Die Sternenlegion - Angriff der Cyborgs: Roman (German Edition)
von jeder Verantwortung freigesprochen und für seinen Mut im Angesicht des Feindes gelobt worden, und Poseen-Ka hatte ihn für einen weiteren Orden vorgeschlagen. Was sollte er empfinden? Erleichterung darüber, dass er am Leben war? Stolz darauf, dass er eine Gruppe nichts ahnender Menschen ermordet hatte? Und was war er überhaupt? Ein Klon? Ein Mensch? Ein Hudathaner? Er war sich nicht mehr sicher. Poseen-Ka ergriff wieder das Wort, und der Spion seufzte erleichtert, als die Augen sich von ihm abwandten.
»Der Krieg ist in eine neue Phase eingetreten. Trotz unserer vielen Siege und der Erfolge unserer tapferen Cyborgs, kämpfen die Menschen weiter. Ihre Strategie war es, das Tempo unseres Vormarsches zu verlangsamen und sich unterdessen auf die Entscheidungsschlacht vorzubereiten. Das ist eine Folge ihrer in ihrem Wesen begründeten Schwäche, der Tatsache nämlich, dass die Konföderation aus vielen Rassen besteht, die alle an erster Stelle ihre eigenen Interessen verfolgen. Diskussion, Verhandlung und Kompromiss. Das sind die Schwachstellen, die zu ihrem Untergang führen werden. Denn während unsere Feinde zögern, werden wir zuschlagen, hart zuschlagen, und mit unserem Schlag auf den Ort zielen, wo die Niederlage unsere Ehre befleckt hat und so viele von uns gestorben sind. Auf den Planeten, den die Menschen Algeron nennen.«
Menschliche Zuhörer hätten jetzt applaudiert oder sonst irgendwie ihre Zustimmung geäußert. Die Hudathaner taten nichts dergleichen, aber Isaba-Ra konnte erkennen, dass sie dennoch beeindruckt waren und bereit, Poseen-Kas Führung zu folgen. Man konnte das an kaum wahrnehmbaren Gesten ablesen, daran, wie sie einander ansahen und wie ihr Ausdruck sich verhärtete. Wenn Poseen-Ka Algeron angreifen wollte, dann waren sie bereit.
Diese Information zu beschaffen, war das Ziel seines Einsatzes, das wusste Isaba-Ra, und sie konnte tausende, vielleicht sogar Millionen menschlicher Leben retten, weil eine rechtzeitige Warnung der Konföderation die Chance verschaffen konnte, sich vorzubereiten. Vorausgesetzt, er lieferte die Information an die Hegemonie, und vorausgesetzt, die Hegemonie hielt es für richtig, sie an die Konföderation weiterzugeben. Was würde er also tun? Seine externe Identität bestätigen und stumm bleiben? Oder der inneren Stimme folgen, die so deutlich menschlich war? Die Wahl lag bei ihm und nur bei ihm. Die Stimmen dröhnten weiter, während der Mann namens Isaba-Ra nach seiner Seele suchte.
22
PLANET ALGERON, KONFÖDERATION DER VERNUNFTWESEN
Man sollte seine Feinde kennen, ihre
Bündnisse, ihre Ressourcen und die Eigenheiten
ihres Landes, um einen Feldzug gegen sie
planen zu können …
Friedrich der Große
Instruktionen an seine Generäle
Standardjahr 1747
Leichtsprech Nachttöter drängte sich auf den von der Sonne erwärmten Felsen, holte ein Fernglas aus den Beständen der Konföderation heraus und ließ den Blick über die Ebene in der Tiefe wandern. Er sah vom Regen geglättete Felsen, niedriges Gestrüpp und vom Wasser in den Boden gegrabene Rinnen. Infolge der äußerst kurzen Rotationsperiode des Planeten konnte er tatsächlich sehen , wie die langen, schwarzen Schatten nach Osten krochen. Irgendetwas in der Tiefe hatte den Staub aufgewirbelt, und der Naa ließ sein Glas nach rechts wandern, stellte scharf und fand, was er gesucht hatte. Nachttöter fühlte sich geehrt. Die Legion hatte es für richtig gehalten, einen ganzen Zug auf ihn anzusetzen. Späher voraus, Bios dahinter, Trooper IIs an den Flanken und ein Quad als Nachhut. Genau wie sie es ihm auf der Unteroffiziersschule beigebracht hatten, sicherlich ohne auch nur einen Augenblick lang zu argwöhnen, dass er das Wissen über den Berg tragen und es gegen sie einsetzen würde.
Der Naa legte den Daumen auf die Zoomsteuerung, sah einen Trooper II gleichsam in einem Satz auf sich zurücken und stellte auf das halb von einer Sichtscheibe verdeckte Gesicht scharf, das hinter der gepanzerten Schulter sichtbar wurde. Nachttöter mochte weder Offiziere noch Mischlinge, und deshalb würde es ihm nicht das Geringste ausmachen, den Captain wegzuputzen. Dass man ihn dafür sogar noch bezahlen würde, war sozusagen das Sahnehäubchen.
Anscheinend hatte der Vater des Mischlings, ein ehemaliger Offizier, mehr Einfluss gewonnen, als ihn ein Mensch nach Ansicht gewisser Häuptlinge haben sollte, und er stand deshalb auf der Todesliste. Aber seine Gefolgsleute, der Stamm, den einst der
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