Die stillen Wasser des Todes - Roman
Fahrt zusammenstießen.
Daniel J . Boyne, The Red Rose Crew: A True Story of Women, Winning, and the Water
Kincaid konnte das Feuer schon riechen, als sie im Dorf ankamen, trotz der geschlossenen Wagenfenster.
Er und Cullen hatten die Fahrt von London nach Hambleden in grimmigem Schweigen verbracht. Doug, der auf dem Beifahrersitz saß, war ein wenig grün im Gesicht, und Kincaid selbst wollte keine Spekulationen anstellen, solange er nicht genau wusste, was passiert war.
»Ich hätte vielleicht lieber auf den Glühwein verzichten sollen«, meinte Doug jetzt.
Kincaid nickte zustimmend. Er hatte den Verdacht, dass er selbst das eine Stück Geburtstagstorte und das Glas Bowle noch bereuen würde – mehr hatte er vor Childs’ Anruf gar nicht geschafft. Immer wieder musste er an Edie Craig denken, die trotz ihrer Verzweiflung freundlich zu ihm gewesen war, obwohl sie es nicht nötig gehabt hätte.
Er hatte gewusst, dass sie Craig hätten festnehmen sollen, aber so etwas – damit hatte er nicht gerechnet.
Die engen Dorfstraßen waren mit Fahrzeugen verstopft, der Parkplatz des Pubs bis auf den letzten Quadratmeter besetzt – sicherlich weit mehr als an einem normalen Samstag. So eine Tragödie war immer gut für den Umsatz.
Ein paar Schaulustige standen sogar auf der Straße herum. Kincaid musste hupen und sie mit Zeichen auffordern, den Weg freizumachen, als er die Zufahrt zu Craigs Anwesen erreichte.
Er ließ das Fenster herunter und zeigte dem uniformierten Constable, der an der Abzweigung postiert war, seinen Dienstausweis. Als er weiterfuhr und den Wagen auf den Rasen lenkte, schlug ihnen der Gestank wie eine Woge entgegen. Bildete er sich nur ein, dass er in dem beißenden Rauchgeruch die unverkennbare Note von verkohltem Fleisch wahrnehmen konnte?
Dann blickte er auf und sah das Haus.
» O Mann«, flüsterte Doug neben ihm.
Der schöne rote Backstein war schwarz von Feuer und Ruß, die Fenster zersprungen, das Dach an mehreren Stellen eingebrochen. Es war offensichtlich, dass das Feuer ungehindert gewütet hatte, ehe die Feuerwehr eingetroffen war.
Zwei der Löschfahrzeuge standen noch in der Auffahrt wie rote Wachtposten, und lange Schläuche zogen sich bis in das ausgebrannte Haus hinein. Ein wenig abseits von den Feuerwehrleuten und den uniformierten Beamten stand eine Gruppe von Männern in Zivil, unter ihnen Chief Superintendent Denis Childs, dessen füllige Gestalt nicht zu übersehen war. Als sie ausstiegen und hinübergingen, kam er ihnen entgegen.
»Was ist passiert?«, fragte Kincaid nur. Er wusste nicht, ob er sich hätte beherrschen können, wenn er mehr gesagt hätte.
»Der Alarm wurde um zwei Uhr früh ausgelöst, aber als die Feuerwehr eintraf, hatten die Flammen schon das ganze Gebäude erfasst. Erst vor einer halben Stunde konnten sie das erste Team hineinschicken.« Childs trug seinen Burberry über einer Cordhose und einem alten Pullover, und sein normalerweise so akkurat frisiertes dunkles Haar war ungekämmt und vom Wind zerzaust.
Der ungewohnte Anblick seines Chefs in diesem derangierten Aufzug verstärkte noch Kincaids Gefühl von Unwirklichkeit. »Ist es wahr? Sie sind beide tot?«
Childs nickte nur und wandte den Blick ab.
Kincaid schluckte. »Wie ist es passiert?«
»Laut Auskunft des Brandermittlers« – Childs wies auf einen Mann, der soeben aus dem Haus kam, und Kincaid erkannte den Spezialisten, den er bei Kieran Connollys Bootsschuppen getroffen hatte – »sieht es nach einem erweiterten Suizid aus. Nach einer ersten Einschätzung wurde Mrs. Craig aus kurzer Entfernung erschossen. Anschließend hat Craig offenbar das Feuer gelegt und sich dann selbst erschossen.«
Kincaid schüttelte den Kopf. »Ich will es selbst sehen.« Er ging auf das Haus zu, doch Childs packte seinen Arm mit festem Griff. »Sie können da nicht reingehen, Duncan. Es ist zu heiß. Es wird noch Stunden dauern, und dann muss erst einmal die Spurensicherung rein. Das wissen Sie doch.«
Kincaid schüttelte ihn ab und drehte sich zu ihm um. »Was ich weiß, ist, dass es nicht dazu hätte kommen müssen. Wir hätten von dem richterlichen Beschluss Gebrauch machen und ihn festnehmen sollen. Dann würde Craig jetzt in einer Zelle sitzen und auf seinen Anwalt warten, und Edie Craig wäre noch am Leben. Ich will genau wissen, was Sie zu ihm gesagt haben.«
»Chef –« Doug starrte ihn entsetzt an.
Kincaid ignorierte ihn. Er schien seine Zunge nicht mehr unter Kontrolle zu haben. »Haben
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