Die Sternseherin
Cam, das sich hinter den Colleges durch weite Parkanlagen schlängelte. Mit ein wenig Glück würde er diesen »Arbeitsunfall« nicht einmal erklären müssen.
Seine Rückkehr zu Nell Gwynn hatte er sich allerdings anders vorgestellt. In Ashers Appartement fand er nur eine verwirrte Sara vor und hatte alle Hände voll zu tun, die Kleine zu beruhigen. Sie redete von Single Malt, Katzen und ominösen Anrufen. Ein Blick in ihr chaotisches Hirn brachte auch nicht viel mehr zutage. Immerhin erfuhr er, dass Manon hier gewesen und wenig später zusammen mit Estelle verschwunden war. »Die beiden sind nach Paris gefahren?«, fragte Julen, um sicher zu gehen, dass er Sara richtig verstanden hatte.
Sie sah ihn mit leerem Gesichtsausdruck an. »Warum nicht? Paris, Berlin, Kairo – wohin du willst.«
Die Fee war verrückter als ein Märzhase! Nun begann sie auch noch zu weinen. Julen hatte Tränen noch nie gut ertragen können, deshalb schloss er sie ein wenig hilflos in seine Arme und flüsterte Worte des Trostes in ihr Haar. Allmählich ließ ihre Anspannung nach und Julens Hände, die eben noch einen zarten Rücken beruhigend gestreichelt hatten, begannen die Rundungen ihres warmen Körpers zu erkunden. Das kleine Gesicht hob sich ihm vertrauensvoll entgegen, rosige Lippen lockten und Julen konnte nicht länger widerstehen. Alles in allem war er auch nichts anderes als eine Kreatur mit männlichen Bedürfnissen, und diese hatte er lange genug in Gegenwart einer anderen lebendigen Verlockung kontrollieren müssen. Er küsste Sara. Erst sanft, doch ihre kleinen Seufzer brachten ihn schnell an den Rand seiner Selbstbeherrschung. Mit naiver Unschuld öffnete sie ihren Mund und gewährte ihm damit Einlass ins Paradies. Sie erwiderte seine Zärtlichkeiten bereitwillig und ihr weicher Körper schmiegte sich perfekt an seine muskulösen Formen. Julen bewegte sich Schritt für Schritt rückwärts, bis er die Seitenlehne des Sofas in den Kniekehlen spürte. Er ließ sich rücklings auf die Polster fallen und zog Sara dabei mit sich in die Horizontale. Erschrocken wand sie sich in seiner Umarmung. Aber nicht um zu fliehen, wie er anfangs dachte. Nein, das kleine Luder zappelte, um eine bessere Position neben seinem Körper zu finden. Sie gab einen gutturalen Laut von sich, als sie den lebendigen Beweis seiner Erregung berührte. Ihre Finger verharrten einen Moment, als müsse sie sich erst zurechtfinden, dann begann sie damit, ihn langsam zu massieren. Unter ihrer sanften Berührung glaubte Julen explodieren zu müssen. Er schob ihren Pullover hoch und stellte erfreut fest, dass ihn weder Hemd noch BH von den vollen Brüsten trennten. Saras Schenkel umklammerten seine langen Beine, ihr karierter Rock war in die Taille gerutscht und sie rieb sich am rauen Stoff seiner Jeans. Er fühlte die feuchte Hitze, die ihn aufzufordern schien, endlich zu ihr zu kommen. Julen zögerte nicht, seine Finger bahnten sich einen Weg und tauchten tief in sie ein. Auf einmal spürte er den zarten Widerstand und erstarrte. Sie war noch Jungfrau. Aus klaren Augen sah sie ihn fragend an, als er in der Bewegung innehielt. Julen setze sich auf und gab ihr einen zarten Kuss. »Nicht so!«, flüsterte er und hob Sara in seine Arme, um sie ins Schlafzimmer zu tragen. In diesem Moment sprang die Tür auf und Asher stürmte herein. »Wo ist sie?«
Julen hielt Saras Kopf dicht an seine Schulter gepresst, als wolle er die Feentochter vor den Blicken des anderen Vampirs schützen. Dabei fauchte er: »Verschwinde!«
Asher sah sich suchend um und wiederholte drohend: »Wo ist Estelle?«
Sara begann zu strampeln und Julen setzte sie nieder. »Asher! Du hast ein verfluchtes Timing, weißt du das?«
Der Vampir war im Nu bei ihm und packt ihn am Kragen. »Lass mich das nicht noch einmal fragen: Wo. Ist. Estelle?«
»In Frankreich!«, kam ein ängstliches Piepsen von Sara, und Julen stellte sich schützend vor sie. Asher wandte sich ab. »Sag ihr, sie soll sich anziehen!«, knurrte er und Sara zog unter Tränen ihren Rock weit über die zusammengepressten Knie.
»Was willst du eigentlich? Deine ›Seelengefährtin‹ hat augenscheinlich entdeckt, wie du zu der ehrenwerten Statthalterin Eleanor Gwynn stehst, und hat ihre Konsequenzen gezogen! Das ist nur fair. Welche Frau mit ein wenig Selbstachtung lässt sich schon bei der Hure ihres Liebhabers einquartieren!« Einige Sekunden lang dachte Julen, sein letztes Stündlein habe geschlagen, dann hatte Asher seine
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