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Die stillen Wasser des Todes - Roman

Die stillen Wasser des Todes - Roman

Titel: Die stillen Wasser des Todes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Tavie seinen Becher hin, um sich auch nachschenken zu lassen, obwohl ihm nach der Kanne, die er zu Hause mit Gemma getrunken hatte, der Tee schon fast zu den Ohren herauskam. »Mr. Connolly, fällt Ihnen irgendein Grund ein, warum jemand Ihnen das angetan haben könnte?«
    »Es – Es ist verrückt. Sie werden denken, ich spinne.«
    »Nein, das werde ich nicht.« Kincaid beugte sich vor und setzte seinen Becher auf dem Knie ab. »Warum erzählen Sie es mir nicht einfach?«
    Kieran blickte auf, sah Kincaid in die Augen und schien ihn zu taxieren. Was immer er da sah, es schien den Ausschlag zu Kincaids Gunsten zu geben. »Ich habe etwas gesehen. Am Montagabend, kurz bevor Becca auf den Fluss hinausgerudert ist. Und auch am Sonntag, um die gleiche Zeit.«
    »Was soll das heißen, du hast etwas gesehen?«, fragte Tavie. »Davon hast du mir gar nichts gesagt.«
    »Ich bin ja nicht dazu gekommen.« Er sah wieder Kincaid an. »Ich war laufen. Seit die Tage wieder kürzer sind, rudere ich morgens, und abends laufe ich. Sie wissen noch, wo wir das Filippi gefunden haben?«
    Kincaid nickte. »Und Sie waren sehr aufgebracht. Sie sagten, Rebecca Meredith wäre niemals an einem so ruhigen Abend gekentert. Dazu sei sie eine zu gute Ruderin gewesen.«
    »Niemand hat mir geglaubt.« Kierans Miene war finster.
    »Doch, wir haben Ihnen geglaubt«, versicherte Kincaid ihm. »Und ich glaube Ihnen jetzt auch. War es dort, wo Sie etwas gesehen haben? Wo wir das Boot gefunden haben?«
    »Nein. Aber da ist sie auch nicht ins Wasser gefallen.«
    Kincaid rutschte ein Stück vor, und sein Puls ging schneller. »Woher wissen Sie das?«
    »Weil ich weiß, wo sie reingefallen ist .«
    »Was?«, rief Tavie. »Kieran, was redest du –«
    Die Schäferhündin, die bisher friedlich am Kamin gelegen hatte, hob den Kopf und kommentierte den alarmierten Ton ihrer Herrin mit Gebell.
    »Okay, okay.« Kincaid hob die Hand wie ein Verkehrspolizist. »Jetzt wollen wir mal alle ganz ruhig bleiben. Mr. Connolly, wie wär’s, wenn Sie noch mal ein Stück zurückgehen und ganz von vorne anfangen?«
    Kieran rutschte in seinem Sessel hin und her und warf Tavie wieder einen nervösen Blick zu. »Also, ich weiß ja, dass das so klingt, als wäre ich ein Stalker oder so was, aber so war es nicht. Als ich Becca letzten Sommer kennengelernt habe, da bin ich immer abends gerudert – das hab ich Tavie erzählt. Aber in letzter Zeit bin ich immer mit meinem Skiff raus, sobald es morgens hell wurde. Und abends bin ich dann auf dem Uferpfad gelaufen, wenn ich wusste, dass Becca gerade ruderte. Das war praktisch, weil wir uns dann anschließend … treffen konnten.«
    Tavie rückte auf der Stuhlkante vor. Als Kincaid zu ihr hinsah, drückte ihr fein geschnittenes Gesicht Missbilligung aus. Und, dachte Kincaid, möglicherweise Gekränktheit.
    »Manchmal bin ich zu ihrem Cottage gegangen, nachdem sie das Skiff zum Leander zurückgebracht hatte.« Kierans Ton war herausfordernd, als hätte ihre wortlose Reaktion ihn gereizt. Dann seufzte er. »Aber die meiste Zeit wollte ich ihr einfach nur beim Rudern zusehen. Es war … wunderschön … Das können Sie sich nicht vorstellen.«
    »Ich wünschte, ich hätte sie sehen können«, sagte Kincaid, und das stimmte auch.
    Kieran nickte. »Ich war nie auch nur annähernd so gut, aber ich konnte erkennen, wenn sie Fehler machte, wenn sie sich falsche Bewegungsmuster angewöhnte. Ich war wohl so was wie ein inoffizieller Trainer. Aber … an diesem letzten Wochenende, da war sie … anders.« Er stockte, und seine Miene drückte wieder Unbehagen aus.
    »Würden Sie gerne mit mir allein sprechen?«, fragte Kincaid, der sich fragte, ob Tavie vielleicht das Problem war.
    Kieran zögerte einen Moment und sagte dann: »Nein. Nein, ich möchte, dass Tavie bleibt. Es ist bloß, dass … die Sache zwischen Becca und mir … Wenn ich versuche, es zu erklären, hört es sich … irgendwie komisch an. Aber so kam es uns nicht vor. Was wir zusammen gemacht haben, war eine Sache nur zwischen uns beiden.«
    »Okay. Das verstehe ich«, versicherte Kincaid ihm. »Also, was war denn ungewöhnlich am letzten Wochenende?«
    »Am Freitagabend habe ich sie nicht auf dem Fluss gesehen. Und am Samstagmorgen auch nicht, obwohl das normalerweise ihr Haupttrainingstag war. Also bin ich zum Cottage gegangen. Nur um zu schauen, ob mit ihr alles in Ordnung ist, verstehen Sie – ob sie nicht krank ist oder so. Der Nissan stand nicht in der Einfahrt.

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