Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die stillen Wasser des Todes - Roman

Die stillen Wasser des Todes - Roman

Titel: Die stillen Wasser des Todes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
Vom Netzwerk:
Torbogen treten, der zum Eingang des Clubhauses führte, und aufgeregt gestikulierend auf Tavie zugehen.
    Im ersten Moment dachte Kieran, es sei vielleicht der Geschäftsführer des Clubs, doch als er näher trat, konnte er die Verzweiflung in den fein geschnittenen Zügen des Mannes sehen. Ganz offensichtlich war er persönlich betroffen.
    Als Kieran bei der Gruppe anlangte, drehte Tavie sich zu ihm um. »Kieran, das ist Mr. Atterton. Er hat seine Exfrau als vermisst gemeldet. Sie ist gestern Abend mit einem Boot vom Club aus losgerudert und nicht mehr zurückgekommen.« Tavies Ton war sachlich, wie immer, wenn sie Angehörige zu beruhigen versuchte.
    Kieran betrachtete Atterton eingehend und versuchte herauszufinden, wieso der Mann ihm so bekannt vorkam. Er war schätzungsweise Mitte dreißig, durchtrainiert, mit kräftigen Schultern, die aus der Ferne durch den eleganten Schnitt seines Sakkos kaschiert worden waren. Wo hatte Kieran ihn schon einmal gesehen? Seine Unruhe wuchs.
    Atterton wandte sich zu ihm um. »Ms. Larssen sagt, Sie rudern auch.« Sein Akzent wies ihn sofort als Akademiker und Mitglied der Oberschicht aus. »Dann werden Sie das ja verstehen. Ich weiß, es klingt verrückt, in der Abenddämmerung mit einem Skiff loszurudern. Aber Becca wäre nicht unvorsichtig gewesen. Dafür ist sie zu erfahren.«
    Kierans Herz krampfte sich zusammen, als ob all seine vagen Befürchtungen sich zu einem Stein in seiner Brust verfestigt hätten. »Becca?«
    »Rebecca. Rebecca Meredith. Meine Frau – meine Exfrau – hat ihren Mädchennamen behalten. Unter dem war sie als Ruderin bekannt. Und jetzt trainiert sie wieder. Für die Olympischen Spiele.«
    »Becca«, wiederholte Kieran, und seine Lippen fühlten sich plötzlich taub an. Ihm war, als hätte sich vor ihm ein tiefes Loch aufgetan, und er hatte das Gefühl, ins Leere zu stürzen.
    »Kieran, ist alles in Ordnung mit dir?« Tavie hatte gewartet, bis sie allein waren und ihre Position eingenommen hatten, ehe sie ihn fragte.
    Sie hatte auf beiden Seiten des Flusses je zwei Teams eingesetzt, bestehend aus je zwei Hundeführern und zwei Hunden. Am Buckinghamshire-Ufer hatte sie Rafe und Andrea Bennett zwischen Henley und Temple Island postiert, und Scott deckte mit Sarah das Gebiet zwischen Temple Island und der Schleuse von Hambleden ab. Am Berkshire-Ufer hatte sie Sophie und Hugo für den Abschnitt zwischen Leander und Temple Island eingeteilt und sich selbst und Kieran den letzten Abschnitt zwischen Temple Island und der Schleuse von Hambleden vorbehalten. Tom Bennett war zur Koordination beim Leander-Club geblieben.
    Es war ihr endlich gelungen, Mr. Atterton davon zu überzeugen, dass er sich am besten nützlich machen konnte, indem er im Club blieb, falls seine Frau anrufen oder zurückkehren sollte. Dann waren sie und Kieran in getrennten Autos die Remenham Lane entlanggefahren und von dort weiter über den Feldweg, von dem aus es nicht mehr weit zum Uferpfad und ihrem Suchsektor war.
    Sie hatten am letzten Zaun angehalten, der zwischen ihnen und den Themseauen lag. Hinter der Wiese konnte sie den Fluss sehen, mit Temple Island in der Mitte. Die Insel mit dem Pavillon wirkte übertrieben in Szene gesetzt vor dem Hintergrund der wild wuchernden Vegetation am gegenüberliegenden Ufer, das zu Buckinghamshire gehörte. Sie würden mit den Hunden durch das Gatter und über die Wiese gehen, die nach dem morgendlichen Wolkenbruch gewiss matschig war, um dann zu Fuß flussabwärts zu suchen.
    Zum Glück schien das schlechte Wetter am Morgen die üblichen Scharen von Hundebesitzern, Joggern und Eltern mit Kinderwagen abgeschreckt zu haben, die sich gewöhnlich auf dem Themsepfad tummelten, und gleich nach dem Start der Suche hatte die Polizei die Uferwege auf beiden Seiten zwischen Henley und Hambleden abgesperrt, was die für die Suchhunde verwirrende Vielzahl von Gerüchen reduzierte.
    Tavie öffnete Toshs Hundebox und legte der Schäferhündin die Leine an. Tosh sprang leichtfüßig herunter, setzte sich halb auf Tavies Fuß und blickte zappelnd vor Ungeduld zu ihr auf. Sie konnte es nicht erwarten, an die Arbeit zu gehen.
    Tavie sah sich nach Kieran um, der immer noch nicht geantwortet hatte. Er zerrte seine Ausrüstung aus dem Laderaum seines alten grünen Land Rover – Rucksack, Funkgerät, Wasserflasche, Hundeleine und den Quietscheball, den Finn als Finderlohn bekam. Seine Bewegungen wirkten automatisch, und er sah sie nicht an.
    »Kieran, bist du sicher,

Weitere Kostenlose Bücher