Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die stillen Wasser des Todes - Roman

Die stillen Wasser des Todes - Roman

Titel: Die stillen Wasser des Todes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
Vom Netzwerk:
kommen.«
    Duncan schaute seine Eltern an, und er hatte den Eindruck, dass sein Vater ein wenig dünner und seine Mutter ein wenig grauer geworden war, seit sie sich zuletzt gesehen hatten. Die Großzügigkeit der beiden schien keine Grenzen zu kennen, hatten sie doch zunächst Kit in ihre Familie aufgenommen, den Enkelsohn, von dessen Existenz sie lange nichts geahnt hatten, dann Toby und nun auch Charlotte. Dafür liebte er sie, und ihm wurde bewusst, dass er ihnen das viel zu selten sagte.
    Er hatte seiner Mutter einen Kuss auf die Wange gegeben und seinem Vater einen männlichen Händedruck mit angedeuteter Umarmung. »Danke. Das Auto ist super. Und es bedeutet, dass wir euch in Zukunft öfter besuchen können.«
    Daraufhin begann Toby auf- und abzuhüpfen und zu rufen: »Die Hunde können jetzt auch mitkommen, die Hunde können auch mitkommen!« – und bald hüpfte Charlotte munter mit. Jack und Winnie standen auf der Veranda, Winnie mit Constance auf dem Arm, und sahen grinsend zu.
    Nur Kit hatte nicht so begeistert gewirkt, hatte nur mit verschränkten Armen und finsterer Miene dabeigestanden. Kit hatte sie angebettelt, mit seiner Cousine und seinem Cousin – den Kindern von Duncans Schwester Juliet – nach Cheshire zurückfahren und den Rest der Ferien dort verbringen zu dürfen. Aber sosehr Duncan seine Nichte Lally auch mochte – der Gedanke, dass die beiden Teenager dann ohne seine oder Gemmas Aufsicht sein würden, hatte ihm nicht behagt. Gewiss, weder er noch Gemma hatten letztlich verhindern können, dass die beiden in echte Schwierigkeiten geraten waren, dachte er mit jenem Schaudern, das unweigerlich die Erinnerung an die vergangenen Weihnachtstage begleitete.
    Jetzt sah er Kit an, der neben ihm auf seinem Sitz herumrutschte und finster vor sich hin starrte, und er fragte sich, ob den Jungen nicht noch mehr bedrückte als der Gedanke an das uncoole Auto und der generelle Ferienende-Blues.
    Da sie mit zwei Autos nach London zurückfahren mussten, hatte Gemma Toby und Charlotte im Escort mitgenommen, und Duncan hatte gehofft, dass die Fahrt mit Kit im Astra eine Gelegenheit wäre, sich mal wieder intensiv mit seinem Sohn zu unterhalten.
    »Vielleicht könnten wir über Weihnachten nach Nantwich fahren«, sagte er und merkte im gleichen Augenblick schon, wie voreilig sein Vorschlag war. Er war sich sicher, dass Gemma lieber zu Hause bleiben würde – es wäre schließlich für Charlotte das erste Weihnachtsfest als Mitglied ihrer Familie. »Oder später«, verbesserte er sich. »Am zweiten Weihnachtstag. Vielleicht können wir ein paar Tage zwischen Weihnachten und Neujahr bleiben.«
    Kit wirkte ein wenig besänftigt, doch dann zog er wieder die Stirn in Falten. »Und was ist, wenn Lally und Sam die Weihnachtsferien bei ihrem Papa verbringen müssen? Er will doch sowieso, dass sie ganz bei ihm wohnen.« Er sah Duncan durch die Haarsträhnen hindurch, die ihm über die Augen fielen, besorgt an. »Jetzt, wo Tante Jules mit diesem Polizisten zusammen ist.«
    »Was?« Duncan hatte Mühe, sich auf den Lastwagen zu konzentrieren, den er gerade überholte. »Juliet ist mit einem Polizisten zusammen? Davon hat sie ja noch gar nichts gesagt.« Aber jetzt fiel ihm wieder ein, dass seine Schwester irgendwie glücklicher und entspannter gewirkt hatte und dass er sie mehr als einmal dabei ertappt hatte, wie sie ohne ersichtlichen Grund gelächelt hatte, wenn sie sich unbeobachtet glaubte. Und sie hatte auch auffällig oft ihr Handy abgehört. Aber ein Polizist?
    Und dann dämmerte es ihm. »Doch wohl nicht Ronnie Babcock, der alte Fuchs?«, sagte er laut und grinste dabei. Ronnie Babcock war in der Schule sein bester Freund gewesen, und heute arbeitete er im gehobenen Kriminaldienst bei der Cheshire Constabulary. Ronnie, der vergangenes Jahr an Weihnachten sein Leben für Kit und Duncan riskiert hatte, war zäh wie ein alter Stiefel und hatte auf den ersten Blick absolut gar nichts mit Juliet gemein. Aber seine Schwester war auf ihre Weise ebenfalls zäh, und Ronnie war zweifellos ein Mann, den sie respektieren konnte.
    »Lallys Papa mag ihn nicht«, sagte Kit. »Und er sagt, Tante Juliet wäre eine –« Kit hielt inne; offenbar wollte er doch lieber nicht wörtlich wiederholen, was er gehört hatte. »Onkel Caspar sagt, die Tinte auf den Scheidungspapieren ist ja noch kaum trocken«, fügte er stattdessen hinzu.
    Caspar Newcombe, Kincaids Exschwager, hatte allen Grund, Ronnie Babcock nicht zu mögen. Und

Weitere Kostenlose Bücher