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Die stillen Wasser des Todes - Roman

Die stillen Wasser des Todes - Roman

Titel: Die stillen Wasser des Todes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Ich dachte, sie wäre nicht zu Hause, und war ganz überrascht, als sie herauskam.«
    Die Ecke von Kierans Verband verrutschte leicht nach unten, als er die Stirn runzelte. »Aber sie war – ich weiß nicht recht – angespannt. Mit den Gedanken woanders. Nicht« – er verzog den Mund – »erfreut, mich zu sehen. Sie sagte, sie sei am Abend zuvor mit dem Zug nach Hause gefahren, was sie noch nie getan hatte – nicht ein Mal, seit ich sie kannte.
    Und als ich ihr dann anbot, sie nach London zu fahren, damit sie das Auto holen konnte, hat sie mich … ziemlich abblitzen lassen. Sie sagte, sie hätte zu tun.«
    »Hat sie gesagt, was?«
    »Nein. Ich bin einfach gegangen. Was hätte ich denn sonst tun sollen?« Kieran zuckte mit den Achseln. »Am Sonntagabend habe ich sie gesehen, da ist sie wieder gerudert, aber sie hat nicht mit mir gesprochen. Ich dachte – Ich dachte, ich hätte vielleicht irgendetwas falsch gemacht, sie irgendwie verärgert, aber ich konnte mir nicht vorstellen, womit. Und am Montag muss ich dann mit meinem Lauf ein bisschen früh dran gewesen sein, oder sie ist später als sonst vom Leander losgerudert, jedenfalls habe ich sie verpasst.«
    Der Kummer verzerrte seine Züge. »Wäre ich bloß dort gewesen –« Er rieb sich mit der Hand über den Mund. »Ich hätte ihn vielleicht aufhalten können.«
    »Wen aufhalten? Sie sagten, Sie hätten etwas gesehen. Wollen Sie etwa sagen, Sie haben jemanden gesehen?«
    Kieran nickte. »Ich dachte, es wäre ein Angler. Am Buckinghamshire-Ufer, zwischen Temple Island und der letzten Wiese. Der Wald ist dort sehr dicht, aber es gibt da eine kleine grasbewachsene Lichtung zwischen dem Weg und dem Ufer. Er war am Sonntag dort, als Becca ruderte, und dann wieder am Montag um die gleiche Zeit. Als ich später darüber nachdachte, wurde mir bewusst, dass er gar nicht geangelt hatte, obwohl er Angelzeug dabeihatte. Es sah eher so aus, als ob er … wartete.
    Also bin ich heute Nachmittag hingegangen, um nachzusehen. Da war ein Fußabdruck im Schlamm, und die Erde am Ufer sah aufgewühlt aus, als hätte ein Kampf stattgefunden. Becca muss an dieser Stelle dicht am Ufer gerudert sein, weil es flussaufwärts ging, und so spät, wie sie dran war, muss es fast völlig dunkel gewesen sein … Sie hätte ihn erst gesehen, als er direkt vor ihr war.«
    »Wie tief ist der Fluss dort?«, fragte Kincaid.
    »Nicht sehr tief. So nah am Ufer vielleicht einen halben bis einen Meter.«
    »Dann glauben Sie also, dieser … Angler könnte durchs Wasser gewatet sein, um ihr Boot zum Kentern zu bringen?«
    »Dazu müsste er gewusst haben, wie das geht.«
    »Ah.« Kincaid lehnte sich auf dem Sofa zurück, plötzlich niedergedrückt vom Gedanken an Rebecca Meredith’ Schicksal. Kierans Geschichte klang plausibel, wenn man sie mit dem kombinierte, was sie bereits in Erfahrung gebracht hatten. »Ich kann mir vorstellen, dass es so war. Wir haben nämlich Spuren gefunden, sowohl an der Leiche als auch am Boot. Wie es aussieht, wurde sie mit ihrem eigenen Ruder unter Wasser gehalten.«
    » O Gott.« Kierans Gesicht wurde fast so weiß wie der Mullverband auf seiner Stirn. »Ich dachte – Ich dachte schon, ich hätte Wahnvorstellungen.« Seine Augen füllten sich mit Tränen. »Warum? Warum sollte ihr jemand das antun?«
    »Ich hatte gehofft, Sie könnten mir das sagen.«
    Kieran schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Ahnung. Becca war – sie konnte ziemlich schroff sein, wissen Sie? Sie musste in ihrem Job manchmal unangenehme Entscheidungen treffen, und Ruderer können hart sein, wenn es darauf ankommt. Aber sie hätte nie einen Menschen bewusst verletzt.«
    »Was ist mit ihrer Konkurrenz? Kann es sein, dass jemand sie so unbedingt ausschalten wollte?«
    » O nein.« Kieran klang entsetzt. »Nicht die Mädels vom Leander. Ich kenne sie – die sind echt in Ordnung. Ich habe ihre Boote repariert. Und außerdem glaube ich nicht, dass irgendjemand wirklich wusste, welche Bedeutung die Olympiateilnahme für Becca hatte und wie gut sie war. Das ist ein Grund, weshalb sie abends gerudert ist, und samstags hat sie sich immer flussabwärts gehalten, abseits der normalen Trainingsstrecke der Mannschaft. Sie wollte nicht, dass die Leute ihre Zeit stoppten.«
    »Milo Jachym wusste Bescheid.«
    »Sie haben mit Milo gesprochen?« Kieran wirkte überrascht, doch dann nickte er, während er darüber nachdachte. »Ja, Milo wusste Bescheid. Aber er hat sie ja auch trainiert, und sie waren

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