Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die stillen Wasser des Todes - Roman

Die stillen Wasser des Todes - Roman

Titel: Die stillen Wasser des Todes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
Vom Netzwerk:
Autos – fast alles fette SUV s. »Das ist ja ein richtiges Macchiato-Mütter-Viertel«, murmelte Gemma, während sie nach einer Parklücke suchte. Sie war schon ein gutes Stück an der Adresse vorbeigefahren, die Melody ihr genannt hatte, als sie einen Wagen vom Bordstein wegfahren sah. Sogleich setzte sie den Blinker und manövrierte den Escort in die Lücke.
    »Rückwärts Einparken: Sehr gut«, scherzte Melody, während Gemma den Motor abstellte, doch während sie es sagte, schob sie schon ihre dunklen Haarsträhnen hinter die Ohren und überprüfte den Inhalt ihrer Handtasche – beides deutliche Zeichen von Anspannung. »Wissen wir, was wir sagen wollen?«, fragte sie.
    »Wir improvisieren«, antwortete Gemma. »Und du führst Regie.«
    Sekunden nachdem Gemma geklingelt hatte, war eine leichte Bewegung an den Holzrollläden des gepflegten Reihenhauses zu sehen. Dann öffnete eine dünne blonde Frau die Tür. Sie trug eine enge Designer-Jeans und ein teuer aussehendes Top, doch der elegante Effekt wurde beeinträchtigt durch ihre gehetzte und genervte Ausstrahlung und den unfreundlichen Blick.
    »Ja?«, fragte sie ungehalten.
    » DCI Abbott?« Melody hielt ihren Dienstausweis hoch. » DC Talbot, Notting Hill. Und das ist DI James. Könnten wir Sie kurz sprechen?«
    Auch die sorgfältig aufgetragene Make-up-Schicht konnte den panischen Schrecken nicht kaschieren, der beim Anblick ihrer Dienstausweise in Chris Abbotts Gesicht aufblitzte. »Was ist passiert? Meine Jungen – Ist ihnen etwas – Mein Mann – O Gott, Ross –«
    »Ihren Söhnen geht es gut«, beeilte Melody sich, sie zu beruhigen. »Und Ihrem Mann auch. Aber wir müssen mit Ihnen sprechen. Wenn wir vielleicht reinkommen dürften?«
    Abbott sackte zusammen und musste sich einen Moment lang mit einer Hand am Türpfosten festhalten, als hätte die Erleichterung sie beinahe so stark erschüttert wie der Moment der Panik.
    Dann ließ sie die Hand sinken und starrte die beiden argwöhnisch an. Die Polizistin in ihr schien die Kontrolle zu übernehmen, als sie Gemmas und Melodys legeren Aufzug und ihr offenkundig inoffizielles Auftreten registrierte. Und wie Gemma vermutete, kalkulierte sie zudem ein, dass die beiden im Dienstgrad unter ihr standen.
    Der neugierige Blick einer Nachbarin, die gerade vorbeijoggte, schien für Abbott den Ausschlag zu geben. Mit einem Achselzucken sagte sie: »Na schön. Ich kann Ihnen fünf Minuten zugestehen. Ich muss noch meine Söhne abholen. Deswegen war ich so besorgt. Sie sind bei einem Freund, und man weiß ja nie, was alles passieren könnte.«
    Die Erklärung war ein bisschen ausführlicher als nötig – ein Zeichen von Nervosität, dachte Gemma.
    Auf Abbotts unwillige Geste hin traten sie ein, und Gemma sah sich interessiert um.
    Das Haus würde auch bei der derzeitigen Wirtschaftslage noch einen hohen Preis erzielen, allein wegen der Lage und der Ausstattung. Dennoch war es eher klein, und das Wohnzimmer wirkte mit den voluminösen Ledermöbeln und dem Couchtisch von der Größe eines Felsblocks völlig überfrachtet. Eine ganze Wand wurde von einem Heimkino eingenommen, mit einem Flachbildschirm in der Mitte, dessen Abmessungen dem Sofa Konkurrenz machten.
    Während die Regale des Heimkinos mit DVD s vollgestopft waren, konnte Gemma nirgends auch nur ein Buch entdecken. Und auch von herumfliegenden Kindersachen, über die man in Gemmas und Duncans Haus allenthalben stolperte, war nichts zu sehen, wenngleich Gemma auf den zweiten Blick feststellte, dass in einem der Fächer des Videoschranks ein Spielzeugkorb stand.
    Dennoch wirkte die Wohnung irgendwie steril, als ob hier nie ein halbwegs normales Familienleben stattfände.
    Dass hier tatsächlich Kinder lebten, belegten die gerahmten Familienfotos an der Wand gegenüber dem TV -Schrank. Mutter, Vater und die zwei kleinen Jungen, alle unnatürlich geschniegelt und gebügelt, alle mit diesem starren Lächeln im Gesicht, bei dem einem schon vom Hinsehen die Kiefer wehtaten.
    Auf den meisten Bildern wirkte Chris Abbott angespannt, und die Art und Weise, wie sie die Schultern der Jungen gepackt hielt, erweckte den Eindruck, dass sie sie bändigen musste. Abbotts Gatte, ein hochgewachsener Mann mit schütterem Haar und einem Gesicht, das ein wenig zu grobknochig war, um attraktiv genannt zu werden, hatte den Arm um die Schultern seiner Frau gelegt, eine eher besitzergreifende als beschützende Geste, wie Gemma fand.
    Was die Kinder betraf, so war der ältere

Weitere Kostenlose Bücher