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Die Stimme des Feuers

Titel: Die Stimme des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Schwert los. Dienwald sah es zu Boden fallen. »Danke«, sagte er und betrachtete Graelam de Moreton. Er ist ein Mann, den die Frauen bewundern und begehren, dachte er. Ein Mann mit starken, kühnen Zügen. Nicht verwunderlich, daß er ihn jetzt böse anblickte. Wahrscheinlich bin ich ein Esel, dachte Dienwald, daß ich mich in das Lager dieses Mannes geschlichen habe. Aber er war es Kassia schuldig.
    Auch Graelam musterte den anderen. Er entsann sich, daß Kassia gesagt hatte, seine Gesichtszüge hätten die Farbe von Sand. Das traf zu. »Was wollt Ihr?« fragte er kalt. Dann stand er auf und füllte zwei Kelche mit Wein.
    Dienwald nahm einen Kelch entgegen. »Bitte, nehmt wieder Platz, Mylord! Entschuldigt mein Mißtrauen, aber ich bin nicht so dumm, wie ich aussehe. Als meine Männer mir Euer Lager meldeten, da war ich froh, daß Ihr sie ohne Zeitverlust verfolgt habt. Sie hatte es mir natürlich nicht geglaubt. Sie stellte sich vor, Ihr wärt froh, sie los zu sein.«
    Graelam ließ sich mit der Antwort Zeit. Schließlich sagte er in spöttischem Ton: »Ihr habt Euch gehörig in mein Leben eingemischt. Demnach hat sie Euch wiederum gekauft, um sie zu entführen.«
    Dienwald strich vorsichtig über die rasiermesserscharfe Schneide seines Schwertes. »Ihr seid ein Dummkopf, Mylord. Ihr habt eine Frau, deren Herz so rein und treu wie Gold ist. Wenn sie mich haben wollte, würde ich sie Euch nur allzu gern rauben. Aber ich habe mich aus einem anderen Grund in Euer Lager geschlichen. Ich bin es Eurer Frau schuldig.«
    »Womit hat sie Euch diesmal bezahlt?« fragte Graelam gehässig. »Wieder mit der Halskette?«
    »Ja«, sagte Dienwald mit verzerrtem Lächeln. »Ich wollte das verfluchte Ding nicht haben, aber sie bestand darauf. Jetzt hört mich an! Ich glaube, daß mir nicht mehr viel Zeit bleibt. Soviel ich weiß, hat Eure Frau Euch nie belogen. Es war Blanche, die mich beim erstenmal mit der Halskette kaufte. Sie wollte Eure Frau loswerden. Aber ich brachte es dann doch nicht übers Herz. Als ich sie entführt hatte, fragte ich sie, wohin ich sie bringen solle. Sie sagte unverzüglich: zurück nach Wolffeton zu ihrem Mann. Dann lockte mich dieser Hurensohn Sir Walter in eine Falle, wobei er Kassias Namen mißbrauchte. Er warf mich ins Verlies, aber, Mylord, sie befreite mich aus den Ketten, weil sie mein Leiden nicht mitansehen konnte. Natürlich war sie zu vertrauensselig. Da ich nicht von Eurer Hand sterben wollte, kettete ich sie an meiner Stelle an. Zuvor bat ich sie, mit mir zu kommen, aber sie lehnte ab. Sie liebt Euch nämlich, obwohl Ihr es nicht verdient.«
    »Es kann aber sein, daß Ihr jetzt zu ihren Gunsten lügt«, sagte Graelam mit drohendem Unterton. »Ich habe immer den Verdacht gehabt, daß Ihr ihr Liebhaber seid, und vielleicht seid Ihr es wirklich.«
    Dienwald lächelte. »Ich hätte sie allerdings vergewaltigen können. Aber selbst ein so rauher, gewissenloser Schuft wie ich brachte es nicht fertig, einer so freundlichen und vertrauensvollen Dame Gewalt anzutun. Bei allen Heiligen im Himmel, Ihr verdient es nicht, daß sie so zärtliche Gefühle für Euch hegt. Dennoch seid Ihr es, den sie liebt. Zuerst hielt ich sie nur für ein weiches, überaus folgsames Geschöpf. Aber da irrte ich mich. Sie kann auch hart wie Stahl sein, Mylord, und sie besitzt einen Stolz wie nur irgendein Mann. Und als sie keine Hoffnung mehr sah, als Eure Frau leben zu können, da verließ sie Euch. Wie gesagt, Ihr seid ein großer Dummkopf.«
    Zu Dienwalds größter Überraschung sah Graelam ihm tief in die Augen und sagte: »Ja, Ihr habt recht. Ich habe es selber erkannt, leider erst vor wenigen Tagen. Ich will sie zurückhaben, de Fortenberry, und wenn ich sie davon überzeugen kann, daß meine Gefühle für sie echt sind, nehme ich sie wieder als meine rechtmäßige Frau mit nach Wolffeton.«
    Ganz langsam schob Dienwald sein Schwert in die Scheide. »Da sehe ich einen gewaltigen Kampf voraus. Ihr dürft nicht vergessen, Mylord, daß sie sich jetzt nicht auf Eurer Burg befindet, sondern auf der ihres Vaters. Er wird sie vor Euren ... äh, Ansprüchen in Schutz nehmen.«
    Wütend schritt Graelam im engen Zelt hin und her. Plötzlich blieb er vor Dienwald stehen und sagte lächelnd: »Ja, auch da habt Ihr recht. Aber schließlich wird sie mir gehorchen. Denn ich bin ihr Mann.« Nach einer Weile fuhr er fort: »Es geht mir gegen den Strich, mich bei einem Mann zu bedanken, den ich immer als meinen Feind angesehen habe.

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