Die Stimme des Daemons
Ladenbesitzer.«
»Er lebt, aber er ist ziemlich sauer. Ich würde in Zukunft woanders einkaufen.«
»Gut«, sagte Sam leise. »Ich meine, gut, dass er lebt.«
»Nun, er sieht das ganz sicher so.«
Sam zögerte erneut. »Ich muss Sie etwas fragen.«
»Sprechen Sie.«
»Was hat der Gerichtsmediziner über die Leichen gesagt?«
Hogan atmete scharf ein. »Ich habe gehört, dass es noch eine Weile dauern wird, aber wir wissen jedenfalls, dass das jüngere Opfer, das Mädchen, nicht Ihre Tochter ist.«
Sam spürte, wie ihm Tränen in die Augen traten. Die offizielle Bestätigung gab ihm die Gewissheit, dass das, was er tat, richtig war. Seine Frau und seine Tochter waren am Leben.
»Sagen Sie mir, wer sie ist?«, fragte Hogan.
Sams Stimme zitterte. »Ich glaube, das sollten Sie nicht mich fragen.«
»Finden Sie? Sie wurde immerhin in den Trümmern Ihres Hauses gefunden.«
»Ist das Mädchen dunkelhäutig?«
»Ja.«
Sam spürte einen stechenden Schmerz tief in der Brust, der bis in die Zehenspitzen und die Haarwurzeln ausstrahlte. Er dachte an Zack und daran, dass er hatte sterben wollen, aber nicht den Mut gehabt hatte, um abzudrücken. Ob er immer noch eine gewisse Hoffnung hegte? Glaubte Zack vielleicht, dass es ihm genauso
gehen könnte wie ihm, Sam, und dass auch seine Familie quasi von den Toten auferstehen könnte? Sam brauchte Zacks Hilfe, doch wenn der Mann das hörte, wenn er Gewissheit über das Schicksal seiner Familie erhielt, dann würde ihn das wahrscheinlich zerbrechen.
Nach einem Moment des Zögerns sagte Sam: »Ihr Vater wird anrufen, wenn er so weit ist.«
»Oh, dann lebt ihr Dad also?«
»Ja.«
»Und die Mutter?«
»Sie ist die andere Leiche.«
Hogan seufzte. »Haben Sie diese Leute getötet, Mr. White?«
»Nein! Gott, nein! Wie können Sie …«
»Was? Finden Sie diese Hypothese so absurd?«
»Es ist nicht so wie es aussieht. Meine Familie wurde entführt. Er zwingt mich, Dinge zu tun …«
» Er zwingt mich, Dinge zu tun ? Wissen Sie, wie das klingt, Mr. White?«
»Ja«, räumte Sam ein.
»Sie sollten sich stellen, Sam. Ich kann Sie sofort abholen. Wir können gemeinsam überlegen, was das Beste in der Situation ist. Ich besorge Ihnen einen guten Anwalt.«
»Das kann ich nicht machen.«
»Was wollen Sie tun?«
»Ich muss herausfinden, wer hinter alldem steckt«, antwortete Sam. »Damit das aufhört.«
»Wir können Ihnen helfen, Sam, wenn Sie sich stellen.«
Sam schnaubte verächtlich. »Sie halten mich für einen Psychopathen.«
»Hey, beweisen Sie mir, dass Sie’s nicht sind.«
»Ich versuch’s.«
»Ja?« Hogan seufzte tief. »Nun, der Überfall auf den Schnapsladen war schon mal ein guter Anfang.«
49
»Scheiße!«
Hogan war zu streng mit ihm gewesen. Er sollte doch den guten Cop spielen, den verständnisvollen Freund, zu dem Sam Vertrauen fasste.
Hogan legte den Hörer auf und warf einen Blick auf das Display – doch die Nummer des Anrufers war unterdrückt.
Hogan rief in der Polizeizentrale an und ließ sich mit der technischen Abteilung verbinden.
Als er den einsamen Technikfreak in der Leitung hatte, der heute Nachtdienst hatte, forderte er Informationen zu dem Anruf an, den er gerade erhalten hatte.
»Ich brauche keinen Triangulations-Hokuspokus«, fügte er hinzu, um sich das Gemurre über Cops zu ersparen, die zu viel fernsahen und dachten, jeder hätte Mittel und Möglichkeiten wie in C.S.I. »Ich brauche
nur den Besitzer des Handys und eine Rechnungsadresse.«
Nachdem ihm der Techniker versichert hatte, dass er die Information morgen früh auf dem Schreibtisch haben würde, rollte sich Hogan auf die Seite und nahm seine Frau in die Arme, die von ihm abgewandt schlief.
Ihr Körper war warm und ihr Nachthemd weich. Sie rührte sich ein wenig, als er ihre Brust mit einer Hand umschloss und sie auf den Nacken küsste.
Sie murmelte etwas Unverständliches und hob eine Hand, um seine Finger zu drücken, bevor sie wieder leise zu schnarchen begann.
Hogan lächelte und schloss die Augen. Während er einzuschlafen versuchte, kam ihm ein Zitat aus Alice im Wunderland in den Sinn: »Sonderbarer und sonderbarer.«
50
Sam stieg zwei Blocks vor dem Motel aus einem gelben Taxi und ging den Rest zu Fuß. Die Tür zum Zimmer war verschlossen, doch Zack hatte ihm einen Zweitschlüssel gegeben.
Zu seiner Überraschung war das Zimmer leer, und Zacks Bett sah unbenutzt aus. Die Uhr auf dem Nachttisch
zeigte zwei Uhr an. Sam wandte sich dem Fenster zu und sah
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