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Die stillen Wasser des Todes - Roman

Die stillen Wasser des Todes - Roman

Titel: Die stillen Wasser des Todes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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mehr als vier Jahren auf dich abgesehen hatte und Meredith vor einem Jahr vergewaltigt wurde«, fuhr er fort, »was hat Craig dann in den Jahren dazwischen gemacht? Und in den Jahren zuvor?« Kincaid sah sie an, sein Blick war jetzt konzentriert. »Wenn das seine Vorgehensweise ist, dann würde ich mein Leben darauf verwetten, dass er ein Wiederholungstäter ist. Du und Rebecca könnt nicht die Einzigen gewesen sein, bei denen er es versucht hat.« Er beugte sich über den Tisch und ergriff ihre Finger so fest, dass sie zusammenzuckte. »Was hättest du getan, Gem?«
    Sie dachte gründlich darüber nach, sosehr es ihr auch zuwider war. »Ich hätte niemanden gehabt, an den ich mich hätte wenden können, nicht einmal jemanden, von demich annahm , dass ich ihm vertrauen könnte, wie Rebecca Peter Gaskill vertraut hat. Und wie sie hätte ich gewusst, dass es das Ende meiner Karriere bedeuten würde, mit der Sache an die Öffentlichkeit zu gehen, ganz gleich, wie es ausginge. Aber ich hätte mir gewünscht, etwas in der Hand zu haben – irgendetwas, was mir eines Tages die Macht geben würde, ihm … zu schaden.«
    Sie dachte an andere Frauen, Polizistinnen mit Ehemännern oder Kindern, die hart an ihrer Karriere arbeiteten oder einfach nur auf das Gehalt angewiesen waren, um die Miete zu bezahlen. »Was ist, wenn einige der anderen – und ich glaube, du hast recht, wir müssen davon ausgehen, dass es noch andere gibt –, was ist, wenn diese Frauen eine Vergewaltigung angezeigt haben, dabei aber angegeben haben, der Täter sei unbekannt? So hätten sie erreicht, dass es eine Akte gibt und dass eine DNS -Probe aufbewahrt wurde, die irgendwann gegen ihn verwendet werden könnte.«
    Und wenn es so war, hatten diese Frauen anschließend geschwiegen? Monate-, wenn nicht jahrelang? Und musste eine solche Lüge nicht ihr ganzes Leben zerstören wie ein schleichendes Gift?
    Da kam Gemma plötzlich eine Idee. »Ich könnte Melody fragen«, sagte sie. »Sie arbeitet beim Projekt Sapphire. Wir könnten uns die Akten vornehmen. Ungelöste Fälle. Es müsste ein Täterprofil geben, und es müsste mehr enthalten als nur die Tatsache, dass er sich Polizeibeamtinnen als Opfer aussucht.« Gemma rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her, während sie die Sache durchdachte. »Wenn eine Frau in einem solchen Fall lügt, wird sie wahrscheinlich in allen anderen Punkten ihrer Aussage die Wahrheit sagen. Das ist nur natürlich – man wählt immer den einfachsten Weg. Also müsste es Übereinstimmungen in den Berichten geben, die man finden kann, wenn man weiß, wonach man suchen muss.«
    Kincaid nickte. »Vielleicht findest du etwas heraus. Wäre Melody denn bereit, die Sache vertraulich zu behandeln? Das ist ausnahmsweise ein Fall, wo es mir lieber wäre, wir würden den normalen Dienstweg umgehen.« Seine Formulierung verriet ihr, dass er seine Meinungsverschiedenheit mit Denis Childs nicht so schnell ad acta zu legen bereit war.
    »Aber wir setzen hier einen wichtigen Punkt voraus«, fuhr er fort, »nämlich, dass Craig es nur auf Polizistinnen abgesehen hat. Wenn er auch außerhalb seines Reviers wildern geht, dann haben wir es mit der sprichwörtlichen Nadel im Heuhaufen zu tun.«
    » O Gott.« Gemma dachte an andere Frauen, an andere beschädigte, ruinierte Existenzen. Dann schüttelte sie den Kopf. »Nein. Das glaube ich nicht. Er muss auf seine Opfer Druck ausüben können. Und der Job verschafft ihm diese Macht. Darauf wird er es immer wieder anlegen.«
    Sie schloss die Augen und versuchte sich an Details jenes Abends im Pub zu erinnern, der mehr als vier lange Jahre zurücklag. Ihre Kolleginnen hatten sie damit aufgezogen, dass sie seit kurzem wieder offiziell Single war. Craig hätte das sehr wohl mitbekommen können. Und mit ein paar harmlosen Fragen hätte er herausfinden können, dass sie kürzlich befördert worden war und ihre Karriere sehr ehrgeizig verfolgte. Nur Toby hatte offenbar niemand erwähnt.
    Ihr kam ein Gedanke. »Bei Rebecca Meredith ist er ein ziemliches Risiko eingegangen, nicht wahr? Und ich meine nicht nur die räumliche Nähe. Sie war DCI , und er konnte nicht damit rechnen, dass sie sich durch seine Drohungen so leicht würde einschüchtern lassen. Ich war gerade mal zum Sergeant befördert worden, als er es bei mir versuchte. Vielleicht war er sich bei Rebecca seiner Sache schon allzu sicher.«
    »Oder er wollte austesten, wie weit er gehen konnte«, meinte Kincaid. »Er brauchte das erhöhte

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