Die Sternenlegion - Angriff der Cyborgs: Roman (German Edition)
verbracht hatte, nahm die Bewegung kaum wahr. Sie lenkte den Bug des Bootes in die Wellen und ließ dabei das Raumschiff nicht aus den Augen. Sie trug eine Maske, die sie sich auf die Stirn geschoben hatte, und Tauchgerät.
Hoch über ihr, umgeben von der Brückencrew in seinen Kommandosessel geschnallt, hatte Commander Tom Duncan alle Mühe, die Fassung zu bewahren. Die Nooni war nie dafür vorgesehen gewesen, fünf Minuten im Schwebeflug in der Atmosphäre zu verbringen, geschweige denn die Stunde, die es etwa brauchen würde, um die Say’lynt an Bord zu nehmen, und deshalb konnte eine Unmenge schief gehen. Ein plötzlicher Sturm konnte aufkommen, sein primäres Kontrollsystem ausfallen oder eines der nachträglich angebrachten Schubaggregate versagen. Und bei einem Abstand von nur fünfzehn Metern zwischen Schiff und Ozean würde jede einzelne dieser Pannen mit fast tödlicher Sicherheit zur Katastrophe führen. Die Crew würde vielleicht ganz oder teilweise überleben, aber das Schiff würde untergehen, und damit wäre die Mission gescheitert. Eine dünne Schweißschicht schimmerte auf seiner Stirn, und er wischte sie weg. »Bereithalten zum Einsatz des Siphons.«
Ein Technikerin, die wie gebannt auf den Bildschirm vor sich blickte, hörte die Worte, antwortete, ohne zu ihm hinüberzusehen. »Siphon ist bereit, Sir. Alle Systeme grün.«
Duncan warf einen letzten Blick auf die Anzeigetafeln. Sobald der Siphon eingeschaltet war und ein Say’lynt sich in ihm befand, würde es kein Zurück mehr geben. Sie würden es schaffen oder abstürzen … so einfach war das. Seine Kehle fühlte sich ausgedörrt an, und er schluckte Speichel. »Siphon einsetzen.«
Harmon hörte die Worte im gleichen Augenblick wie die Technikerin und sah mit wachsender Spannung zu, als sich eine kreisförmige Luke wie eine Blende öffnete und ein großes, fast durchsichtiges Rohr sichtbar wurde. Es durchmaß wenigstens eineinhalb Meter und war in Falten gelegt wie ein Akkordeon. Sie hatte während zahlloser Simulationen neben Duncan gesessen, aber das hatte sie unmöglich auf die Wirklichkeit vorbereiten können, darauf, wie die Nooni zwischen Himmel und Wasser hing, auf den fast betäubenden Lärm, den die Antriebsaggregate erzeugten, um das Schiff in Schwebezustand zu halten, und auf die gewaltigen Dimensionen des Rohrs, das in diesem Augenblick ins Wasser klatschte. Die Stimme der Technikerin klang jetzt erleichtert. »Siphon ausgebracht, Sir.«
»Ausgezeichnet. Captain Harmon, der Siphon ist ausgebracht. Bitte fordern Sie die Marines auf, so schnell wie möglich an Bord zu kommen.«
Harmon grinste über die Formulierung »Marines«, wusste, dass die Say’lynt den Befehl »gehört« hatten, gab ihn aber der Form halber trotzdem weiter. Sie gab sich alle Mühe, Wards barsche Stimme nachzuahmen. »Also, ihr wisst Bescheid, machen wir’s der Reihe nach.«
Über das, was als Nächstes geschehen sollte, hatte man gründlich nachgedacht. Obwohl die Intelligenz der Say’lynt über tausende von Gehirnknoten verteilt war, waren einige davon kritischer als andere und tendierten dazu, sich auf etwa hundert Quadratkilometer Meeresfläche zu gruppieren. Diese Fasern würden zuerst an Bord kommen, da sie für das Überleben am wichtigsten waren. Sie an die richtige Position zu bringen, hatte sechs Tage harter Arbeit erfordert.
Da die Flöße nur in beschränktem Maße zur aktiven Fortbewegung fähig waren und sich normalerweise vom Wind und der Strömung von einem Ort zum anderen befördern ließen, hatten Harmon und ihr improvisiertes Team die Schlauchboote dazu benutzt, die Gehirnknoten der Aliens in die Aufnahmezone zu manövrieren, was keine leichte Aufgabe war. Zwar wog jedes Floß hunderte von Tonnen, war jedoch einigermaßen fragil, sodass man es nur schwer ziehen konnte, ohne Schaden anzurichten.
Aber nach einer Folge von Pannen, reichlichem Hin- und Hermanövrieren und vielen Verwünschungen hatten sie es schließlich geschafft. Die kritischsten Komponenten von Floß Eins befanden sich in der Aufnahmezone. Die Say’lynt waren fröhlich und vergnügt, wie sie das stets waren, und wesentlich gefasster als Harmon.
»Floß Eins bereit zum Einschiffen, Ma’am.«
Harmon sprach in das kleine Mikro. »Die Marines sind bereit zur Einschiffung. Pumpen anlaufen lassen.«
Hoch über ihnen, auf der Brücke der Nooni , drückte ein Techniker einen Knopf. Zwei mächtige Pumpen begannen zu arbeiten. Durch den riesigen Siphon wurde Salzwasser
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