Die stillen Wasser des Todes - Roman
Risiko, das war es, was ihn reizte. Und wenn er ein Kumpel von Gaskill war, dann muss er geglaubt haben, er hätte nichts zu bef…« Sein Handy klingelte. »Verdammt.« Er fischte es aus seiner Jeanstasche und warf einen Blick aufs Display. »Es ist Singla, der DI aus Henley. Ich muss den Anruf annehmen.«
Sie beobachtete seine Miene, während er der blechernen Stimme lauschte, die aus dem Lautsprecher des Handys drang. Die Falte zwischen seinen Brauen grub sich tiefer ein. Er schielte nach der Küchenuhr und sah dann wieder Gemma an. Schließlich nickte er, obwohl der Anrufer das gar nicht sehen konnte. »In Ordnung. Ich bin schon unterwegs«, sagte er. Doch nachdem er das Gespräch beendet hatte, blieb er sitzen und starrte Gemma beunruhigt an.
»Was ist passiert?«, fragte sie. »Haben sie Atterton festgenommen?«
»Nein, mit ihm ist alles in Ordnung, soviel ich weiß. Aber wenn ich das richtig verstanden habe, hat jemand einen Mordanschlag auf ein Mitglied des Such- und Rettungsteams verübt.«
12
An tiefer liegenden Stellen sammeln sich Gerüche ähnlich wie Wasser. Wie beim Looping kann ein solcher Geruchspool eine Anzeige hervorrufen, die der Hund wegen wechselnder Winde nicht zur Quelle zurückverfolgen kann. Solche Anzeigen müssen sowohl in der Karte des Hundeführers als auch in der Grundkarte vermerkt werden.
American Rescue Dog Association,
Search and Rescue Dogs: Training the K -9 Hero
Tavie und Ian schafften es, Kieran bis zum Vorgarten des Cottage nebenan zu schleppen, ehe der Löschtrupp seinen Wasserstrahl auf den brennenden Schuppen richtete. Doch dann weigerte sich Kieran, auch nur einen Schritt weiterzugehen. Er sank auf die Erde, den Arm um Finn geschlungen; Blut und Tränen strömten ihm übers Gesicht, als er zusah, wie die Flammen sich in schwarzen Rauch verwandelten.
Tavie sah Ian fragend an.
»Ich denke, wir sind weit genug weg«, sagte er. Auf dem Fluss waren jetzt hier und da Lichter zu sehen – weitere Anwohner waren in Booten herbeigekommen, und manche halfen, die Feuerwehrleute überzusetzen. »Sie werden die Flammen bald erstickt haben.«
John und seine Frau, eine freundliche Dame in mittleren Jahren, waren in ihren eigenen Vorgarten zurückgekehrt. »Können wir irgendwie helfen? Besteht jetzt keine Explosionsgefahr mehr?«, fragte die Frau Tavie. »Übrigens, ich heiße Janet.« Dann wandte sie sich Kieran zu. »Kieran, es tut mir so leid. Wenn wir irgendetwas tun können …«
Kieran gab einen Laut von sich, der wie ein Wimmern klang.
»Wie wär’s mit einem Handtuch und Wasser?«, sagte Tavie energisch. »Und Sie, John, könnten Sie die Boote dirigieren?« Beide machten sich rasch an ihre Aufgaben.
»So.« Tavie wandte sich zu Kieran. »Jetzt schaue ich mir mal deinen Kopf an.«
»Lass doch«, murmelte Kieran, doch sein Protest war nur schwach. Sein Blick war starr auf das Feuer gerichtet.
Tavie öffnete ihre Tasche, um das Verbandszeug auszupacken, und nutzte die Gelegenheit, um leise zu Ian zu sagen: »Funk den Brandmeister an. Sag ihm, was Kieran von dem Molotowcocktail erzählt hat. Sie müssen die Schaulustigen auf Abstand halten und so schnell wie möglich die Polizei verständigen.«
Als Janet mit Handtüchern und einer Schüssel Wasser zurückkam, dankte Tavie ihr und bedeutete ihr, sie allein zu lassen. Kieran zuckte heftig, als sie sein Gesicht abzutupfen begann.
»Halt still, verdammt noch mal.« Sie leuchtete die Wunde mit der Taschenlampe an, doch als sie das Blut abgewischt hatte, seufzte sie erleichtert auf. Es war eine Schnittwunde, die sich von seiner Stirn bis in die Kopfhaut hineinzog – sie sah übel aus, war aber nicht tief. Die Blutung hatte auch schon fast aufgehört.
»Du musst genäht werden. Wir bringen dich auf dem schnellsten Weg in die Notaufnahme.«
Kieran machte Anstalten, den Kopf zu schütteln, und zuckte erneut zusammen. »Verbind’s einfach nur, Tavie. Das ist gar nichts. Und ich hab auch keine Gehirnerschütterung.«
»Ach, nein? Das werden wir gleich sehen.« Mit ihrer kleinen Taschenlampe untersuchte sie seine Pupillen und stellte fest, dass sie normal reagierten – ein gutes Zeichen. Doch als sie sah, dass seine Augen wiederholt leicht zur Seite zuckten, lehnte sie sich besorgt zurück. »Kieran, du hast einen Nystagmus. Hast du getrunken?« Sie hatte keine Alkoholfahne gerochen, doch die Überprüfung auf solche unwillkürlichen Augenbewegungen war ein simpler Nüchternheitstest, den sowohl Sanitäter als auch
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