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Die Sternseherin

Titel: Die Sternseherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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legte ihre Hand auf den Mund und sah ihn mit großen Augen an. »Ich auch nicht! Was war das?«
    Diese Frage konnte er ihr nicht beantworten und es schmerzte ihn, sie in ihrer offensichtlichen Verwirrung alleine zurücklassen zu müssen. »Ich bin so schnell wie möglich zurück!«, versprach er und öffnete ein Portal, um sich auf die Suche nach Julen zu machen.
    Insgeheim verfluchte er seine Entscheidung, nach dem Überfall bei Nell Schutz gesucht zu haben. Der Preis für einen Gefallen wie diesen würde nicht gering ausfallen, das wusste er von früheren Begegnungen. Damals allerdings hatte er stets bereitwillig in einer ganz besonderen Währung seine Schulden beglichen. Doch der Gedanke hatte viel von seinem einstigen Charme verloren. Obwohl die Statthalterin von London zu Recht den Ruf besaß, eine raffinierte Liebhaberin zu sein, bereute er keine Sekunde lang, dass ihre erotischen Künste in Zukunft anderen vorbehalten blieben.
     
     
     
    XV
     
    Nachdem er die Tür zu seinem Laden hinter sich geschlossen hatte, atmete er mit geschlossenen Augen die staubtrockene Luft ein. Im Kühlschrank wartete noch eine gute Flasche auf ihn. Er stellte sie in den Topf, den er bis zum oberen Rand mit Wasser füllte und zum Herd hinübertrug. Das Blut musste langsam auf Körpertemperatur erhitzt werden, wollte er vermeiden, dass sein Aroma verloren ging. Zeit war nichts, woran es ihm normalerweise mangelte. Heute dagegen ging er ungeduldig durch den Raum und räumte einige Bücher vom Tisch, während die Flüssigkeit sich erwärmte und ihr köstliches Aroma zu verströmen begann. Das Wasser blubberte, er zog die Flasche heraus und drehte den Schalter auf null. Anschließend schenkte er großzügig ein und ließ sich mit dem Glas in der Hand in das dunkle Leder gleiten, das seinen Lieblingssessel überzog. An den Armlehnen ragten einzelne Stofffetzen hervor. Schon kaputt, dachte er, bis ihm einfiel, wann er das Möbel gekauft hatte: Seit 1924 leistete der Sessel ihm bereits gute Dienste. Asher schaute sich in dem engen, ebenfalls mit wertvollen Büchern vollgestopften Raum um, in dem er seit geraumer Zeit hauste. Dabei wurde ihm eines klar: Mit der Geruhsamkeit würde schon bald für nicht absehbare Zeit Schluss sein. Im Grunde war es das bereits seit Estelles Einzug bei Manon. So gut wie vom ersten Tag an hatte sie ihn auf Trab gehalten und es tat Asher um keine Sekunde davon leid. Er nahm einen großen Schluck Blut und ließ die lauwarme Flüssigkeit genießerisch über seine Zunge laufen.
    Die vergangenen Stunden hatten ihm eines deutlich vor Augen geführt: Er würde Estelle nicht mehr gehen lassen. Zu seiner besonderen Freude spürte er in der Feentochter gleichfalls mehr als nur die Lust auf ein erotisches Abenteuer. »Nur« war in diesem Zusammenhang sowieso eine mächtige Untertreibung, fand er und strich das Wort in diesem Zusammenhang aus seinen Überlegungen. Die freimütige Art, mit der sie ihre erotischen Begegnungen genoss, begeisterte Asher immer wieder aufs Neue und der Gedanke an ihre bedingungslose Hingabe erregte ihn so sehr, dass er am liebsten sofort wieder zu ihr geeilt wäre. Doch das war nicht alles. Estelle teilte seine Freude an Büchern und besaß eine unersättliche Neugier sowie Lebenslust. Zudem hatte sie ihm ihre geheimsten Sorgen anvertraut, und wenn sie getrennt waren, kam es Asher vor, als riefen ihre Seelen einander. Er war sicher, sie spürte die magische Anziehungskraft, die zwischen ihnen bestand, ebenfalls. Widerstrebend gab er seinen Geschwistern recht, die ihm vorgeworfen hatten, er sei ein unerträglicher Macho und hoffnungslos altmodisch. Eine erzwungene Verbindung, wie er sie ursprünglich geplant hatte, nachdem er des Wartens überdrüssig geworden war, hätte nicht nur seine Partnerin ins Unglück gestürzt. Der Vampir trank das Glas bis zur Neige leer und erhob sich. Estelle hatte etwas Besseres verdient – er sah sich um: und ein schöneres Zuhause ebenfalls. Das würde sie bekommen, auch wenn es für ihn wieder einmal Abschiednehmen von einer lieb gewonnenen Umgebung bedeutete. Er mochte diese kleine Ladenwohnung.
    Sein nächster Weg führte ihn zu Manon, die zu schreien begann, als plötzlich in ihrer Küche ein missmutiger Vampir auftauchte. Sie griff nach dem nächstbesten Gegenstand, um ihn damit zu schlagen. Geschickt nahm er ihr die Flasche aus der Hand und warf einen Blick auf das Etikett. »Bisher hast du meine Weine mehr geschätzt.«
    »Was hast du mit Estelle

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