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Die stillen Wasser des Todes - Roman

Die stillen Wasser des Todes - Roman

Titel: Die stillen Wasser des Todes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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tatsächlich durch dieses Fenster geworfen?«
    »Da bin ich mir ziemlich sicher. Es ist nur eine Dose Lösungsmittel explodiert, aber die könnte für die Platzwunde am Kopf verantwortlich sein, die der Besitzer davongetragen hat.«
    Kincaid drehte sich um und blickte zum Ufer hinüber, um die Entfernung abzuschätzen. »Wäre wohl nicht allzu schwierig gewesen, den Molotowcocktail von einem Boot aus zu werfen?«
    »Nein, nicht für jemanden mit kräftigen Armen«, pflichtete Morris ihm bei. »Ich will ja nicht sexistisch sein, aber das spricht doch eher für einen Mann.«
    Cullen ging zum Anleger zurück und blickte den Flussarm hinauf und hinunter. »Wir haben die Bootsverleiher überprüft, weil wir dachten, der Täter hätte sich vielleicht ein kleines Boot ›ausgeliehen‹. Warum nicht auch ein Rennruderboot, einen Einer? Es spricht nichts dagegen, dass ein Ruderer sich dem Ufer genähert, dann die Flasche geworfen hat und gleich wieder davongerudert ist. Lautlos, schnell und nahezu unsichtbar.«
    Kincaid dachte darüber nach. »Wir sind davon ausgegangen, dass Rebecca Meredith’ Mörder ein Ruderer ist. Das würde also passen. Aber wo ist er ins Boot gestiegen?«
    Doug zuckte mit den Achseln. »Es gibt hier drei Ruderclubs in bequemer Reichweite für einen erfahrenen Ruderer. Oder –« Er wies auf den Einer, der ein paar Meter vom Schuppen entfernt lag. Der Rumpf war mit Ruß verschmiert, schien aber keine größeren Schäden davongetragen zu haben. »Ich nehme an, das da ist Connollys Boot. Wer weiß, wie viele Boote es auf den Privatgrundstücken entlang des Flusses noch gibt.«
    »Im Schuppen war auch ein Boot«, warf Morris ein. »Sieht aus, als hätte Connolly es gerade repariert. Leichte Brandschäden, aber nichts Ernstes. Und das« – er zeigte auf einen mit einer Zeltplane verhüllten Gegenstand am anderen Ende des kleinen Vorgartens – »das nenne ich ein echtes Wunder. Nicht ein Krümel Asche auf dem Ding.«
    Sie gingen über das Gras, und Doug hob die Plane an. »Wahnsinn«, flüsterte er und riss die Augen auf. Er zog die Plane noch weiter herunter, langsam und ehrfürchtig wie ein Verehrer, der eine wunderschöne Frau entkleidet. Als das Boot freilag, trat er zurück und stieß einen leisen Pfiff aus.
    Es war ein Renn-Einer, doch er war aus Holz, nicht aus Kunststoff. Der Rumpf war schon fertiggestellt und glänzte frisch lackiert.
    Es hätte eine kleinere Version des Sydney-Vierers sein können, der im Museum hing, dachte Kincaid, doch das Holz verlieh dem Boot eine ganz besondere Qualität – es vibrierte förmlich vor Leben. Er streckte die Hand aus und strich über die Maserung der makellos zusammengefügten und abgeschmirgelten Teilstücke. Das Holz fühlte sich an wie Samt, und es war warm unter seiner Hand.
    »Mahagoni, schätze ich«, sagte Morris. »Ich arbeite ja auch ein bisschen mit Holz, aber das da« – er schüttelte den Kopf – »das übertrifft alles, was ich bisher gesehen habe. Ganz bestimmt nicht das Werk eines Amateurs. Es ist ein Prachtstück.«
    »Rudert überhaupt noch jemand in Holzskiffs?«, fragte Kincaid.
    »Doch, der eine oder andere schon.« Doug streckte ebenfalls die Hand aus und strich über den Bootsrumpf. »Kenner und Liebhaber. Und ein paar Leute fahren auch Regatten in so was, aber wohl nicht auf Meisterschaftsniveau. Aber das hier – das will man nur besitzen, weil es einfach wunderschön ist.« Er ging um das Boot herum und betrachtete es eingehend. »Das ist nicht bloß eine handwerkliche Meisterleistung. Das ist Kunst. Das Design kann mit jedem Hightech- GFK -Boot mithalten, das ich kenne – wenn es nicht sogar besser ist; aber ich bin kein Experte.«
    Er blickte plötzlich erschrocken auf, die Augen weit aufgerissen. »Man kann dieses Boot nicht einfach hier draußen stehen lassen. Da könnte weiß Gott was passieren. Es ist vielleicht ein Vermögen wert.«
    »Ein Vermögen?«, fragte Kincaid nach. »Das ist ein relativer Begriff.«
    »Na ja, ein Vermögen für jemanden wie mich«, gab Doug zu. »Aber ein Boot wie dieses wäre selbst für einen Spitzen-Skuller eine kostspielige Angelegenheit. Und wenn das Design einmalig ist« – er zuckte mit den Achseln – »wer weiß?«
    Hätte irgendjemand für ein Boot wie dieses einen Mord begehen können?, fragte sich Kincaid. War es denkbar, dass der Anschlag auf Kieran mit diesem Boot in Zusammenhang stand, und gar nicht mit Rebecca Meredith? Oder war beides in einer Weise miteinander

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