Die Stimme des Feuers
Ohren nicht trauen. »Was hat dir dein Vater darüber erzählt?«
»Nichts. Er hat mir nichts darüber erzählt.«
»Warum glaubst du dann, daß es weh tut?«
Kassia neigte den Kopf. »Bitte«, flüsterte sie. »Ich ... ich werde meine Pflicht tun, wenn ich muß. Ich weiß, daß Ihr Euch Söhne wünscht.«
»Wer hat dir gesagt, daß es weh täte?«
»Eine... Dame. Sie sagte mir, daß Ihr ... daß die Männer Ansprüche stellen und sich nicht darum kümmern, wenn es einer Frau weh tut. Sie sagte, ich müsse es eben ertragen.«
Graelam stieß ein paar herzhafte Flüche aus. »Diese Dame hatte unrecht, dir so etwas zu erzählen, und sie hat gelogen. Es gibt zwar Männer, die sich um die Gefühle der Frau nicht kümmern, aber nicht alle Männer sind so.«
»Seid Ihr wie diese Männer, Mylord?«
»Ich werde dir nicht weh tun«, sagte er.
Sie dachte an seinen kräftigen nackten Körper und an das steife Glied, das sich ihr entgegengestreckt hatte, und schwieg.
»Vielleicht hast du diese Dame mißverstanden«, sagte er. »Beim erstenmal tut es zwar ein bißchen weh, wenn ich dein Jungfernhäutchen durchtrenne. Aber wenn der Mann sich liebevoll benimmt, dann hast du gleich darauf Vergnügen daran, und der kleine Schmerz ist schnell vergessen.« Doch er las in ihren Augen, daß sie ihm nicht glaubte. »Du hast keine Veranlassung, mir nicht zu glauben. Ich bin dein Ehemann.«
»Ihr seid ... ganz anders gebaut als ich«, flüsterte sie.
»Ja, Gott hat es so gewollt.« Seine Geduld war fast erschöpft. Dennoch tat sie ihm leid, daß sie sich vor der körperlichen Vereinigung fürchtete. »Kassia, du hast schon gesehen, wie Tiere sich paaren. Und du hast mich nackt gesehen. Mein Glied wird in dich eindringen. Verstehst du das?«
»Ich habe gesehen, wie ein Hengst eine Stute deckte. Ist es genauso?«
»Manchmal«, sagte er. »Aber im allgemeinen wirst du auf dem Rücken unter mir liegen.«
»Oh«, sagte sie erstickt und errötete.
»Du wirst merken, daß ich die Wahrheit gesagt habe, sobald wir es zusammen tun«, sagte er und stand auf. »Kassia, du kannst nicht ewig ein Kind bleiben. Komm jetzt, wir wollen zurückreiten!« Er reichte ihr die Hand und zog sie hoch. »Wie kalt dein Händchen ist!« Dann riß er sie an sich. Sie war steif wie ein Brett. Er streichelte ihr über den Rücken. »Heute nacht wirst du meine Frau werden. Nein, mach dich nicht steif! Du hast mir doch gesagt, daß dein Vater meinte, ich würde nett zu dir sein.«
Er spürte ihr Zögern. Doch dann nickte sie. »Du hast doch nicht deinen monatlichen Ausfluß?«
Sie sog scharf die Luft ein. Dann schüttelte sie den Kopf.
»Sieh mich an, Kassia!« Als sie zögerte, faßte er ihr unters Kinn und hob ihren Kopf an. »Nun halte schön still und sei ganz locker!« Mit den Fingerspitzen berührte er ihre Lippen und neigte dann langsam den Kopf.
Als sein Mund den ihren berührte, fuhr sie zusammen. Doch unangenehm war es eigentlich nicht. Seine Lippen waren warm und fest. Sie fühlte, wie seine Zunge über ihre Unterlippe strich, und fragte sich, warum es ihr im Unterleib auf einmal so warm wurde. Er ließ sie wieder los und fragte: »So schlimm war das doch gar nicht, wie?«
»Nein«, gab sie zu. »Mir wurde warm im Bauch. Sonderbar. Das hatte ich noch nie.«
Er grinste und sah nun wie ein großer Junge aus. »Komm!« sagte er, hob sie auf den Rücken der Stute und schwang sich selber in Dämons Sattel. Während des Ritts nach Wolffeton zurück wunderte er sich über sich selbst. So hatte er noch nie mit einer Frau gesprochen. Es war wohl ihre offen eingestandene Unschuld, die ihn hatte plappern lassen, wie es ein dummer Freier tat. Oder es lag an ihrem in sie vernarrten Vater. Er würde in ihr Leidenschaft erwecken und sich Geduld auferlegen. Er konnte das. Sie war jung und formbar. Er zweifelte nicht daran, daß er sie bald zu einer gehorsamen, sanften Ehefrau machen würde. Die Zukunft versprach höchst angenehm zu werden.
An diesem Abend warb Graelam um seine junge Frau. Beim Essen schenkte er ihr volle Aufmerksamkeit, achtete darauf, daß sie zwei Kelche Süßwein trank und das meiste von dem würzigen Eintopf aß, den er mit ihr teilte. Und hin und wieder streichelte er sie. Diese Liebkosungen brachten Farbe in ihre Wangen.
Sie lächelte ihn an, und er fühlte, wie ihn eine ungewohnte Wärme überkam. Ihre kastanienbraunen Locken schimmerten rötlich im Kerzenlicht.
»Meine Haare werden wieder wachsen«, sagte Kassia.
Er wickelte sich
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