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Die stillen Wasser des Todes - Roman

Die stillen Wasser des Todes - Roman

Titel: Die stillen Wasser des Todes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Peter Pan anschauen wollte, hatte sie die beiden mit dem König der Löwen allein gelassen.
    Jetzt konnte sie hören, wie Toby ziemlich falsch mitsang.
    »Er hat bestimmt eine glänzende Karriere als Musicalstar vor sich«, meinte Melody, und sie kicherten beide.
    »Allenfalls in Mantel-und-Degen-Stücken«, sagte Gemma, als sie sich Tobys Bühnenlaufbahn vorzustellen versuchte. »Aber vielleicht habe ich ja Glück, und er singt Charlotte in den Schlaf, und nicht bloß sein künftiges Publikum.«
    Sie fand, dass ihre Freundin ungewöhnlich entspannt aussah. Melody trug jetzt eine Jeans, aber die leuchtend rote Strickjacke hatte sie anbehalten, und ihre Wangen waren gerötet, nachdem sie noch kurz mit den Hunden um den Block gegangen war, während Gemma sich um die Kinder gekümmert hatte.
    »Und das wäre ein Segen? Wenn er Charlotte in den Schlaf singen könnte?«
    »An manchen Abenden schon. An den meisten«, gab Gemma zu. »Und selbst wenn sie einschläft, wacht sie irgendwann wieder auf, weil sie Alpträume hat.«
    »Träumt sie denn von ihren Eltern?«, fragte Melody.
    Gemma schwenkte den Wein in ihrem Glas. »Manchmal. Manchmal ruft sie nach ihnen.« Sie wollte nicht zugeben – wie sie es Winnie gegenüber getan hatte –, wie hilflos und überfordert sie sich vorkam, wenn Charlotte aus dem Schlaf hochschreckte und »Mama! Papa!« schluchzte. Erst in jüngster Zeit hatte die Kleine begonnen, auch nach Gemma zu rufen, aber Gemma war sich nicht sicher, ob das ein Fortschritt war.
    Melody blickte sich verstohlen zum Wohnzimmer um und senkte die Stimme. »Ich finde das angesichts der Umstände eigentlich ganz normal. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es für ein Kind sein muss, seine Eltern zu verlieren, sein Zuhause, alles, was ihm vertraut ist …«
    »Das Merkwürdige ist«, entgegnete Gemma nachdenklich, »dass sie am Tag – abgesehen von der Trennungsangst – eigentlich ganz gut damit zurechtzukommen scheint. Sie spricht zwar von ihrer Mama und ihrem Papa in der Gegenwartsform, als ob sie nur eben irgendwohin gegangen wären, aber sie sagt nie, dass sie nach Hause will.«
    »Bist du mal mit ihr dort gewesen?«
    Gemma schüttelte den Kopf. »Nein. Wir fanden, das wäre keine gute Idee. Aber Louise bereitet inzwischen den Verkauf des Hauses vor, und wir wollten, dass sie ein paar vertraute Gegenstände behält.«
    Louise Phillips hatte zusammen mit Charlottes Vater eine Anwaltskanzlei geführt und war nun als Nachlassverwalterin der Eltern eingesetzt.
    Obwohl die Kunsthändler – darunter auch Sandra Gilles ’ Galeristin Pippa Nightingale – sich schon die Finger nach den Textilcollagen leckten, die noch im Studio lagerten, hatte Lou Phillips beschlossen, sämtliche Arbeiten und Skizzenbücher von Charlottes Mutter aufzubewahren, bis das Mädchen volljährig war und selbst entscheiden konnte, ob sie sie verkaufen oder behalten wollte. Sie waren ein Vermächtnis, das Charlotte einmal zu schätzen wissen würde, und der Erlös aus dem Verkauf des Hauses in der Fournier Street – voraussichtlich eine beträchtliche Summe – sollte in einen Fonds zur Finanzierung ihrer Ausbildung fließen.
    »Und deshalb bin ich eines Tages, als die Jungs in der Schule waren, mit ihr in den Park gegangen«, fuhr Gemma fort, »und habe sie gefragt, ob sie ein Spiel spielen möchte. Sie sollte die Augen schließen und sagen, was ihre Lieblingssachen aus jedem Zimmer ihres alten Hauses sind.«
    »Ich könnte nicht einen Gegenstand nennen, den ich unbedingt aus meiner Wohnung retten wollte, selbst wenn es brennen würde«, bemerkte Melody mit wehmütigem Unterton. »Es ist nicht wie dieses Haus.«
    Gemma ließ den Blick durch ihre in fröhlichem Blau und Gelb gehaltene Küche schweifen, mit ihrem geliebten Clarice-Cliff-Teeservice im Regal über dem Herd, und weiter zum Esszimmer, wo ihr Klavier einen Ehrenplatz einnahm.
    Sie hatte das Haus von dem Moment an geliebt, als Duncan es ihr zum ersten Mal gezeigt hatte; damals, als sie sich seine und ihre Zukunft noch ganz anders vorgestellt hatte. Und sie hatte das merkwürdige Gefühl, dass sie, indem sie ein Zuhause für Charlotte zu schaffen versuchte, selbst noch tiefere Wurzeln in diesem Haus geschlagen hatte. Es war ihr so vertraut mit all seinen Ecken und Winkeln, mit jedem Knarren und Ächzen im Gebälk, als wäre es ein Teil von ihr selbst.
    Dabei gehörte das Haus gar nicht ihnen, sondern Denis Childs’ Schwester und ihrer Familie, und Gemmas Freude daran

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