Die Stimme des Daemons
Ihre Frau exekutieren. Die Entscheidung liegt, wie immer, ganz bei Ihnen.«
»Können wir uns treffen …«, platzte Sam heraus, doch die Leitung war bereits tot, bevor er seine Bitte ganz aussprechen konnte.
Sam ließ das Telefon aufs Bett fallen, sein Gesicht war aschfahl.
»Deine erste Aufgabe«, sagte Zack mit kaum hörbarer Stimme.
29
Alan Robertson stocherte in seinem Abendessen herum und zerteilte mit der Gabel eine kleine rote Kartoffel. Die halbmondförmigen Stücke schob er auf eine Seite des Tellers, um sie später weiter zu zerkleinern.
Er merkte nicht, dass ihn seine Frau vom anderen Ende des rechteckigen Tisches besorgt ansah. Genauso wenig hörte er das Gezanke seiner beiden Kinder darüber,
wer nach dem Essen dran sei, mit der Playstation 3 zu spielen.
Als das Telefon klingelte, stand Alan automatisch auf und ging auf den Flur hinaus, wo seine Frau eine elegante Nische eingerichtet hatte. Ein Schnurlostelefon stand auf einem edlen alten Sekretär neben einer Bank mit rotem Samtbezug.
Alan griff nach dem Telefon und meldete sich.
»Hast du die E-Mail gelesen?«, fragte die Stimme, die Alan nur zu gut kannte.
»Ja.«
»Und hast du auch die Nachrichten gesehen?«
»Ja.«
»Schade um seine Familie.«
»J-ja.« Alans Stimme brach.
»Es muss furchtbar gewesen sein.«
»J-ja.«
»Was würdest du tun, um deine Familie zu retten?«
»Alles. Ich würde alles tun.«
»Das glaube ich dir.«
Alan sank auf die Knie, das Telefon immer noch ans Ohr gedrückt. Die Keramikfliesen waren hart, aber angenehm warm durch die Fußbodenheizung. Er hatte keine Kosten gescheut, um seiner Familie von allem das Beste zu bieten, und doch war jetzt, wo sie ihn am dringendsten brauchten, sein ganzes Geld wertlos.
»Kann ich nicht irgendwie anders zeigen, wie leid es mir tut?«, fragte Alan.
Es folgte eine lange Pause, dann antwortete die Stimme: »Das hättest du dir früher überlegen sollen, Alan, als es darauf angekommen wäre.«
»Aber ich habe nie gelogen. Ich … ich …«
»Du hast gesagt, was du gesehen hast, Alan, aber nicht was du gewusst hast. Du warst auch in diesem Zimmer.«
»Die Anwälte waren schuld. Sie haben mich nur gefragt …«
»Zu spät!«, schrie die Stimme. »Viel zu spät, verdammt.« Er atmete schwer. »Liebst du deine Familie?«
»Ja.«
»Willst du, dass sie leiden müssen?«
»Nein. Gott, nein.«
»Dann sei bereit und warte auf meinen Anruf. Du hast eine Chance, nur eine einzige. Hast du mich verstanden?«
Alans Stimme war kaum zu hören. »Ja.«
Im nächsten Augenblick war die Leitung tot, und Alan begann zu weinen.
30
»Ich brauche deinen Autoschlüssel«, sagte Sam.
Zack hielt ihn hoch, sodass das gravierte Mercedes-Logo zu sehen war.
»Er gehört dir«, sagte er. »Aber warte einen Moment und hör mir zu.«
Sam runzelte die Stirn.
»Ich weiß, es ist schwierig«, fuhr Zack fort. »Verdammt, es ist eine absolut unerträgliche Situation, aber das ist genau das, was er auch mit mir gemacht hat. Er hat mich ständig herumgejagt, damit ich nicht die Zeit finde, um gründlich nachzudenken. Ich habe nur noch gemacht, was er wollte, so wie du jetzt. Aber wir sind jetzt zu zweit. Was will er von dir?«
Sam zögerte kurz und erzählte es ihm dann.
Zack überlegte einen Augenblick. »Er muss irgendeine Möglichkeit haben, das Ganze zu beobachten. Sonst könntest du ja lügen und einfach bezahlen.«
»Großer Gott«, stöhnte Sam. »Ich habe überhaupt nicht daran gedacht, dass ich auch zahlen könnte.«
»Schon erstaunlich, wie schnell wir uns ändern, was? Unter veränderten Bedingungen werden wir plötzlich zu anderen Menschen. Genau das will er erreichen – er will uns systematisch fertigmachen. Wir müssen eine Möglichkeit finden, ihn zu überlisten.«
»Aber wie?«
»Ich komme mit«, schlug Zack vor. »Aber du setzt mich ein Stück vorher ab. Vielleicht kann ich ihn dabei erwischen, wie er dich beobachtet. Wenn wir irgendetwas in der Hand haben – ein Autokennzeichen, ein Gesicht, einen Namen oder irgendwas, das uns verrät, warum er gerade uns ausgesucht hat, dann können wir vielleicht etwas tun, bevor deiner Familie das Gleiche passiert wie meiner.«
Sam überlegte einen Augenblick. »Er hat gesagt, ich soll meine Waffe holen.«
Zack hob überrascht eine Augenbraue. »Es steht
mir nicht zu, über irgendetwas zu urteilen, was du tust.«
Sam kaute an einem Fingernagel und biss ihn bis auf das Nagelbett ab.
»Wenn er will, dass ich meine Dienstwaffe
Weitere Kostenlose Bücher