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Die Stimme des Daemons

Die Stimme des Daemons

Titel: Die Stimme des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grant McKenzie
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Höhlen, sein Mund ging lautlos auf und zu wie bei einem sterbenden Fisch.
    In seiner Raserei griff Sam in einen der Container und holte Trümmer von zerbrochenen Paletten und Pappstücke hervor, die er auf den hilflosen zitternden Mann warf.
    Davey begann irgendetwas zu stammeln, und Speichel trat ihm auf die zitternden Lippen.
    »IST ES DAS, WAS SIE WOLLTEN?« Sam holte die zweite Flasche aus dem Rucksack und zertrümmerte sie auf dem Haufen, den er aufgetürmt hatte.
    »Bitte«, krächzte Davey, als ihm seine Stimme endlich wieder gehorchte. »Tu das nicht, Sam.«
    Sam ignorierte das Flehen seines Freundes und hob das Jahrbuch vom Boden auf.
    Er hielt es über das Feuerzeug …
    »NEIIIN!«

    … bis die Seiten Feuer fingen, dann warf er das Buch auf den alkoholgetränkten Scheiterhaufen.
    Daveys ohrenbetäubende Schreie hallten über den Hof, als der Alkohol mit einem Zischen Feuer fing und alles andere entzündete. Dicker schwarzer Rauch stieg zum Nachthimmel empor, das trockene Holz knackte und prasselte, und die dünne Pappe tanzte in der hei ßen Luft, die von dem Feuer aufstieg.
    Sam wandte sich von dem wütenden Feuer und den erstickten Schreien ab und griff nach seinem Handy. Tränen liefen ihm über die rußgeschwärzten Wangen.
    »Haben Sie alles gehört?«, rief er wütend.
    »Wer ist jetzt der kranke Dreckskerl, Mr. White?«

46
    Der Beobachter nahm das Nachtsichtgerät ab und betrachtete die Flammen, während Daveys Schreie schließlich verstummten.
    Die Schreie dauerten nie lange genug.
    Nie.
    Der Beobachter legte sanft die Hand auf sein Herz und fühlte die straffe haarlose Haut unter dem weichen schwarzen Baumwollstoff. Er wusste genau, wie gefährlich Feuer in den Händen von Leuten war, die
glaubten, es beherrschen zu können. Als er drei Jahre alt war, hatte er zum ersten Mal die gnadenlosen Flammen auf seiner Haut gefühlt. Es gab keinen Körperteil an ihm, der nicht auf die Probe gestellt worden war.
    Der Teufel brennt nicht, Junge .
    Die Stimme seines Vaters flüsterte ihm ins Ohr, so nah, dass er seinen warmen Speichel im Nacken spürte. Er schloss die Augen und erinnerte sich an die Lektionen, die sein Leben geprägt hatten.
    Warum lebt er in der Hölle, Junge ?
    »Weil der Teufel nicht brennt.«
    Das stimmt. Wir müssen uns prüfen – unser Fleisch . Wenn wir brennen, sind wir rein. Und wenn wir schreien ?
    »Dann sind wir rein?«
    Das stimmt. Du musst zum Herrn schreien, Junge. Schrei zu deinem Schöpfer. Schrei, damit er dir deine Sünde abnimmt, und brenn die Berührung des Teufels weg .
    »Ich spüre den Schmerz nicht, Pa. Ich bemühe mich ja. Wirklich.«
    Der Satan will dich täuschen, Junge. Der Schmerz ist da. Vielleicht tief verborgen, aber das Feuer bringt ihn hervor .
    Der Beobachter konzentrierte sich, um den längst verstorbenen Geist zum Verschwinden zu bringen.
    Als er die Augen wieder öffnete, war er allein auf dem Dach, und unten brannte immer noch das Feuer. Er sah, wie Sam wegging, dann aber noch einmal stehen blieb. Er zitterte am ganzen Körper und sank zu Boden.

    Die Geräusche der Qualen, die das Feuer bewirkte, drangen immer noch zu ihm herauf. Der Beobachter lächelte.
    »Eine Lektion ist gelernt«, sagte er. »Eine Lektion, die dir die Augen öffnet, die dich sehen lässt, wer du wirklich bist.«
    Der Beobachter packte das Nachtsichtgerät ein und stand auf. Ganz in Schwarz gekleidet, wie er war, blieb er für neugierige Blicke unsichtbar.
    Er summte leise vor sich hin, als er wegging, und wie von selbst kamen die Worte hervor, die die Melodie begleiteten, doch die Stimme aus seinem Mund war nicht die seine.
    »Der Teufel brennt nicht, Junge. Der Teufel brennt nicht.«

47
    Sam saß auf dem kalten Boden mit dem Rücken zur schwelenden Glut des Feuers. Er zitterte am ganzen Körper, als die Wirkung des Adrenalins langsam nachließ.
    Vor einer halben Stunde hatte er geglaubt, von der anderen Seite des Lagerhauses das Knirschen von Autoreifen auf Kies zu hören, aber er war sich nicht sicher.

    Ein leises Stöhnen kam aus dem dunklen Winkel zwischen den beiden großen Müllcontainern. Sam schlang die Arme um sich, um das Zittern ein wenig im Zaum zu halten.
    Das Stöhnen wurde lauter und ging in ein trockenes keuchendes Husten über, das nach einigen Sekunden abrupt aufhörte. Für einen kurzen Augenblick war die Nacht völlig still.
    »Warum hast du das getan, Sam?«, fragte eine schwache, zittrige Stimme.
    »Jemand wollte dich tot sehen«, antwortete Sam fast im

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