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Die stillen Wasser des Todes - Roman

Die stillen Wasser des Todes - Roman

Titel: Die stillen Wasser des Todes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Kribbeln einsetzte. Sein Bein war eingeschlafen. Und das Gewitter zog schon wieder ab, wie er nun bemerkte. Der Regen war nur noch ein Tröpfeln und prasselte nicht länger an die Scheiben wie Querschläger, der Schuppen schwankte nicht mehr im Wind, und seine Übelkeit hatte sich auch gelegt.
    »Runter von meinem Bein, du Riesenvieh«, sagte er stöhnend, kraulte aber Finns Ohren, während er behutsam seine Beine beugte und streckte, um den Kreislauf wieder in Gang zu bringen.
    Wieder verspürte er ein Kribbeln, aber diesmal war es sein Handy, das in seiner Gesäßtasche vibrierte, als es mit einem Ping das Eintreffen einer SMS signalisierte.
    »Weg da, Kumpel«, sagte er und schob den Hund sachte zur Seite, ehe er im Aufstehen sein Handy aus der Hosentasche fischte.
    Die SMS war von Tavie – sie hatte an diesem Morgen die Einsatzkoordination. VP . ERWACHSENE RUDERIN . ZG U . LBA LEANDER . BITTE VERFÜGBARKEIT FÜR SUCHE MELDEN .
    Kieran konnte die Kürzel inzwischen automatisch ergänzen. Vermisste Person. Zuletzt gesehen und letzter bekannter Aufenthaltsort: Leander-Club . Er verspürte einen Adrenalinstoß, und Finn, der inzwischen auf den Beinen war, winselte und trippelte ungeduldig um ihn herum. Er kannte das SMS -Signal, und er liebte die Arbeit fast so sehr, wie er Kieran liebte.
    »Okay, Junge«, sagte Kieran, »wir haben einen Auftrag.« Und Gott sei Dank hatte das Gewitter sich inzwischen fast verzogen, und er war sicher genug auf den Beinen, um sich zum Einsatz melden zu können. Aber es gefiel ihm gar nicht, was er da gelesen hatte.
    In den anderthalb Jahren, die er nun schon für den Such- und Rettungsdienst, Thames Valley Search and Rescue, arbeitete, hatten sie schon unzählige Suchaktionen am und im Fluss durchgeführt. Das blieb in dieser Gegend nun mal nicht aus. Aber eine Suche nach einer vermissten Ruderin – das hatte es noch nie gegeben.

3
    Jeder Mensch verliert permanent kleine, wie Cornflakes geformte Hautschuppen – bis zu 40 000 in der Minute. Auf jeder dieser Schuppen sitzen Bakterien, und jede strömt den einzigartigen, unverwechselbaren Duft dieses Menschen aus. Das ist der Geruch, auf den der ausgebildete Suchhund anspricht.
    American Rescue Dog Association,
    Search and Rescue Dogs: Training the K -9 Hero
    Tavie hatte den Leander-Club zum Sammelpunkt für das Team bestimmt. Es war nicht nur der Ort, wo die Vermisste zuletzt gesehen worden war, er bot sich auch als zentraler Stützpunkt für die Suchaktion an, wo es Strom gab und das Team sich mit allem Notwendigen versorgen konnte.
    Als Kieran in die Einfahrt des Clubs einbog, sah er, dass die anderen Teammitglieder sich schon an der Stelle zu sammeln begannen, wo der Weg an der Wiese endete. Tavies glänzender schwarzer Toyota mit Allradantrieb und dem unverwechselbaren Logo der Thames Valley Search and Rescue auf der Seite parkte direkt vor dem Torbogen am Eingang des Clubs, flankiert von zwei Streifenwagen der Thames Valley Police.
    Tavie stand neben dem Pick-up, ihr blonder Haarschopf ein weithin sichtbarer Blickfang über ihrer schwarzen Uniform, während sie auf die uniformierten Constables einredete und dabei ein Sprechfunkgerät schwenkte, wie um ihre Worte zu untermalen. Aus dem Laderaum des Transporters war ein hohes, scharfes Jaulen zu hören. Tosh, Tavies Deutsche Schäferhündin, brachte ihre Ungeduld zum Ausdruck.
    Kieran entdeckte auch die robusten fahrbaren Untersätze der anderen Teammitglieder, die in der Nähe von Tavies Toyota geparkt hatten, und als er in den Rückspiegel schaute, sah er hinter sich noch weitere in die Einfahrt einbiegen. Alle waren mit Hundeboxen ausgestattet.
    Er fand eine Lücke am Zaun des Parkplatzes, und kaum hatte er den Motor abgestellt, als Finn auch schon zu bellen anfing. Ein Chor von Hundestimmen aus den anderen Autos antwortete ihm. »Immer mit der Ruhe, Junge«, forderte Kieran ihn auf. Die Zeit war ein entscheidender Faktor bei der Vermisstensuche, aber ebenso wichtig war gute Vorbereitung. Kieran hatte sich noch ein paar Minuten für eine schnelle Katzenwäsche genommen, ehe er seine Uniform angelegt hatte, und Finn hatte eine Portion Trockenfutter bekommen, während Kieran selbst sich mit einem Energieriegel gestärkt hatte. Es könnte ein langer Tag werden, und sie würden ihre ganzen Kraftreserven brauchen.
    Während er noch ein letztes Mal seine Ausrüstung überprüfte und aus dem Wagen stieg, sah er einen groß gewachsenen, schlanken Mann in einem Sakko durch den

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