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Die Stille über dem Wasser: Roman (German Edition)

Die Stille über dem Wasser: Roman (German Edition)

Titel: Die Stille über dem Wasser: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clara Salaman
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lösen, obwohl sein Vater das Ruder fest in der Hand hielt. Sarah lehnte sich so weit hinaus, wie es ihr Geschirr erlaubte. Rob saß neben ihr. Johnnys Vater änderte den Kurs, und Sarah rutschte wieder auf den Sitz zurück. »Können wir uns vielleicht ein bisschen beeilen, Dad? Es ist eiskalt«, sagte sie.
    »Oh, klar. Tut mir leid. Ich habe kurz den Faden verloren. Es ist so ein herrlicher Tag. Genau richtig, um …« Mittlerweile befanden sie sich parallel zur Landzunge, durch die Hügel ringsum einigermaßen vom Wind abgeschirmt. Er wendete noch einmal, woraufhin die Segel leicht flatterten, ehe sie sich in ihre neue Position begaben. Der Wind kam nun von hinten, sodass die Fireball behutsam schwankend auf dem Wasser lag.
    »Als Kapitän dieses Schiffes«, verkündete Johnnys Vater mit seiner dröhnenden Stimme, die seine beiden Söhne geerbt hatten, und spähte zwischen den Segeln hindurch, als käme irgendein anderer Verrückter auf die Idee, an diesem eiskalten Tag segeln zu gehen, »werde ich nun die Trauung dieser beiden jungen Menschen vornehmen.«
    »Ist sie eigentlich rechtskräftig?«, erkundigte sich Sarah.
    »Aber natürlich ist sie das«, antwortete er, den Blick auf das Segel gerichtet. »Sogar mehr als das. Sie ist von den Elementen besiegelt. Sarah und Rob, ihr beide fungiert als Trauzeugen. Clem, Johnny, ihr setzt euch bitte neben mich. Hast du diesmal den Ring dabei, Rob?«
    Widerspruchslos ordneten sich alle vier der exzentrischen Autorität von Johnnys Vater unter und nahmen gehorsam ihre Plätze ein. Alle Augen ruhten auf ihm, während er in Schweigen verfiel: Er verlor häufiger mitten im Gespräch den Faden, und alle warteten gespannt darauf, dass er fortfahren würde. Schließlich blickte er gen Himmel. »Ich wünschte, eure Mutter könnte jetzt hier sein«, sagte er. »Sie würde wissen, wie man das macht. Ich erinnere mich noch nicht einmal mehr an das Ehegelöbnis, deshalb werde ich wohl oder übel improvisieren müssen.«
    Er verlagerte das Gewicht auf seinem Sitz und räusperte sich. Dann löste er das Hauptsegel und die Fokschot ein klein wenig, sodass sich der Bug sanft hob und senkte.
    »Also. Jonathan Love«, dröhnte er über das Flappen der Segel hinweg, »bist du verrückt nach dieser Frau?«
    Lächelnd sah Johnny an seinem Vater vorbei zu Clem. »Ja, das bin ich.«
    »Sprich lauter, damit wir es alle hören. Der Himmel, die See und wir sind deine Zeugen.«
    »Das bin ich!«, wiederholte Johnny, lauter diesmal.
    »Liebst du sie mehr als alles auf der Welt?«
    Johnny lachte. »Mehr als alles auf der Welt«, sagte er und griff nach ihrer Hand.
    »Gelobst du, sie zu lieben, sie zu ehren und sie zu beschützen?«
    »Ich gelobe es.«
    »In Gesundheit und in Krankheit?«
    »Definitiv.«
    »In ruhigen Gewässern und auf stürmischer See?«
    »Ja.«
    »Das Leben ist nämlich kein Zuckerschlecken, Johnny. Es ist verdammt schwer, zusammenzubleiben. Davonzulaufen und den anderen im Stich zu lassen, ist meistens die einfachere Wahl.«
    »Ja, Dad.« Johnny warf seinem Vater einen flüchtigen Blick zu, ehe er wieder in Clems dunklen, leuchtenden Augen versank. »Ich werde dich nie im Stich lassen, das schwöre ich bei meinem Leben.«
    »Wo bleibt die Poesie, Junge? Frauen brauchen Poesie.«
    Johnny lächelte. »Ich liebe sie. Was willst du mehr?«
    »Dann komme ich zum nächsten Teil der Zeremonie«, fuhr Johnnys Vater fort. »Willst du diese wunderbare Frau als deine rechtmäßig angetraute Ehefrau nehmen?«
    »Ja, ich will.«
    »Sehr gut. Und du, Clemency Bailey?«
    »O ja.« Clem beugte sich vor und küsste Johnny auf den Mund. Wieder lief ihr das Make-up in schwarzen Schlieren übers Gesicht, diesmal allerdings vor unbändiger Freude.
    »Nein, wartet«, sagte Johnnys Vater. »Noch nicht küssen. Ich muss dich zuerst fragen. Liebst du meinen Sohn Jonathan Patrick Love?«
    »Ja, das tue ich.«
    »Sehr?«
    »Dad …« Johnny warf ihm einen warnenden Blick zu.
    »Ich liebe ihn mehr, als ich ertragen kann. So sehr, dass es wehtut.«
    »Das sagst du jetzt, Clem, aber wirst du ihn auch lieben, wenn die Zeiten einmal nicht mehr so rosig sind? Wirst du ihn noch lieben, wenn ihr den Widrigkeiten des Lebens ausgesetzt seid?«
    Ein Schatten schien ihre Züge zu verdüstern. Dieser Gedanke war ihr bisher nie gekommen. Sie konnte sich beim besten Willen keine Widrigkeit vorstellen, die ihrer Liebe Schaden zufügen könnte. Ihre Liebe zueinander war unzerstörbar. »Ja. O ja, das werde ich.« Sie

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