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Die Stimme des Feuers

Titel: Die Stimme des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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morgen verletzt hat«, sagte sie, »ist er wieder in Ordnung?«
    »Ja«, sagte Graelam knapp. Es mißfiel ihm, von ihr an seine eigene Dummheit erinnert zu werden. Er hatte nach dem Verlassen des Saals seine Männer zu hart herangenommen, und einer hatte sich dabei verletzt, weil er zu erschöpft war, um einem Hieb noch rechtzeitig ausweichen zu können.
    »Ich ... ich bitte um Verzeihung, wenn ich Euch beleidigt habe, Mylord.«
    »Du hast mich nicht beleidigt«, sagte er barsch. »Ich hatte heute morgen zu viel im Kopf.« Das kam fast einer Entschuldigung gleich, und nie zuvor hatte sich Graelam bei einer Frau entschuldigt. Nach einer Weile fragte er plötzlich: »Glaubst du, daß Geoffrey am Tod deines Bruders schuld war?«
    Die schmerzliche Erinnerung legte einen trüben Schleier vor ihre Augen. »Ich kann mich deutlich an den Unglückstag erinnern. Mein Bruder, Geoffrey und ich hatten ein kleines Boot, in dem wir abwechselnd zu einer kleinen Bucht zu rudern pflegten, um dort zu fischen. An diesem Tag fuhren Geoffrey und Jean voraus. Als mein Vater und ich uns der Bucht näherten, hörten wir Jean schreien. Geoffrey stand am Ufer, und als er uns sah, fing er auch an zu schreien und zeigte aufs Wasser. Mein Vater mußte mitansehen, wie sein Sohn ertrank, ohne ihm helfen zu können. Nach der Beerdigung meines Bruders befahl mein Vater, ihm das Boot zu bringen. Im Kiel befand sich ein gezacktes Loch.«
    »Das dürfte wohl als Beweis nicht ausgereicht haben«, sagte Graelam.
    »Aber Ihr müßt wissen, daß ich am Tag davor mit dem Boot unterwegs war, und da leckte es nicht mal. Und es gibt noch mehr Hinweise. Geoffrey konnte schwimmen. Doch er hatte am Ufer gestanden und ruhig mitangesehen, wie mein Bruder ertrank. Er hätte ihn retten können. Als mein Vater das erfuhr, geriet er in Wut und gestattete Geoffrey fünf Jahre lang nicht mehr, nach Belleterre zu kommen. Das war vor acht Jahren.«
    »Wie alt war dein Bruder?«
    »Er war erst acht Jahre alt, als er ertrank. Ich war damals fast zehn. Es kann aber sein, daß Geoffrey nicht selbst das Loch ins Boot gehackt hat. Aber er war einfach zu feige, meinen Bruder zu retten.«
    »Ein Feigling ist Geoffrey immer noch«, sagte Graelam. »Ich bin froh, daß du hier vor ihm sicher bist.«
    Er hatte mit Wärme gesprochen, und Kassias Augen blitzten vor Freude. »Ihr hört Euch an wie mein Vater«, sagte sie.
    »Ich bin aber nicht dein Vater!« sagte Graelam schroff. Sein Blick fiel auf ihre Brüste. »Erzähle mir von deiner Mutter.«
    Kassia wunderte sich über seine ständig wechselnden Launen. »Sie war sehr sanft und liebevoll. Ich kann mich nicht mehr genau an sie erinnern, aber mein Vater rühmte oft ihre Güte. Und wie war Eure Mutter, Mylord?«
    »Sie hieß Dagne und war im Gegensatz zu deiner Mutter alles andere als sanft und liebevoll. Mein Vater mußte sie oft wegen ihres Ungehorsams und wegen ihrer schlechten Laune strafen.«
    Kassia starrte ihn an. »Ihr meint, er hat sie geschlagen?«
    »Nur wenn sie es verdiente, weil sie ihn erzürnt hatte.«
    »Und hat sie ihn geschlagen, wenn er sie erzürnt hatte?«
    »Sie war eine Frau und hat ihn natürlich nicht geschlagen. Aber ich weiß noch, daß sie gelegentlich eine sehr scharfe Zunge hatte.« Allerdings hatte sein Vater auch nichts dazu getan, sie sanftmütig zu stimmen.
    »Das, Mylord, ist wohl kaum dasselbe! Mein Vater hätte nie einem
    Menschen etwas zuleide getan, der kleiner und schwächer war als er.«
    »Das verstehst du nicht, Kassia«, sagte Graelam. »Ein Mann hat die Aufgabe, seiner Frau Manieren beizubringen. Dagegen ist es ihre Pflicht, zu gehorchen, ihn zu bedienen und ihm Kinder zu gebären.«
    »Dann kann das Los einer Ehefrau aber nicht sehr angenehm sein«, sagte Kassia. »Da möchte ich doch lieber ein Hund sein. Der wird wenigstens gestreichelt und darf frei umherrennen.«
    »Es hat aber auch seine Vorteile, eine Ehefrau zu sein«, sagte Graelam kühl. »Wenn es soweit ist, werde ich dir zeigen, wie schön es sein kann.«
    Kassia dachte an Blanches Worte und platzte unüberlegt heraus: »O nein, das ist kein Vorteil! Das ist ja noch schlimmer, als geschlagen zu werden!«
    »Kassia, es ist verständlich, daß du nervös, vielleicht sogar ängstlich bist, weil du es noch nicht kennst. Aber die Liebe im Bett des Mannes ist keine Strafe für die Frau, das kann ich dir versprechen.«
    »Es ist wie bei den Tieren, und es tut weh, und mit Liebe hat es überhaupt nichts zu tun.«
    Graelam wollte seinen

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