sich anderen Zielen zu. Und die Tage vergingen wie üblich.
    Aber eine Woche später war die >Laune< wieder da. Sie übernahm ihn so arg, daß er zweimal in die Bibliothek ging, die Schublade öffnete, in der sein alter .45er Colt lag, und ihn musterte. Beim zweiten mal langte er in die Schublade hinein und berührte den kühlen, geriffelten Griff. Doch dann schloß er die Schublade endgültig und ließ sich von Margo überreden, das Essen, das sie heute abend geben wollten, doch nicht abzusagen.
    Beim Essen verhielt er sich normal – wenn man davon absah, daß er diverse Gäste verwirrte, indem er sie mit langen, schweigenden, prüfenden Blicken musterte, so daß die Konversation erstarb. Einen Tag später stimmte er zu, für drei Wochen in ein neues Ferienparadies in der Karibik zu entschwinden, von dem Margo Wind gekriegt hatte.
    Diese Wochen – und die vier nachfolgenden Monate – waren die entsetzlichste Zeit in Amory Guilfords Leben. Die Triebwerke seiner Existenz schienen angehalten zu haben, und was er auch tat, nichts wollte sie wieder anrollen lassen. Es gab nichts mehr, was ihn motivierte. Es gab nichts mehr, was ihn reizte. Er hatte weder Spaß noch das mildeste Interesse an irgend etwas, und ging seiner Tätigkeit stoisch und mechanisch nach. Er hatte das Gefühl, als würde er sich buchstäblich zu Tode langweilen.
    Wie die meisten ihrer Freunde hatten Margo und er lange Zeit in einer leidenschaftslosen Freundschaft gelebt. Ihre Kinder besuchten beide das College und lebten ihr eigenes Leben. Man ging stillschweigend davon aus, daß seine Leidenschaft in der Arbeit lag, und daß er sie früher mal bei mehr oder weniger mechanisch betriebenen erotischen Abenteuern mit den neuen Gesichtern seines Unternehmens verschossen hatte. Es sagte viel über Amorys momentane Verzweiflung, daß er zwei Versuche startete, die Aktivität der früheren Jahre mit Margo zu neuem Leben zu erwecken.
    Aber es war ihm unmöglich, sie aufrechtzuerhalten, und dann wandte er sich dem Mädchen zu, das sie für den Fall mitgenommen hatte, daß sein Interesse an der Arbeit wiedererwachte. Auch das endete so abrupt, wie es begonnen hatte.
    Am Ende ihres Urlaubs in St. Antrim konnte er sich kaum noch dazu aufraffen, die Badehose anzuziehen, und er musterte mit leerem Blick den Taucheranzug, an dem er früher seinen Spaß gehabt hatte. Er lief stets in einem alten Plüschbademantel herum, bis Margo ihn wieder nach Hause brachte.
    Über die nächsten vier Monate ist jedes Wort zuviel gesagt. Sie endeten eines Nachmittags, als er in die Bibliothek ging, sein Schießeisen nahm, es sich ohne Zeremonie in den Mund steckte und den Abzug betätigte.
    Es gab einen blendenden, tonlosen Krach.
    Und dann stellte er zu seiner Überraschung fest, daß er wieder auf den Beinen stand. Amory warf einen Blick auf die Tür, durch die die Leute hereinströmten. Er drehte sich um und nahm etwas wahr, das hinter ihm auf dem Boden lag. Er schaute weg. Die Leute umringten ihn.
    Er wich ihnen aus und verließ den Raum. Er bewegte sich ganz leicht und empfand keinerlei Schmerzen. Ihm fiel auf, daß er mit einer Leichtigkeit ging, die er noch nie zuvor verspürt hatte.
    »Aber ... aber ...«, murmelte er lautlos.
    Er entfernte sich von dem hinter ihm

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