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Die Stimme des Blutes

Titel: Die Stimme des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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zubereiteten Kräutertrank überreichte.
    Die Königin umarmte sie und sagte: »Ihr müßt Geduld mit Roland haben.« Insgeheim wünschte die Königin, Darias Kind möge große Ähnlichkeit mit Roland haben. Mehr konnte sie nicht tun. »Roland ist ein stolzer Mann, unbedingt treu und von sicherem Urteilsvermögen, ausgenommen, wie mir scheint, wenn es um Herzensdinge geht. Vor vielen Jahren habe ich gehört, daß er einmal sein Herz an ein Mädchen verlor, das ihn später betrog. Mein Gatte sagte mir, Roland sei damals sehr unglücklich gewesen. Das muß ihn Frauen gegenüber verhärtet haben.« Wie froh sie war, daß ihr Gatte, der König von England, ihr immer die Treue gehalten hatte! Beinahe wäre Daria damit herausgeplatzt, daß es sich bei jenem Mädchen um Joan of Tenesby handelte. Doch sie hielt lieber den Mund.
    »Wenn Ihr in Cornwall ankommt«, fuhr die Königin fort, »besucht Ihr hoffentlich einmal die Burg St. Erth. Dort lebt die Tochter meines Gatten mit ihrem Ehemann Dienwald de Fortenberry. Philippa ist ein süßes, aber sehr temperamentvolles Mädchen. Sie sorgt dafür, daß ihr Mann vorzeitig graue Haar bekommt. Wo Ihr Euch niederlassen werdet, müßt Ihr natürlich Eurem Mann überlassen.«
    »Er hat gestern abend Thispen-Ladock erwähnt.«
    In herzlichem Ton sagte die Königin: »Ich bin sehr froh, daß der Graf damit einverstanden war, Euch die Kleidungsstücke und Haushaltsgegenstände auszuhändigen, die er erbeutet hat, als er Euch auf dem Weg nach Colchester entführte. Ihr und Euer Roland werdet also, wenn Ihr in Euer neues Heim einzieht, schon gut ausgestattet sein.«
    Daria schaute noch einmal zurück. Die Packmaultiere entfernten sich schon im dichten Nebel. Ja, sie brachte Roland nicht nur sich in die Ehe ein, sondern mehr Geld, als er nötig hatte, und eine reiche Ausstattung. Als Roland vor einer halben Stunde die vielen Gegenstände sah, hatte er ein langes Gesicht gemacht. »Wenn ich mit dem ganzen Zeug herumziehen muß, komme ich mir wie ein geldgieriger Händler vor. Vielleicht können wir einiges davon an Graelam verkaufen.«
    Sie hätte ihm dafür am liebsten ins Gesicht geschlagen. »Das Zeug gehört mir«, sagte sie blaß vor Wut. »Wage es nicht noch einmal, davon zu reden, daß du meine Sachen verkaufen willst! Einige Stoffe hat meine Mutter selber gestickt.«
    »Nein, mein süßes Weib«, antwortete er lächelnd, »denn dir gehört jetzt gar nichts mehr, hast du verstanden? Du hast nur noch Anrecht auf meinen Namen und meinen Schutz. Mit diesen Lumpen hier aber kann ich machen, was mir gefällt.«
    Wenigstens hielt ihr Magen heute Ruhe. Sie hatte ein Stück Weißbrot gegessen und dazu Ziegenmilch getrunken. Sie war ziemlich aufgeregt. Da mochte Roland sagen oder tun, was er wollte, für sie begann heute ein neues Leben.
    »Bist du bereit, Daria?«
    Sie bedachte ihn mit einem zurückhaltenden Lächeln. »Ich danke dir, daß du Henrietta für mich beschafft hast«, sagte sie und tätschelte der Stute den Hals.
    Als er es ebenfalls tat, berührten sich ihre Hände. »Deine Henrietta ist genauso dick wie Cantor. Na, macht nichts, in einer Woche werden sie wieder schlank und kräftig sein. Wenn dir übel wird, mußt du es mir sagen.«
    »Ja.«
    Er klopfte ihr leicht auf den Oberschenkel, nickte und setzte sich an die Spitze des kleinen Zuges. Daria drehte sich noch einmal um und winkte zur Burg hinüber. Wahrscheinlich schaute ihr die Königin in ihrer warmherzigen Güte noch von einem Fenster aus nach. Doch ihr Blick traf nur auf den des Grafen von Clare. Seine Miene war ausdruckslos - aber aus seinen Augen sprühte ein solcher Haß, daß es sie kalt überlief. Panik befiel sie. Doch rasch schüttelte sie sie ab. Er konnte ihr kein Leid mehr antun. Er würde sie nie wieder schlagen dürfen. Und schließlich mußte sie ihm eigentlich dankbar sein. Wenn er sie nicht entführt und nach Tyberton verschleppt hätte, wäre sie niemals Roland begegnet.
    Nach drei Stunden hatte die Sonne den Nebel verjagt, und es wurde warm. Da gebot Roland zur großen Überraschung der Männer Halt. Er gab ihnen keine Erklärung, sondern ritt zu Daria hinüber.
    »Möchtest du ein paar Minuten ausruhen? Du könntest auch ein Bedürfnis erledigen.«
    Sie nickte.
    »Was denn nun? Beides?«
    Wieder nickte sie nur. Lachend sprang er vom Pferd, packte sie um die Taille und hob sie aus dem Sattel ihrer Stute. »Tut es dir auch nicht leid, daß wir die alte Ena nicht mitgenommen haben?«
    »Nein, sie jagt mir

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