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Die Sternseherin

Titel: Die Sternseherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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gute Schule geschickt. Gunnar ist jemand, mit dem man rechnen muss!«
    »Und jetzt ist er in London.«
    »Als Rückendeckung für Julen. Der Bengel scheint ja ganz betört von dieser Kleinen, wie heißt sie noch gleich?«
    »Sprich ihren Namen aus und du wirst es bereuen, jemals geboren worden zu sein!«
    »Aha, dann habt ihr zwei Turteltauben euch also gefunden, ich gratuliere!«
    Asher steckte sein Schwert zurück. »Wenn du weiter nichts zu sagen hast, empfehle ich mich.«
     
    In London schlossen gerade die Pubs. Die Zeit in der Zwischenwelt konnte trügerisch sein. Es war vielleicht zu spät, um Saras Mutter einen Besuch abzustatten, aber er wollte sich selbst ein Bild von der Fee machen, die in diese Welt gekommen war, um die Liebe zu finden, und schwer enttäuscht worden war. Er verstand nicht, warum sie nach der gescheiterten Ehe hiergeblieben war, statt in ihre Feenwelt zurückzukehren. Aber vielleicht gab es dafür gute Gründe. Er selbst hatte sich dort zwar noch nie aufgehalten, aber warum sollten die Feen, die seine nächsten Verwandten waren, egal ob ihm dies nun gefiel oder nicht, sich in emotionalen Angelegenheiten anders verhalten? Auch im Kreis der Dunkelelfen war nicht jeder willkommen, wie Urians Schicksal bewies, und vielleicht hatte Saras Mutter ihr Scheitern vor neugierigen Verwandten nicht zugeben wollen oder sie litt unter der Trennung von ihnen. Normalerweise suchten sich abenteuerlustige Feen nur deshalb einen sterblichen Gatten, weil sie ein ähnliches Problem hatten wie die geborenen Vampire. Es gab nur noch ganz wenige Elfen oder Elben, wie sich die männlichen Feen auch nannten, und diese waren entweder nicht an ihren eigenen Frauen interessiert oder sie konnten keine Kinder zeugen. Man munkelte sogar, dass manchen von ihnen ihre Magie verloren gegangen war, doch das hielt Asher für ein Gerücht. Also kamen Feen in diese Welt, suchten sich einen attraktiven Mann und bändelten mit ihm an. Dies fiel ihnen nicht schwer, denn sie galten als äußerst charmant. Sobald sie sicher waren, schwanger zu sein, kehrten sie nach Hause zurück, um dort im Kreise ihrer Familie ihre Kinder zu gebären und aufzuziehen. Nicht selten aber kam es vor, dass sich eine von ihnen ernsthaft verliebte. Für Menschen gab es keinen Platz in der Feenwelt. Den Abtrünnigen wurde von der Königin der Lichtelfen nur eine vergleichsweise kurze Lebensspanne gewährt. Sie wurden ansonsten so alt, dass man eigentlich schon von Unsterblichkeit sprechen konnte. Mit den direkten Nachkommen, den Feenkindern, war die Feenkönigin nicht so streng, sie durften in den Schoß ihrer magischen Familie zurückkehren, sofern sie sich in einem bestimmten Alter zur Magie bekannten.
    Endlich hatte er Saras Wohnung in einer Seitenstraße des Londoner East End gefunden. Keine der Straßenlaternen funktionierte. Aus der Ferne wehten die Geräusche der Stadt herüber, irgendwo weinte ein Kind, ein Fernseher lief, jemand schnarchte. Hier wagten sich um diese Zeit offenbar nicht einmal Vampire auf die Straße. Außer dem Obdachlosen, der zusammengekauert unter Pappkartons in einem Ladeneingang schlief, spürte Asher keine Menschenseele in dieser kalten Dezembernacht.
    Lautlos schlich er sich zu ihrem Haus, stieg über verrottendes Gerümpel, das neben der Treppe lag, und lauschte. Das schmale Gebäude war leer. Links und rechts spürte er menschliches Leben. Er lauschte. Nichts. Keine Anzeichen menschlicher oder magischer Präsenz. Wie immer, wenn er uneingeladen ein fremdes Gebäude betrat, fühlte er einen leichten Widerstand, nichts was Seinesgleichen aufgehalten hätte, aber doch so stark, dass der Vampir wusste: Hier galt er als unerwünschter Eindringling. Drinnen nahm Asher schwach den typischen Feenduft wahr. Bis auf wenige Ausnahmen – Manon gehörte dazu – konnten sie ihre Herkunft nicht verleugnen. Ihre Gärten gediehen, Tiere fühlten sich in ihrer Gesellschaft wohl und die meisten verströmten diesen typischen erdigen Duft, ergänzt von einer immer einzigartigen, sehr individuellen Note. Saras Anwesenheit konnte er kaum wahrnehmen und Asher vermutete, dass dies etwas damit zu tun hatte, dass sie ihre Abstammung entweder nicht kannte oder sie sogar vor sich selbst leugnete. Er tippte auf Letzteres.
    Der Vampir durchsuchte das gesamte Haus, was schnell ging, denn im Obergeschoss befanden sich nur zwei Zimmer. Die winzigen Kammern waren unbeheizt, der Kamin zugemauert. Damit endeten die Parallelen aber auch schon. Während der

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