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Die Stimme der Erde

Titel: Die Stimme der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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und nahm sie in die Arme. Nachdenken wollte er später, wenn ihm die Sonne ins Gesicht schien. Irgendwie würde er sich schon vor den Folgen retten können. Doch er mußte Philippa auch vor Schande bewahren. Wie, wußte er selber nicht. Aber es würde ihm schon etwas einfallen. Jetzt war er noch vom Schlaf benommen. Und so schlief er, Philippa im Arm, wieder ein. Doch nur für kurze Zeit.
    Die zornige Stimme seines Sohnes war es, die ihn aufschreckte.
    »Vater!«
    Vorsichtig schlug Dienwald ein Auge auf. Vor ihm und Philippa stand sein Sohn, die Hände in die Hüften gestemmt, und sah ihn aus großen Augen mißbilligend an.
    »Vater, du hast mit Philippa geschlafen!«
    »Vielleicht... vielleicht auch nicht. Kann doch sein, daß ich sie nur in den Armen halte, weil sie verwundet ist, Edmund. Ja, schwer verwundet, und die Nacht war kalt und ...«
    »Ich lasse es nicht zu, daß du ihr die Ehre nimmst. Sieh sie dir doch mal an! Trotz ihrer Verwundung schläft sie und lächelt noch im Schlaf!«
    Betroffen schaute Dienwald auf die immer noch schlafende Philippa. Ihr Mund stand halb offen. Sie lächelte wirklich.
    »Edmund, geh wieder! Wenigstens für einige Zeit. Ich bin noch müde, und das Mädchen hier wird bald wach werden. Bis dahin habe ich nachzudenken ...«
    »Du wirst sie heiraten, Vater. Ja, du mußt sie heiraten. Dir bleibt jetzt nichts anderes übrig.«
    Dienwald war entsetzt. »Sie heiraten! Lieber soll mir der liebe Gott den Tod schicken. Edmund, vielleicht hat sie mich betrogen. Es kann sein, daß sie ihren Vetter aufgefordert hat, sie von mir zu befreien und dich als Geisel mitzunehmen.«
    Edmund schüttelte nur angeekelt den Kopf.
    »Außerdem kannst du sie doch gar nicht leiden! Sie schubst dich ständig herum und verbessert deine Redeweise. Du nennst sie doch Maibaum und Hexe und streckst ihr die Zunge raus und ...«
    »Vater«, sagte Edmund mit großer Geduld, »Philippa ist eine Lady, und du hast sie entehrt. Deshalb mußt du sie heiraten.«
    Dienwald fluchte. Dann warf er einen Blick auf Philippa. Sie war inzwischen wach geworden. Sie schaute ihn an - mit Tränen in den Augen.

18
    »Warum weinst du denn? Ich hasse es, wenn Frauen weinen. Hör sofort auf, Mädchen! Hast du mich verstanden?«
    »Sie ist doch ganz still«, sagte Edmund.
    Dienwald gab keine Antwort.
    Ihre Tränen flossen weiter. Er legte sich auf die Seite und beugte sich über sie, bis ihre Nasen fast aneinanderstießen. »Warum weinst du? Hast du mein Gespräch mit Edmund mitangehört?«
    Sie schüttelte den Kopf und fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen.
    »Dann sag mir, warum du weinst!«
    »Mein Arm tut weh!«
    »Ach so.« Dienwald zog die Brauen zusammen. Obwohl ihre Aussage glaubwürdig klang, fühlte er sich irgendwie angegriffen. Er fragte: »Hast du gehört, was mein Sohn von uns verlangt?«
    Philippa lag auf dem Rücken und schaute unverwandt den Mann an, dem sie so bereitwillig in der vergangenen Nacht ihre Unschuld geopfert hatte. Dunkle Bartstoppeln bedeckten sein Kinn, seine Haare waren zerzaust, aber der Anblick seiner nackten Brust ließ ihr Herz schneller schlagen. Er sah so schön aus. Aber er wirkte verärgert und gequält. Er schien sich auch Sorgen zu machen.
    Sie lächelte ihn an und hob die Hand, um ihm über die Wange zu streichen. Er fuhr erschrocken zurück.
    »Du bist verliebt«, sagte er leise zu ihr. »Dazu besteht überhaupt keine Veranlassung. Erst vor drei Stunden habe ich dir die Jungfernschaft geraubt, und doch lächelst du mich an, als hätte ich dir gerade die ganze Welt mit allen ihren Schätzen zu Füßen gelegt. Dabei hast du bei unserer Vereinigung keine Lust verspürt, ich habe dir nur weh getan, und ... ach, Edmund, bist du immer noch hier?«
    »Heiratest du nun Philippa?«
    »Du singst immer nur dasselbe Lied, und es hört sich noch langweiliger an als Crookys Gesänge. Bei den Knien der heiligen Anna, Junge, die Dirne würde mich nie heiraten wollen, denn...«
    Das war eine so große Lüge, daß Philippa lachen mußte. Dann sagte sie: »Guten Morgen, Master Edmund.«
    Der Junge grinste sie an. »Wir müssen uns bald auf den Rückweg nach St. Erth machen«, sagte er. »Northbert hat mich hergeschickt. Ich sollte dich wecken. Euch beide«, fügte er bedeutungsvoll hinzu. »Philippa, hast du große Schmerzen im Arm?«
    »Nein, es ist auszuhalten, und ich mache auch kein großes Gewese darum. Im Gegensatz zu deinem Vater, der den Tag gleich mit lästerlichen Reden beginnt.«
    Dienwald ging

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