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Die Stimme des Blutes

Titel: Die Stimme des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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lieben. Und ich sehe keine Möglichkeit, ihm meine Behauptung zu beweisen. Ihr müßt wissen, ich habe mir in jener Nacht geschworen, daß Roland es nie erfahren sollte. Er sollte sich nicht für mich verantwortlich fühlen, denn es war doch alles von mir ausgegangen. Ich hatte jedoch nicht damit gerechnet, schwanger zu werden. Das hat alles geändert. Und jetzt kann ihn nichts umstimmen. Er sieht keinen Grund, mir zu glauben und zu vertrauen. Und daher kann er mich auch nicht lieben.«
    »Darf ich Euch eine Frage stellen, Daria? Welcher Mann soll Euch denn nach Rolands Ansicht vergewaltigt haben?«
    »Höchstwahrscheinlich denkt er an den Grafen von Clare. Und wenn er es nicht war, dann, meint er, müßte es ein Unbekannter gewesen sein, der mich in Wrexham überfiel, als Roland auf dem Krankenbett lag.«
    »Also würde es auch nichts nützen, wenn ich den Grafen von Clare herbrächte und er bezeugte, Euch nicht vergewaltigt zu haben? Roland würde Euch trotzdem nicht glauben?«
    »So ist es«, sagte Daria.
    Graelam erhob sich langsam. »Ihr habt gesehen, wie die Ostmauer über mir zusammenstürzte. Ihr habt Euren Vater sterben sehen. Und welche Vision hattet Ihr, als Ihr Roland getroffen habt?«
    »Ich habe ihn wiedererkannt. Tief in meinem Herzen wußte ich auf den ersten Blick, daß er zu mir gehörte. Ich weiß, es hört sich sonderbar, vielleicht verrückt an, aber es ist die Wahrheit.«
    »Daran zweifle ich nicht. Ich muß jetzt gehen, Daria. Denkt bitte immer daran, daß ein feiges Ausweichen nicht zu Euch paßt! Ihr dürft mich nicht enttäuschen. Ihr dürft Euch selber nicht enttäuschen. Im übrigen stehe ich in Eurer Schuld. Und meine Schulden erstatte ich immer. Aber ich muß mir das alles noch gründlich durch den Kopf gehen lassen. Ja, sehr gründlich.«
    »Hast du sonst nichts gehört?« fragte Roland.
    Salin schüttelte den Kopf. »Er hält sich gut versteckt, der dreckige Hurensohn. Das gefällt mir gar nicht, ebensowenig wie die Geschichten, die ich über den Grafen von Reymerstone vernommen habe. Ich würde gern mit ein paar Männern losreiten, um ihn aufzuspüren.«
    »Nein, Salin, jetzt noch nicht. Und wenn es an der Zeit ist, die
    Jagd zu beginnen, dann führe ich sie an. Aber ich kann vorläufig nicht hier weg. Erst wenn ...« Er brach ab.
    »Erst wenn Eure Lady wieder gesund ist«, schloß Salin an seiner Stelle. »Gwyn hat mir gesagt, daß sie sie heute morgen zum erstenmal lächeln sah. Lady Katherine hatte ihr einen neuen Überrock genährt.«
    Roland hätte dieses Lächeln gern selbst gesehen. Es war jetzt über eine Woche seit der Fehlgeburt vergangen, und es schien ihr einigermaßen gut zu gehen. Abends spielten entweder Graelam oder er mit ihr Schach. Kassia wollte nicht mit ihr spielen. Sie sagte, Frauen seien zu klug, um sich im Schach zu messen. In den beiden letzten Nächten hatte Roland wieder im eigenen Bett geschlafen, aber nicht versucht, sich seiner Frau zu nähern.
    Gestern abend hatte sie ihn lange angesehen. Er hatte den Blick erwidert, bevor sie Zeit hatte wegzuschauen. Der Schmerz, den er in ihren Augen las, erschütterte ihn. Er wollte sie ansprechen. Doch sie wandte sich sofort ab. Und er war noch nicht in der Lage, diese unsichtbare Wand zwischen ihnen zu überwinden. Er wußte einfach nicht, was er zu ihr sagen sollte. Sein Leben war in fürchterliche Unordnung geraten, und er konnte es nicht ändern. Er fühlte sich hilflos.
    Roland und Salin blickten plötzlich überrascht auf. Über den Innenhof kam Graelam de Moreton geradewegs auf sie zu. In seiner schwarzsilbemen Rüstung wirkte er gesund, ja, geradezu furchterregend stark. Bei einem Mann, der noch vor wenigen Tagen beinahe von seinem Schöpfer abberufen worden wäre, erschien sein Zustand wie ein Wunder. Fast ehrfürchtig staunten ihn seine Männer an.
    »Du scheinst vollständig geheilt zu sein, Graelam. Soll ich dir die Hand schütteln, oder kann ich dir schon wieder einen freundschaftlichen Rippenstoß versetzen?«
    Graelam grinste ihn an. »Du hast fortan Ruhe vor mir, denn ich reise ab. Es wird Zeit, daß ich mit meiner Frau nach Wolffeton zurückkehre.«
    Wie merkwürdig er sich ausdrückt, dachte Roland. »Und was wirst du dort anfangen, Graelam?«
    »Ich werde auf meiner Burg verrotten, was sonst? Vielleicht unternehme ich auch einen kleinen Raubzug und nehme Dienwald ein paar Schafe weg. Ich sehe es zu gern, wenn er wütend wird. Dann bläht er sich zu doppelter Größe auf. Ah, da kommt mein Weib.

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