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Die Stimme des Feuers

Titel: Die Stimme des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Aber nachdem ich Euch nun kennengelernt habe, Dienwald de Fortenberry, heiße ich Euch jederzeit auf Wolffeton willkommen.«
    Lächelnd schüttelte Dienwald den Kopf. »Kann ich mich wirklich darauf verlassen, daß Ihr mich nicht zu Eurem Vergnügen in blutige Stücke schneiden laßt?«
    Graelam reichte ihm die Hand. »Ich nenne Euch fortan meinen Freund. Und ich danke Euch, daß Ihr meine Frau beschützt habt. Ich schwöre Euch, Ihr seid auf Wolffeton willkommen.«
    »Habt Dank, Mylord.«
    »Darf ich jetzt erfahren, wie Ihr es fertiggebracht habt, in mein Lager und in mein Zelt zu gelangen, ohne von meinen Männern entdeckt zu werden?«
    Dienwald lachte. »Für einen einzelnen Mann ist es nicht allzu schwer, dorthin zu gelangen, wohin er will, Mylord. Bedeutend schwieriger ist es dagegen, heil wieder davonzukommen.«
    »Nein. Mich gelüstet es nicht nach Eurem Blut. Wenigstens nicht bis zum Turnier. Da würde ich Euch liebend gern auf dem Platz begegnen.«
    »Ein Turnier, Mylord?«
    »Ja, der Herzog von Cornwall plant eins für April.«
    »Dann sehe ich Euch dort wieder. Bis dahin lebt wohl, Mylord, und viel Glück!«
    Regungslos stand Graelam da, als Dienwald leise aus dem Zelt schlüpfte. Verwirrt schüttelte er dann den Kopf und begab sich ins Bett. Wenn ich die Wahrheit doch schon vor Monaten erfahren hätte! dachte er. Dann schlummerte er ein und schlief erstmals nach über einer Woche eine ganze Nacht durch.

32
    An diesem Abend verlief das Essen im Saal äußerst lebhaft, denn Maurice hatte seinen drei Stiefkindern erlaubt, daran teilzunehmen. Die Krieger überschütteten Kassia mit Fragen, und die Bediensteten umdrängten sie. Jeder wollte ihr von den Geschehnissen in ihrer Abwesenheit berichten. Doch keiner erwähnte auch nur mit einem Wort ihren Gatten. Kassia zeigte allen entschlossen ein glückliches Lächeln. Es freute sie auch zu sehen, daß Maurice im Kreis seiner neuen Familie so glücklich war. Keinen Augenblick zweifelte Kassia daran, daß Marie ihren Vater wirklich liebte.
    Einmal beugte sich Marie zu ihr herüber und flüsterte: »Hoffentlich, meine Liebe, bist du nicht böse, daß dein Vater wieder geheiratet hat.«
    Kassia sah sie erstaunt an und sagte aufrichtig: »Ich bin glücklich, daß mein Vater eine neue Lebensgefährtin gefunden hat. Meine Mutter ist schon so lange tot, und als ich nach England ging, hat er sich bestimmt noch einsamer gefühlt. Und deine Kinder haben für neues Leben auf Belleterre gesorgt.«
    »Ich möchte aber nicht, daß du oder dein Mann befürchten, Belleterre würde später in den Besitz meiner Kinder übergehen«, sagte Marie leise. »Meine Söhne besitzen eigenes Land, das ihnen mein verstorbener erster Mann vermacht hat. Und Jeanne wird eine ansehnliche Mitgift erhalten.«
    »Mein Mann wird sich sehr freuen, daß ihm Belleterre nicht verlorengeht«, sagte Kassia ruhig.
    »Maurice hat mir viel von Lord Graelam erzählt. Vor allem, daß er ihm in Aquitanien das Leben gerettet hat. Er ist voller Hochachtung vor ihm.«
    »Genau wie ich«, sagte Kassia.
    Es war schon spät, als es im Saal endlich still wurde. Marie umarmte Kassia herzlich. »Gute Nacht, Kassia. Falls du nicht schon müde bist, würde dein Vater gern noch unter vier Augen mit dir sprechen.« Nach diesen ruhigen, aber bedeutungsvollen Worten verließ sie mit den todmüden Kindern den Saal.
    »Ich muß dir gratulieren, Vater«, sagte Kassia, als sie allein waren. »Marie und die Kinder sind bezaubernd.«
    »Ja, ich weiß. Ich bin froh, daß du sie nett findest, mein Püppchen.« Maurice fuhr sich unruhig mit den Händen durch das graue
    Haar. »Kassia, möchtest du mir jetzt sagen, warum du allein nach Belleterre gekommen bist?«
    »Ich bin nicht allein gekommen, Vater«, sagte sie. »Ein lieber Freund hat mich herbegleitet. Ich war immer in guter Obhut.«
    »Meine Männer haben mir von deinem >lieben Freund< erzählt, Püppchen. Warum hat er vor der Burg kehrt gemacht?«
    »Es war nicht mein Mann. Er befürchtete, daß du nicht übermäßig erfreut sein würdest, ihn zu sehen.« Plötzlich fragte sie: »Spielt Marie auch Schach?«
    »Ein bißchen. Nicht so schnell und wohlüberlegt wie du«, antwortete Maurice. Die dunklen Schatten unter ihren ausdrucksvollen Augen beunruhigten ihn. Auch fiel ihm das nervöse Spiel ihrer Hände auf. Plötzlich sagte er: »Du hast deinen Mann verlassen!«
    Kassia konnte nur nicken.
    Maurice seufzte tief auf. »Ich kann nur hoffen, daß du mir verzeihen wirst. Es ist

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