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Die stillen Wasser des Todes - Roman

Die stillen Wasser des Todes - Roman

Titel: Die stillen Wasser des Todes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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befreundet. Er ist in Ordnung.«
    Kincaid behielt sich sein Urteil vor. Milo machte durchaus einen sympathischen Eindruck, und sowohl seine Trauer um Becca als auch seine Sorge um Freddie hatten echt gewirkt. Aber wie oft würde Milo noch die Chance haben, eines seiner Frauenteams zu einer Olympiateilnahme zu führen? Hinzu kam, dass Rebecca Meredith keinen Argwohn geschöpft hätte, wenn er ihr vom Ufer aus zugerufen hätte – und er wusste ja wohl, wie man ein Ruderboot zum Kentern brachte.
    Tavie, die die ganze Zeit auf der Kante ihres Stuhls gehockt und sich sichtlich beherrscht hatte, um Kieran nicht zu unterbrechen, stand auf und ging zu ihrem Esstisch. Dort durchwühlte sie einen Stapel Papiere und sagte dabei: »Kieran, diese Stelle, von der du sprichst – die ist flussaufwärts von Temple Island, nicht wahr?«
    »Ja, es ist –«
    Tavie hielt ein Blatt hoch. »Ich weiß genau, wo es ist. Das Team, das diesen Sektor abgesucht hat, es waren Rafe und Andrea, hatte dort eine schwache Anzeige registriert. Es steht im Protokoll.«
    »Was meinen Sie mit ›schwache Anzeige‹?«, fragte Kincaid.
    »Die Hunde haben Interesse bekundet, schienen aber verwirrt und sind weitergelaufen. Wir protokollieren jedes Anzeigeverhalten – manchmal ergibt sich daraus ein Muster, das uns hilft, einen Vermissten zu finden. Aber das hier war ein isoliertes Vorkommnis.«
    Kincaid runzelte die Stirn. »Könnten die Hunde Rebeccas Geruch dort aufgenommen haben, obwohl sie gar nicht an Land gegangen ist?«
    »Möglich ist es. Und er – der Angler, den Kieran gesehen hat – könnte den Geruch an seinen Kleidern oder seiner Ausrüstung gehabt haben.«
    »Sie haben Beccas Geruch von dem Filippi aufgenommen«, sagte Kieran, »und das lag im Wasser.«
    »Stimmt.« Kincaid erinnerte sich daran, wie oft er Geordie, ihren Cockerspaniel, im Park hatte herumrennen sehen, mit fliegenden Ohren, die Nase dicht über dem Boden, und wie er ihn bisweilen um diese vielfältige Sinnenwelt beneidete, die jenseits seiner Wahrnehmung lag. »Kann ich mir Kopien von Ihrem Protokoll und Ihren Karten machen? Ich lasse Ihnen die Originale so schnell wie möglich wiederbringen.«
    Als Tavie nickte, wandte er sich wieder zu Kieran. »Sie haben diesen Angler vom anderen Ufer aus gesehen. Würden Sie ihn wiedererkennen?«
    »Es war an beiden Tagen schon fast dunkel, und er trug eine Mütze, sodass sein Gesicht im Schatten war. Das Einzige, was ich beschwören könnte, ist, dass es ein Mann war.«
    »Nicht vielleicht eine große Frau?«
    Kieran dachte einen Moment nach. »Nein. Die Figur passte nicht zu einer Frau. Zu breite Schultern. Und etwas an der Art, wie er dastand … mit gespreizten Beinen.«
    »Okay, gehen wir einmal davon aus. Aber es bleibt noch eine andere große Frage. Wenn wir annehmen, dass es derselbe Mann war, der den Anschlag auf Sie verübt hat, woher wusste er dann, wer Sie sind und wo Sie wohnen? Kann es sein, dass er Sie erkannt hat und fürchtete, Sie hätten ihn ebenfalls erkannt?«
    »Ich – ich weiß es nicht. Ich laufe fast jeden Tag, und ich denke, die Leute hier in der Gegend wissen, wer ich bin, aber – da ist noch etwas anderes. Heute Nachmittag, als ich die kleine Lichtung entdeckte, da hätte ich schwören können, dass jemand mich beobachtete. Wie Blicke, die sich einem zwischen die Schulterblätter bohren – Sie kennen vielleicht das Gefühl.«
    »Sie glauben, er hat Sie dort gesehen?«
    »Ich dachte, ich hätte mir das alles nur eingebildet. Aber es kann schon sein.« Ein leichter Schauder ließ Kierans Körper erzittern. Finn hob den Kopf, und Kieran streichelte seinen Hund, als wollte er sich und ihn damit beruhigen.
    »Hätte er Ihnen heute folgen können?«, fragte Kincaid.
    »Ich glaube, ich hätte es gesehen, wenn hinter mir jemand die Wiese überquert hätte, selbst in der Dämmerung.« Kieran hielt inne und überlegte. »Aber er dürfte gewusst haben, dass der Fußweg die Marlow Road kreuzt. Wenn er eine Abkürzung zurück zur Straße gegangen und dort in ein Auto gestiegen ist, könnte er mich gesehen haben, als ich nach Henley zurückging …«
    »Sie und Finn kann man nicht so leicht übersehen«, pflichtete Kincaid ihm bei. »Was ist mit dem Feuer heute Abend – haben Sie da irgendetwas gehört oder gesehen?«
    Kierans Augen weiteten sich. »Das hatte ich ganz vergessen«, sagte er. »Da war so ein Plätschern. Finn hat es, glaube ich, auch gehört. Es könnte ein Ruder gewesen sein.«
    »Sie

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