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Die Stimme des Feuers

Titel: Die Stimme des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Rotwein im goldenen Kelch. »Die Markgrafen sind nicht stark genug, um sich der walisischen Überfälle zu erwehren.« Grinsend fuhr er fort. »Da habt Ihr meine Meinung, mein Herzog. Wünscht Ihr, daß ich nun meinen Besuch beende?«
    »Unverschämter Schurke, nein! Ich plane ein Turnier und wünsche, daß Ihr daran teilnehmt.«
    Graelams dunkle Augen blitzten auf. Er rieb sich die Hände. »Das interessiert mich. Mir wurde es schon langweilig, nur immer die Reparaturen auf Wolffeton zu beaufsichtigen. Wann soll das Turnier stattfinden?«
    »Ich habe an April gedacht und zweifle nicht, daß Edward auch kommen wird. Die Burg, die er bauen will, kostet viel Geld, und da müssen seine Edelleute natürlich tief in ihre Schatztruhen greifen. Was meint Ihr, wird Eure Gattin dazu sagen, daß Ihr hier fechten werdet? Sie wird Euch doch begleiten wollen, oder?«
    Bevor Graelam Antwort gab, trank er lässig einen Schluck Wein. »Sie ist krank gewesen. Sie hatte eine Fehlgeburt. Wir müssen also abwarten.«
    »Ein Jammer! Doch sie ist ja jung und scheint von gesunder Natur zu sein. Sie wird Euch viele Söhne schenken.« Da Graelam schwieg, fuhr der Herzog nach einer Pause fort: »Ich habe von Sir Guy gehört, daß seine Frau Blanche ein Kind erwartet. Er soll sich sehr darauf freuen.«
    »Ich werde ihn demnächst besuchen. Er ist ein guter Mann und tapferer Krieger.«
    »Wie kam es dazu, daß Eure Gattin ihr Kind verlor?«
    Graelam hatte nicht mehr mit der Frage gerechnet. So konnte er seinen Zorn nicht verhehlen, als er antwortete: »Sie wollte den Mann spielen. Mein Waffenmeister Rolfe hatte ihr das Bogenschießen beigebracht. Dann organisierte er eigens einen Wettkampf mit den schlechtesten Schützen unter meinen Männern, damit sie gut abschneiden sollte. Ein anderes Pferd griff das an, auf dem sie saß, und sie wurde abgeworfen.«
    »Wie kam sie denn auf diese Idee?«
    »Bei Edwards Krönung hatte sie Lady Chandra kennengelernt. Chandras Künste mit Pfeil und Bogen machten einen großen Einfluß auf sie. Sie wollte ihrerseits... mich beeindrucken.«
    »Und ist ihr das gelungen?« wollte der Herzog wissen.
    Graelam seufzte. Es fiel ihm leicht, der Wahrheit die Ehre zu geben, denn noch immer hatte er Schuldgefühle. »Ja. Aber es war völlig unnötig. Ich hätte sie auch ohne diese Mätzchen bewundert.«
    »Mylord«, sagte der Herzog leise, »die Liebe macht einen richtigen Mann nicht zu einem Schwächling oder zum schmachtenden Narren. Je stärker ein Mann ist, um so zuvorkommender geht er mit seiner Frau um. Wenn Euer Vater Euch in einem anderen Sinne erzogen hat, so hatte er unrecht.«
    Graelam schnaufte verächtlich. »Jetzt redet Ihr wie die Troubadoure, mein Herzog. Könnt Ihr Euch vorstellen, daß ich vor einer Dame niederknie, daß ich ihr beteuere, ihre Augen strahlten heller als die Sterne und ihre Haut sei zarter als die schönste Rose?«
    »Hat Eure Gattin solchen Unsinn von Euch verlangt?«
    »Nein. Aber sie verlangt mehr, als ich ihr geben kann.« Er wußte selber, daß das nicht stimmte. Was hatte sie denn von ihm verlangt? Nichts weiter als Freundlichkeit, Zärtlichkeit und Zuneigung. Doch gleichzeitig regte sich eine zornige Stimme in seinem Inneren. Sie hat dich verlassen. Sie hat gelogen. Du kannst ihr nicht trauen. Sie hat ihr Kind verloren. Er stand auf, ging hin und her, blieb aber stehen, als der Herzog ihn fragte: »Was hat Eure sanfte Gattin denn nun von Euch verlangt, Graelam?«
    Das war ja zu erwarten, daß der Alte es ganz genau wissen will, dachte Graelam. Laut sagte er: »Sie verlangt, daß ich sie lieben soll.« Er schlug sich mit der Faust in die offene Hand. »Verdammtes Weib! Dabei habe ich ihr gesagt, daß ich ihr ihre Lügen verziehen habe!«
    Der Herzog hob die dichten grauen Augenbrauen. »Ihre Lügen? Was soll das heißen?«
    Graelam blieb nichts anderes übrig, als ihm über die Ereignisse auf Wolffeton haarklein zu berichten. Er ließ nichts aus. Als er geendet hatte, schwieg der Herzog einige Zeit. Schließlich sagte er: »Merkwürdig. Ich hatte Dienwald de Fortenberry immer für eine rücksichtslose Bestie gehalten. Für einen Mann, der auch einer edel erzogenen Lady ohne Bedenken Gewalt antun würde. Aber gleichviel, Graelam, warum glaubt Ihr denn Eurer Frau nicht?«
    »Ich bin zu der Erkenntnis gekommen, daß das keine Rolle mehr spielt.« Doch gleichzeitig überlegte Graelam zum erstenmal, ob Kassia nicht vielleicht doch die Wahrheit gesagt hatte.
    »Ausgezeichnet. Übrigens

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