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Die Stimme des Feuers

Titel: Die Stimme des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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halte ich es für möglich, daß Blanche Euch etwas vorgespielt hat und Ihr darauf hereingefallen seid. Ich hatte jedenfalls den Eindruck, daß sie ganz anders ist, als sie sich Euch gegenüber gab.« Der Herzog hatte nämlich mitangehört, wie Königin Eleanor dem König über Blanches Unfreundlichkeit gegenüber Kassia berichtet hatte.
    Graelam zuckte die Achseln. »Mein Herzog, ich bin nicht hergekommen, um über meine Eheprobleme zu sprechen. Ungeachtet ihrer persönlichen Gefühle ist sie meine Frau und wird es auch bleiben.«
    »Und wie ist es mit Euren Gefühlen bestellt, Mylord?«
    »Verdammt, ich will nicht mehr darüber sprechen! Vielleicht falle ich bei Eurem verdammten Turnier. Dann könnt Ihr sie haben, wenn Ihr sie so ideal findet!«
    Der Herzog lächelte nur. Er war zufrieden. Danach diskutierten sie Edwards Pläne in allen Einzelheiten und setzten sich schließlich zu einem köstlichen Mahl. Der Herzog bot Graelam ein Mädchen an, und zu seiner Freude lehnte Graelam ab. Je unerbittlicher ein Krieger ist, dachte der Herzog, desto bedingungsloser wird er sich am Ende unterwerfen.
    Graelam blieb eine volle Woche auf der Burg des Herzogs. Tagsüber beschäftigte er sich mit der Turnierplanung. Aber wenn er nachts allein im Bett lag, konnte er nicht verhindern, daß Kassias Bild vor ihm auftauchte. Dann fuhr er hoch und saß aufrecht im Bett. Manchmal dachte er daran, das Mädchen, das ihm der Herzog angeboten hatte, in sein Bett zu holen. Aber nein, es gab nur eine Frau, die seine Sinne befriedigen konnte. Er dachte: Ich liebe dich. Zum erstenmal sah er sich so, wie Kassia ihn gesehen haben mußte. An einem Tag freundlich und liebevoll, am nächsten barsch und unerbittlich. Wie kam es nur, daß sie ihn trotz dieser Behandlung liebgewonnen hatte? Reumütig dachte er daran, wie er sie vergewaltigt hatte. Auch das hatte sie ihm verziehen. Und du, du verdammter Narr, kamst dir schon unerhört großmütig vor, als du dich erbotest, ihr zu verzeihen!
    Er sprang aus dem Bett, ging nackt an das geschlossene Fenster, stieß die Läden auf und atmete tief die frische Nachtluft ein. Denkst du jetzt an mich, Kassia? Wenn ich nach Wolffeton zurückkomme, werde ich dich wiedergewinnen.
    Er war fast dreißig Jahre alt geworden, ohne je auf die Bedürfnisse einer Frau Rücksicht zu nehmen, abgesehen von den körperlichen. Immer wollte er sie nur beherrschen. Mit Grauen gestand er sich jetzt ein, daß er so selbstsüchtig wie ein sturer Esel gehandelt hatte. Doch noch war es nicht zu spät. Er würde ihr nachgeben und alles wieder gutmachen.
    Dienwald ritt neben Kassia den gewundenen Pfad nach Belleterre hinauf. »Keine Sorge, kleines Hühnchen«, sagte er zärtlich, »es wird alles wieder gut.«
    Nein, dachte Kassia, nichts wird wieder gut. Und sie dachte an Etta, der sie ihr Vorhaben in einem hinterlassenen Brief mitgeteilt hatte. Würde Graelam sich überhaupt etwas aus ihrer Flucht machen? Ach, das war ja jetzt völlig gleichgültig. Sie mußte ihn vergessen und an die Zukunft denken.
    Die verwitterten grauen Mauern von Belleterre schimmerten in der Nachmittagssonne. Was würde ihr Vater sagen? Würde er ihr verzeihen? Oder würde er darauf bestehen, daß sie zu Graelam zurückkehrte?
    Vor den mächtigen Toren hielten sie an.
    »Ich verlasse Euch jetzt, kleines Hühnchen«, sagte Dienwald. »Ich möchte nicht erst abwarten, ob Euer Vater mir seinen Dank ausspricht oder mir den Kopf abschlägt.«
    Kassia wandte sich im Sattel. Voller Dankbarkeit sagte sie: »Ich bin glücklich, einen Freund wie Euch zu besitzen.« Sie reichte ihm die Hand, und er ergriff sie. »Ich danke Euch. Gott sei mit Euch, Dienwald.«
    »Lebt wohl, kleines Hühnchen. Wenn Ihr mich je wieder braucht, dann ruft mich!«
    Mit diesen Worten wirbelte er sein Pferd herum und galoppierte den gewundenen Pfad hinunter zu seinen wartenden Männern.
    Kassia schaute hoch und sah die erstaunten Gesichter von Leuten, die sie seit ihrer Kindheit kannte. Als sich die eisenbeschlagenen großen Tore vor ihr öffneten, erhoben sich Begrüßungsrufe. Sie ritt in den Burghof. Dies war ihr Volk. Hier liebte man sie, vertraute ihr und achtete sie. Als sie von der Stute abstieg, hörte sie den Willkommensgruß ihres Vaters.
    »Kassia! Du bist hier, Kind!« Er breitete die Arme aus und drückte sie so fest an sich, daß sie einen Schmerzenslaut ausstieß. »Wo ist Graelam, mein Püppchen?«
    Kassia blickte zu Boden. »Das ist eine lange Geschichte. Kann ich mit dir unter

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