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Die Stimme des Daemons

Die Stimme des Daemons

Titel: Die Stimme des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grant McKenzie
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die Traurigkeit aus seinen Augen. »Damit kann ich leben.«
    Sam mochte den Mann, und für einen Augenblick stellte er sich vor, dass sie unter anderen Umständen Freunde hätten werden können – wie sie zusammen gelacht hätten, wie sich ihre Familien zum Grillen im Garten getroffen hätten …
    Sam zwang sich, ins Hier und Jetzt zurückzukehren; er wusste, dass er dazu neigte, aus der Realität, mit der
er konfrontiert war, zu flüchten. Das war etwas, das ihm auch Hannah oft vorgeworfen hatte.
    Auf welchem Planeten lebst du eigentlich, Sam? , sagte sie manchmal, die Hände in die Hüfte gestemmt, die Ellbogen abgespreizt und auf den Zehenspitzen stehend – in dem vergeblichen Bemühen, größer und bedrohlicher auszusehen. Die Probleme verschwinden nicht, wenn du die Augen davor verschließt und so tust, als wären sie nicht da .
    Sam blickte durch das Seitenfenster hinaus, er sah die Schaufenster vorbeihuschen, ohne zu lesen, was auf all den Schildern stand – fast so als würde er die Sprache nicht mehr verstehen. Er rieb sich die Augen, um den Nebelschleier zu vertreiben, und wischte sich mit den Fingerknöcheln die tropfende Nase ab.
    »Wie holen wir meine Familie zurück?«, fragte er.
    »Darauf weiß ich auch keine Antwort«, sagte Zack vorsichtig. »Aber ich weiß, dass Sie erschöpft sein müssen. Er will, dass wir zu müde sind, um nachzudenken, dass wir Fehler machen. Wie gesagt, das habe ich übersehen. Ich war so fertig, dass ich sein Spiel nicht kapierte. Er gibt Ihnen gerade genug Zeit, dass Sie sich zwischen zwei Aufgaben selbst mit Schuldgefühlen quälen können. Wir müssen uns ausruhen, bevor er Sie wieder anruft. Dann überlegen wir uns, wie wir uns auf die Jagd machen.«

25
    Detective Preston versuchte es sich auf dem Beifahrersitz des Nissan-Dienstwagens einigermaßen bequem zu machen. Nicht zum ersten Mal verfluchte er den Kerl, der die eng geschnittenen Schalensitze des Autos entworfen hatte, obwohl er wusste, dass der Schuldige wahrscheinlich irgendein oberschlauer asiatischer Computer war, der noch nie etwas von Big & Tall-Läden oder von gut genährten Cowboys aus Texas gehört hatte.
    »Was glaubst du, wo er sein könnte?«, knurrte er seinem Kollegen zu.
    »Ich hätte erwartet, dass er zuerst einmal hierher kommt«, antwortete Hogan und blickte durch die Windschutzscheibe auf den marineblauen Jeep, der etwa einen halben Block von ihrem Standort entfernt am Straßenrand stand. »Der Wagen ist doch das Einzige, was er noch hat.«
    »Was ist mit den Eltern?«, fragte Preston. »Hast du das überprüft?«
    »Die Eltern seiner Frau leben in Florida«, antwortete Hogan. »Aber die Haushälterin sagt, dass sie zum Stressabbau in Italien sind. Radfahren und Weinverkostung irgendwo auf dem Land, wo keine Handys oder E-Mails erlaubt sind, und sie hat auch keine Telefonnummer, über die sie Kontakt mit ihnen aufnehmen kann. Ich habe das Konsulat verständigt, für den Fall, dass sie dort etwas von ihnen hören. Seine Eltern sind
ebenfalls untergetaucht. Wie es aussieht, haben sie voriges Jahr alles verkauft und sich ein Wohnmobil angeschafft, mit dem sie durch die Wüstenstaaten ziehen. Moderne Zigeuner der Landstraße.«
    »Was für ein Albtraum«, murmelte Preston. »Kannst du dir vorstellen, dass du mit deiner Frau sieben Tage die Woche vierundzwanzig Stunden am Tag in einer kleinen Klapperkiste auf Rädern zusammengepfercht bist? Die Jungs in Arizona müssen in Arbeit ersticken. Wahrscheinlich finden sie dort jede Menge verprügelte Oldies an der Straße.«
    »Ich bin gern mit meiner Frau zusammen«, erwiderte Hogan.
    »Oh, ich mag meine auch ganz gern, versteh mich nicht falsch, aber wart’s nur ab.«
    Preston griff nach dem Funkgerät und drückte die Sendetaste.
    »Darlene, bist du da, Schätzchen? Melde dich mal.«
    »Ich bin hier, Cowboy«, antwortete die Frau in der Zentrale. »Wie ist deine Position?«
    »Du redest jetzt nicht etwa vom Bett, Schätzchen, oder?«
    Darlenes Kichern jagte Hogan einen kalten Schauer über den Rücken. Er hatte keine Ahnung, warum sie seinem Kollegen den ganzen Quatsch, den er erzählte, abnahm. Darlene hatte ein Gesicht wie ein Alligator aus Louisiana, und gegenüber jedem Polizisten außer Preston legte sie auch das dazugehörige Verhalten an den Tag.
    »Was brauchst du, Cowboy?«
    »Gib mir doch mal Cosmo, Schätzchen.«

    Preston zwinkerte seinem Kollegen zu.
    »Ich habe mir die Brieftasche des Schauspielers angesehen«, erläuterte er. »Cosmo

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