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Die Stimme des Feuers

Titel: Die Stimme des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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bewundert hatte. Ihr Vater hatte es ihr erzählt.
    »Ja«, sagte sie in freundlichem Ton. »Wenn du die Wolle aber nicht dafür weggeben willst, schicke ich eine Botschaft an meinen Vater. Er ist bestimmt gern bereit, Wolffeton zu verschönern.«
    Er schlug mit der Faust auf den Tisch, daß das Geschirr klapperte. »Du wirst keine Botschaft an deinen Vater schicken!«
    Wie konnte sie es wagen, sein Heim zu kritisieren? In den letzten Tagen hatte sie das kleine Kinn verdammt hochgetragen und ihn mit Nichtachtung gestraft. Nun, sie wußte ja, daß sie nachts vor ihm sicher war. Wie konnte er nur so dumm sein, ihr zu schwören, daß er sie nicht mit Gewalt nehmen würde! Was hatte er ihr damit für eine Macht in die Hand gegeben!
    Über den Lärm im Saal hörte er Guy lachend sagen: »Mylord, Ihr seht aus wie ein Mann, der es schön weich unter dem Hintern hat! Werdet Ihr uns geringeren Leuten auch solchen Luxus gönnen?«
    Graelam schrie zurück: »Dein Hintern wird höchstens mit der stumpfen Seite meines Schwertes Bekanntschaft machen!«
    Diese Bemerkung erregte bei den Männern lautes Gelächter.
    Graelam wandte sich wieder seiner Frau zu. Auch sie lachte, und ihre Augen leuchteten. Er folgte ihrem Blick und erstarrte. Sie lächelte tatsächlich in aller Offenheit diesen gutaussehenden jungen Mann an!
    »Kassia!«
    Das Lachen erstarb auf ihren Lippen. Sie zwang sich, ihn anzusehen.
    »Hol deinen Mantel! Ich habe mit dir zu sprechen.«
    Sie zögerte. Was hatte er vor? Sie fürchtete sich.
    Mit leiser, drohender Stimme fragte er: »Oder möchtest du dich lieber in unserem Zimmer mit mir unterhalten?«
    Sie rief die nächststehende Bedienerin an. Es war Nan. Die Angst verlieh ihrer Stimme einen etwas scharfen Ton. »Meinen Mantel, Nan! -Er ist in meinem Zimmer.« Dann trank sie zur Beruhigung ihren Weinkelch leer.
    »Gehst du immer so streng mit der Dienerschaft um, Mylady? Mit meiner Dienerschaft?«
    »Du meinst, mit deiner Hure«, sagte sie so leise, daß er es nicht hörte. Dann schüttelte sie mit niedergeschlagenen Augen den Kopf.
    Die Hand an ihrem Ellbogen, führte Graelam sie aus dem Saal. Als sie ihm zu langsam ging, riß er an ihrem Arm, und sie stolperte so schnell sie konnte neben ihm her zum Burghof. Es war beinahe Vollmond, und der silberne Mondschein lag auf der Burg.
    Sie atmete tief ein. »Wohin gehen wir, Mylord?«
    »Auf die Wälle.«
    Wollte er sie hinunterstürzen? Sie stellte sich vor, wie sie durch die leere Luft flog und auf dem Pflaster aufprallte. Ihr schauderte.
    Als sie am Ostturm waren, blieb Graelam stehen, packte sie an beiden Armen und drehte sie zu sich um.
    Langsam fuhr er mit den Händen an ihren Armen herauf. Aus dunklen, brütenden Augen schaute er sie scharf an. Dann packte er sie an der Kehle und drückte ein wenig. »Du wirst mir nicht in die Arme eines anderen Mannes fliehen«, sagte er leise.
    »Ich ... ich weiß nicht, was du meinst, Mylord«, flüsterte sie.
    »Das weißt du nicht, Mylady? Schon das erste Wort, das eine Frau nach der Geburt sprechen lernt, ist eine Lüge. Hör zu, mein Weib!
    Ich lasse mich nicht von dir an der Nase herumführen. Ich lasse mich nicht zum Hahnrei machen!«
    Kassia sah ihn nur stumm an. Glaubte er wirklich, daß sie sich einen seiner Männer zum Geliebten wählen würde? Das war doch lächerlich! »Darf ich nicht mehr lächeln, Mylord? Darf ich mich nicht mehr mit Blount unterhalten? Bei allen Heiligen, er ist alt genug, um mein Vater sein zu können!«
    »Dein verführerisches Lächeln war nicht Blount zugedacht, Mylady. Du läßt sofort von deinen weiblichen Verführungskünsten ab! Du wirst nie im Bett eines anderen Mannes liegen. Und wenn du wünschst, begattet zu werden, dann tu' ich das!«
    »Nein!« keuchte sie. »Denk an dein Versprechen!«
    »Meinst du, ich lasse es zu, daß Guy deine Gunst genießt, sobald ich dir den Rücken kehre?«
    »Guy?« wiederholte sie tonlos.
    »Ja. Wie zärtlich du schon seinen Namen aussprichst!«
    »Du machst dich ja lächerlich!« zischte sie ihn an.
    Graelam riß sie mit einem zornigen Ausruf an sich. Vergebens trommelte sie mit den Fäusten an seine Brust. Er verstärkte einfach den Griff, und ihre Arme pendelten kraftlos herab. Er hielt sie an den Haaren fest und preßte seinen Mund auf ihren. Sie begann zu schluchzen. Mit der Zunge versuchte er, ihre Lippen zu öffnen. Sie sah die Szene vor sich, als er sie gewaltsam genommen hatte. Gehorsam hatte sie die Schmerzen ertragen, ohne sich zu wehren.

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