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Die Sternseherin

Titel: Die Sternseherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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erschreckt hat. Komm nur herein, Asher. Ich hoffe, du hast etwas Ordentliches mitgebracht. Prima, da ist ja der Rest.« Damit zog sie erst ihren Gast und dann eine ganze Kiste herein und begutachtete das Etikett. »Nicht übel, du darfst bleiben. Möchtest du mit uns essen?« Der Mann runzelte die Stirn, als habe sie etwas Unsinniges gesagt. »Natürlich nicht, wo habe ich meine Gedanken! Wir werden heute mal in dein Zimmer umziehen, bei mir ist es zu chaotisch. Du hast doch nichts dagegen, Liebes?«, wandte sie sich wieder an Estelle, die ein wenig Mühe hatte, ihrem Geplapper zu folgen.
    Selten war ihr Manon derart aufgedreht vorgekommen. Sie schien sich aber ehrlich über diesen Besuch zu freuen und so fügte Estelle sich. Sie lud Asher, oder wie auch immer der Mann heißen mochte, ein, in ihrem Zimmer auf einem Stuhl Platz zu nehmen, und öffnete die Balkontür einen Spalt. Nach dem sonnigen Tag war der Abend ungewöhnlich mild.
    Manon kam mit einer Schüssel voll dampfender Nudeln herein, das Besteck rutschte klappernd über die angestoßenen Teller. Estelle verhinderte gerade noch ein Unglück und nahm der Freundin die Soßenschale ab, bevor sich deren Inhalt über den Boden ergießen konnte. Höflich bot sie Asher einen Teller an, doch der lehnte ab. »Ich habe bereits diniert, vielen Dank!«
    Sie lief hinaus und flüsterte Manon zu: »Er ist ein bisschen pompös, dein Freund! Stell dir vor, er möchte nichts essen. Er hat schon ›diniert‹!«
    Manon kicherte. »Ich weiß, Asher spricht meistens so. Aber still, er kann uns hören!« Sie kehrten mit seinem Wein und Gläsern, einem Korkenzieher und einem zusätzlichen Stuhl für Manon zurück. Estelle setzte sich auf ihr Bett.
    »Wie schön, dich einmal wiederzusehen!« Manon überließ es ihrem Gast, die Flasche zu öffnen und ihnen einzuschenken.
    Der Wein war köstlich. Viel besser als alles, was es im Supermarkt zu kaufen gab, und Estelle lehnte sich wenig später satt zurück, um dem fortwährenden Gerede ihrer Freundin zu lauschen. Sie kannte den geheimnisvollen Antiquar also persönlich und hatte ihr nichts davon gesagt. Irgendwie kam es ihr so vor, als habe sie ein Déjà-vu-Erlebnis. Wieder saß sie fast stumm dabei, während ihre Freundin mit einem attraktiven Mann unbeschwert plauderte. Die Gefühle der beiden versuchte sie allerdings nicht zu ergründen. Der Augenblick in der Buchhandlung war keineswegs vergessen, als allein Ashers Blick genügt hatte, sie in die Flucht zu schlagen. Seine Gedanken wollte sie lieber gar nicht kennen. »Was hat es mit dem Abwehrzauber auf sich?«, platzte sie plötzlich heraus. Sie biss sich auf die Lippen und wappnete sich gegen einen eisigen Hauch auf ihrer Seele, so wie sie ihn im Geschäft gespürt hatte. Die beiden unterbrachen ihr Gespräch, doch nichts geschah. Asher schenkte Wein nach, die Gläser klirrten leise und schließlich räusperte Manon sich. »Das ist eigentlich nur so ein Witz zwischen uns. Ich habe keine Ahnung, was diese komischen Zeichen bedeuten, und Asher wahrscheinlich auch nicht.«
    Estelle sah zu ihm hinüber, er verzog keine Miene.
    »Aber irgendwie ist es schon komisch, dass die meisten Leute an dem Laden vorübergehen, ohne ihn überhaupt zu bemerken, und deshalb ziehe ich ihn gelegentlich damit auf.«
    »Ich finde es eher seltsam, dass du sie überhaupt sehen kannst«, murmelte Estelle. Laut sagte sie: »Auf die Magie!«, und nahm einen großen Schluck.
    »Auf die Magie des Rotweins!«, erwiderte Manon und schenkte sich noch einmal nach. Asher hob nur sein Glas und zeigte ein mildes Lächeln.
     
    Am nächsten Morgen konnte sie sich an nichts mehr erinnern. Auch nicht daran, wie sie ins Bett gelangt war. Doch, halt! Der Antiquar war hier gewesen, hier in ihrem Zimmer. Keine gute Idee. Sie hatte doch nicht etwa ...? Estelle sah sich prüfend um und verzog dabei das Gesicht zu einer gequälten Grimasse, als sie ihren Kopf dabei zu schnell bewegte. Natürlich nicht! Keine Spur von einem Mann, stattdessen saß ein Riesenkater in ihrem Genick. Es war ja auch völlig absurd, anzunehmen, dieser Asher könnte sich für sie interessieren, schließlich hatte er sich fast den gesamten Abend mit Manon unterhalten. Eine Manon, die weltgewandt, witzig und irgendwie »erwachsen« wirkte – und dies trotz ihrer unkonventionellen Art sich zu kleiden. Warum ärgerte sie dieser Gedanke? Schließlich interessierte sie sich nicht für einen antiquierten Bücherliebhaber mit exzellentem Geschmack –

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