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Die stillen Wasser des Todes - Roman

Die stillen Wasser des Todes - Roman

Titel: Die stillen Wasser des Todes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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zu vermischen.
    Er drehte sich um und schüttelte Milo Jachym die Hand. »Lily sagte, Sie wollten mich sprechen«, begann Milo. »Aber wir sollten uns vielleicht lieber nicht hier im Mitgliederbereich unterhalten.« Er führte Doug den Gang entlang zu der Tür mit der Aufschrift Crew .
    Als Doug hinter ihm eintrat, schlug sein Herz vor Aufregung ein wenig schneller. Das hier war quasi geweihter Boden – ein Ort, wo die größten Ruderer des Landes, wenn nicht gar der Welt, sich in ihren Trainingspausen erholt hatten.
    Die Wirklichkeit blieb hinter seinen Erwartungen zurück.
    Im ersten Moment glaubte Doug sich in den Speisesaal seines alten Internats zurückversetzt. Die gleichen zweckmäßigen Möbel, der gleiche Geruch nach Eiern, Pommes frites und Frühstücksspeck. Und obwohl die Handvoll Ruderer, die an den Tischen saßen und vermutlich ihr zweites Frühstück einnahmen, frisch geduscht aussahen, hing in der Luft ein hartnäckiger Geruch nach Schweiß und muffigen Sportschuhen.
    »Tee?«, fragte Milo und forderte Doug mit einer Geste auf, an einem der Tische in der Nähe der Eingangstür Platz zu nehmen.
    Doug, der schon den großen Kantinen-Teespender in der Nähe der Küche entdeckt hatte, musste sich Mühe geben, ein wenig Begeisterung in seine Stimme zu legen. » O ja, danke. Das wäre super.« Jetzt wünschte er, er hätte den Drink nicht abgelehnt, den Lily Meyberg ihm angeboten hatte.
    Kurz darauf brachte Milo zwei Henkelbecher mit einer milchigen Flüssigkeit und eine Zuckerdose an ihren Tisch. »Danke.« Doug nippte vorsichtig. Der Tee schmeckte, als ob er aus einem gusseisernen Boiler käme. Rasch griff er nach der Zuckerdose und löffelte sich eine gesundheitsgefährdende Menge in die Tasse.
    Er spürte die verstohlenen Blicke der Ruderinnen und Ruderer, und an ihrem Ende des Saals war es plötzlich ganz still geworden. Jetzt war nur noch der Ton des Fernsehers zu hören, in dem das Video eines Rennens lief.
    Doug lockerte seinen Krawattenknoten. Als er erfahren hatte, dass er zum Leander gehen sollte, war er froh gewesen, dass er an diesem Tag sein bestes Sportsakko mit passendem Schlips angezogen hatte. Es war schließlich der Leander .
    Aber jetzt, mit all den leger gekleideten Sportlern um sich herum, fühlte er sich unbehaglich und overdressed – eben wie ein Außenseiter –, während Milo es mit seiner gebügelten Chino-Hose und dem marineblauen Leander-Poloshirt mit einem kleinen pinkfarbenen Nilpferd auf der Brust genau richtig getroffen hatte.
    »Baked Beans auf Toast?«, schlug Milo vor. »Ist heute die Empfehlung des Küchenchefs«, fügte er augenzwinkernd hinzu. Wie aufs Stichwort ließ irgendjemand im Saal einen Pups, was mit unterdrücktem Gekicher kommentiert wurde. Milo ignorierte beides.
    »Der beste Freund des Ruderers.« Doug musste sich selbst das Lachen verkneifen. »Aber danke, nein. Ich habe heute Morgen auf dem Revier etwas gegessen, und ich bin nicht fit genug, um ein zweites Frühstück zu verdienen.«
    »Sie sind Ruderer«, sagte Milo und musterte ihn nachdenklich. »Neulich abends hatte ich schon den Eindruck, dass Sie sich auskennen. Aber ich schätze mal, dass Sie nicht im Uni-Team waren – dazu sind Sie nicht groß genug.«
    »Nein, nur Schul-Achter.«
    »Aha. Steuer- oder Backbord?«
    »Steuerbord.«
    »Welche Schule?«
    »Eton«, antwortete Doug, weniger zögerlich als gewöhnlich. Anders als bei der Met würde man ihn hier nicht aufziehen, weil er von einem Elite-Internat kam. Allerdings bekam er allmählich das Gefühl, dass er derjenige war, der hier vernommen wurde.
    Milo nickte. »Die haben ein gutes Programm. Rudern Sie noch?«
    »Ich habe mir gerade ein Haus in Putney gekauft. Dachte mir, ich versuch’s vielleicht mal beim LRC .« Als Schüler war Doug vom London Rowing Club aus Regatten gerudert, doch seither war er nicht mehr dort gewesen. Als er noch unschlüssig gewesen war, ob er das Haus wirklich kaufen sollte, war er in Putney zum Themseufer gegangen und hatte zu dem altehrwürdigen Club hinaufgeschaut. In diesen Gebäuden, mit Blick über den Gezeitenstrom der Themse, war früher einmal der Leander untergebracht gewesen, bevor er nach Henley umgezogen war; die Verbindungen zwischen beiden Clubs waren jedoch nach wie vor eng.
    Sicherlich war der LRC nicht so exklusiv wie der Leander, dennoch hatte Doug sich noch nicht aufraffen können, einfach hinzugehen und die Mitgliedschaft zu beantragen. Die meisten Mitglieder waren gewiss viel erfahrenere

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