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Die stillen Wasser des Todes - Roman

Die stillen Wasser des Todes - Roman

Titel: Die stillen Wasser des Todes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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entschuldigt und sich unauffällig hinausgeschlichen – zum Glück, bevor Kincaid sehen konnte, wie Charlotte zu weinen anfing.
    Gemma nahm sie auf den Arm, tröstete sie und versuchte sie abzulenken, indem sie fragte, ob sie auch aus Charlottes kleinem Fläschchen trinken dürfe.
    Charlotte gab ihr einen »Schluck«, dann drückte sie die Flasche an ihre Brust und entspannte sich in Gemmas Armen, bis nur noch ab und zu ein kleines Schniefen zu hören war.
    Würde sie sich an solche Enttäuschungen gewöhnen?, fragte sich Gemma, während sie Charlotte in ihren Armen wiegte und ihr zärtlich auf den Rücken klopfte.
    Hatte es den Jungs geschadet, dass ständig entweder Gemma oder Duncan oder alle beide zu irgendwelchen Tatorten oder Zeugenbefragungen hetzen mussten?
    Von den beiden kam Toby besser damit zurecht. Er war noch zu klein gewesen, um irgendeine Erinnerung daran zu haben, wie sein Vater sie beide verlassen hatte, und seitdem hatte er nach und nach eine Schutzschicht aus Geborgenheit und Sicherheit ausbilden können wie eine kleine Perle in einer Auster – obwohl, dachte sie lächelnd, bestimmt niemand auf die Idee käme, Toby mit einer Perle zu vergleichen.
    Kit hatte wie Charlotte einen Verlust erlitten, war aber zudem schwer enttäuscht worden, sowohl von dem Mann, den er für seinen Vater gehalten hatte, als auch von seiner Großmutter. Und doch schien er all das recht gut zu verarbeiten, wenngleich niemand sagen konnte, ob ihm nicht doch Narben zurückbleiben würden.
    Im Augenblick jedoch neckte er seinen Bruder, indem er mit Tobys Piratenschwert »Hasch-mich« spielte. Er sah aus wie ein ganz normaler, zu allerhand Unfug aufgelegter Vierzehnjähriger. Und das war gut.
    Nachdem Charlotte sich ausgeheult hatte, wurde es ihr allmählich langweilig auf Gemmas Arm, und sie begann zu zappeln. »Ich will runter, Mami«, sagte sie.
    »Was?« Gemma war so verblüfft, dass sie ihren Griff lockerte und Charlotte mit einem Rumms auf den Füßen landete.
    »Ich will mit Holly spielen«, sagte Charlotte mit mehr Nachdruck. Und dann lief sie davon, hüpfte in ihrem gelben Kleidchen durchs Zimmer, ohne zu ahnen, dass sie gerade etwas höchst Bedeutsames gesagt hatte.
    Gemma stand da, die Fingerknöchel an ihre plötzlich zitternden Lippen gepresst. Es war nichts weiter, sagte sie sich. Charlotte hatte gehört, wie Toby sie ständig »Mami« nannte, und selbst Kit benutzte die Anrede, wenn er sie necken wollte. Es war nur natürlich, dass Charlotte nachzuplappern begann, was sie gehört hatte. Aber dennoch –
    »Alles okay, Chefin?«, fragte Melody und trat zu ihr. »Du siehst ein bisschen – belämmert aus.«
    »Oh.« Gemma versuchte sich zusammenzunehmen. »Es ist nichts. Ich habe wohl nur etwas zu viel Torte gegessen.«
    Melody warf ihr einen skeptischen Blick zu – vielleicht, weil sie gesehen hatte, wie Gemma nur einen kleinen Bissen probiert und dann ihren Teller abgestellt hatte, um sich einem anderen Gast zuzuwenden.
    Doch anstatt Gemmas Ausrede anzuzweifeln, fuhr sich Melody nervös durchs Haar und sagte ein wenig zögerlich: »Chefin, ich will ja nicht noch mehr Unruhe in Charlottes Party hineinbringen, aber … diese Frau, die Kollegin von der Sitte, von der Doug sagte, sie habe Rebecca Meredith an deren letztem Tag im Dienst besucht – Chris Abbott …«
    »Was ist mit ihr?«, fragte Gemma. Sie spürte, wie ihr Magen sich leicht zusammenkrampfte, als hätte sie eine körperliche Vorahnung.
    »Mir ist gerade eingefallen, warum mir ihr Name so bekannt vorkam«, sagte Melody. »Er stand in den Sapphire-Akten.«
    »Superintendent Kincaid«, begrüßte sie Owen Morris, der Brandermittler der Feuerwehr. »Und Sergeant Cullen. Entschuldigen Sie, dass ich Ihnen nicht die Hand geben kann.« Er hielt zur Demonstration seine behandschuhten Hände hoch und zuckte mit den Achseln. »Wir scheinen uns immer wieder bei solchen Anlässen zu begegnen.«
    Morris, der noch in voller Montur war, kam soeben aus dem Haus, in dem Kincaid gerade noch die Assistentin des Brandermittlers hatte verschwinden sehen.
    »Können wir reingehen, wenn wir Schutzkleidung anlegen?«, fragte Kincaid.
    »Nein, tut mir leid. Es ist noch zu heiß, und das Gebäude ist einsturzgefährdet. Der Rechtsmediziner und die Spurensicherung werden auch noch warten müssen.«
    Frustriert blickte Kincaid zu der offenen Haustür. »Dann geben Sie uns doch bitte eine Schilderung.«
    »Kein schöner Anblick, das hier«, erwiderte Morris

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