Die stillen Wasser des Todes - Roman
Nilpferd-Manschettenknöpfe tragen zu können, als hinter ihm eine Frauenstimme sagte:
»Ich an Ihrer Stelle würde die marineblaue Baseballkappe nehmen.«
Erschrocken fuhr er herum und sah, dass es Lily Meyberg war, die hübsche Empfangschefin.
»Sie meinen, das Pink würde mir nicht stehen?«, fragte er, angestrengt um Lässigkeit bemüht, und deutete mit einem Kopfnicken auf die knallig pinkfarbene Kappe in der Vitrine.
»Ich würde den Träger für seinen Mut bewundern«, erwiderte sie lächelnd. »Aber Ihnen steht die Farbe nicht. Ich würde bei Marineblau bleiben.« Sie berührte ihn leicht am Arm, während sie hinzufügte: »Ehe ich’s vergesse – ich soll Sie nach oben zur Rezeption bringen. Milo wird in ein paar Minuten bei Ihnen sein.«
Während er hinter ihr die Treppe hinaufging, war er hin- und hergerissen zwischen dem Anblick ihres wackelnden Pos in dem engen marineblauen Rock und dem der Fotos von Olympiamedaillengewinnern und Weltmeistern an der Wand des Treppenhauses. Am Abend zuvor hatte er die Bilder nur flüchtig betrachtet – er hatte sich vor Kincaid nicht blamieren wollen, indem er zu lange davor verweilte –, aber jetzt fand er die Alternative doch verlockender.
»Wir decken gerade erst fürs Mittagessen«, erklärte Lily, als sie den Empfangsbereich im ersten Stock erreicht hatten. »Aber die Bar ist geöffnet. Kann ich Ihnen etwas bringen?«
» O nein, danke. Ist noch ein bisschen früh für mich.«
»Und kein Alkohol im Dienst, stimmt’s?«
Um nicht als kompletter Langweiler dazustehen, zuckte er mit den Achseln und sagte: »Na ja, ein Bier zum Lunch darf’s schon mal sein.«
Er schob die Hände in die Hosentaschen und schlenderte zur Balkontür, um auf den Rasen hinunterzublicken, wo im Juni die Zuschauertribünen für die Regatta stehen würden. Wenn er nach links schaute, konnte er gerade eben den Bootsplatz mit den Skiffs auf den Ständern erkennen.
Er widerstand der Versuchung, einen Blick in die Speisesäle zu beiden Seiten des kleinen Foyers zu werfen, und wandte sich wieder zu Lily um, nicht ohne zuvor die Ruder bewundert zu haben, die an den Wänden aufgehängt waren. Olympische Ruder. Wahnsinn. Und eines Tages hätten dort vielleicht auch Rebecca Meredith’ Skulls hängen können.
»Lily, Sie waren doch am Dienstagmorgen hier, nicht wahr?«, fragte er, während er sich die Szene vorzustellen versuchte. »Können Sie sich erinnern, wer als Erster die Befürchtung geäußert hat, Rebecca Meredith könnte etwas zugestoßen sein – war es Freddie Atterton oder Milo Jachym?«
Während sie nachdenklich die Stirn runzelte, fiel ihm auf, dass ihre Nase leicht mit Sommersprossen gesprenkelt war. »Ich weiß nicht. Freddie saß dort drüben am Fenster.« Sie zeigte auf den Tisch, von dem man direkt über den Bootsplatz hinweg auf den Fluss blickte. »Er ist aufgestanden, als er Milo am Empfang stehen sah. Aber ich musste noch mal Kaffee kochen, und als ich aus der Küche zurückkam, waren beide verschwunden. Dann kam Milo noch einmal von draußen herein und sagte, Freddie habe sich auf die Suche nach Becca gemacht.«
Sie schüttelte den Kopf und senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Ich kann es immer noch nicht glauben. Wir sind alle am Boden zerstört.«
»Waren Sie gut befreundet?«, fragte er.
Mit einem Achselzucken wandte Lily sich ab und schob sich eine Haarsträhne hinters Ohr. »Na ja, ich würde nicht unbedingt sagen, dass irgendjemand mit Becca gut befreundet war. Aber sie war immer –« Lily hielt einen Moment inne und fuhr dann fort: »– vielleicht nicht übermäßig freundlich, aber aufmerksam. Sie würden sich wundern, auf wie viele Mitglieder das nicht zutrifft. Sie hat das Personal nie ausgenutzt, und wer selbst Ruderer war, wurde von ihr immer mit Respekt behandelt. Sie hat nie viel Aufhebens um ihre Person gemacht.«
Er sah, wie sie einen Blick über seine Schulter warf. Augenblicklich straffte sich ihr Rücken, und sie war wieder ganz die Empfangschefin. Mit einem eingeübten Lächeln sagte sie: »Da kommt ja Milo. Dann lasse ich Sie beide mal allein.«
Mit Bedauern sah Doug ihrem schlanken Rücken nach, als sie im Speisesaal verschwand. Er fragte sich, ob er es vielleicht irgendwie hinbiegen könnte, ihr rein zufällig über den Weg zu laufen, wenn er nicht im Dienst war, und sie zu einem Drink einzuladen. Doch er wusste, dass er der Versuchung besser widerstehen sollte; es war nie ratsam, Ermittlungsarbeit und persönliche Beziehungen
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