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Die Stimme des Feuers

Titel: Die Stimme des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Spinnstube gesehen.«
    »Ja, ich habe dich gesehen.« Mit tödlicher Ruhe fuhr sie fort: »Entschuldige, daß ich dich beim ... Vergnügen gestört habe. Wenigstens hast du es nicht bei mir versucht.«
    »Du ... hattest mich wütend gemacht«, sagte er.
    »Willst du mich nach Haus schicken, Mylord? Nach Belleterre zurück? Sei unbesorgt! Es bleibt dein Erbe. Mein Vater würde euer Abkommen nie brechen.«
    »Nein, ich schicke dich nicht zurück.«
    »Warum denn nicht? Du hast doch gar nichts für mich übrig.«
    »Du gehörst mir«, sagte er ganz leise. »Und ich verzichte nie auf etwas, das mir gehört. Versuche nie wieder zu fliehen, Kassia, sonst schließe ich dich ein!«
    Unversehens trat ihr wieder das Bild vor die Augen, wie Graelam in Nan hineinstieß, und die Wut schnürte ihr die Kehle zu. Sie hob die Hand und schlug ihn, so hart sie konnte, ins Gesicht. »Jetzt kannst du mich umbringen oder gehen lassen!« rief sie haßerfüllt.
    Noch nie hatte ihn eine Frau geschlagen. Einmal hatte es vor langer Zeit ein Mann getan und es mit raschem Tod gebüßt. Er konnte sie mit einem einzigen Schlag töten, so zierlich und zerbrechlich war sie. Nach einer Weile sagte er sehr leise: »Du wirst schon noch nachgeben. Ja, du wirst mir nachgeben, denn ich bin dein Gatte und Herr.« Dann nahm er ihren Arm. »Komm, Kassia!«
    Ihr blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen.
    Während sie nebeneinander nach Wolffeton zurückritten, merkte sie, wie Zorn und Schock allmählich nachließen. Sie konnte wieder klar denken. Lieber Gott, was hatte sie getan? Sie wollte keine Gefangene sein. Sie wollte nicht geschlagen werden.
    »Was willst du tun?«
    Er hörte die Angst heraus. Sie wird mir nachgeben, dachte er. Aber es war ihm nicht recht, daß sie Angst vor ihm hatte.
    Er sprach kein Wort mehr. Als sie in den inneren Burghof einritten, kam ihnen Guy mit besorgter Miene entgegen. Graelam sah, wie er seine Frau mit zärtlichem Ausdruck anblickte, und wieder stieg der Zorn in ihm auf.
    »Meine Frau hatte Lust auf einen Mittemachtsausritt«, sagte er kurz. Er hob Kassia von Bluebells Rücken und führte sie in die Burg.
    Blanche sah, wie er Kassia zur Treppe zog. Sie stand in einer dunklen Ecke des Saals verborgen, und ein dünnes Lächeln kräuselte ihre Lippen. Bald, dachte sie. Sehr bald.

17
    Graelam stand mit gekreuzten Armen an der Schlafzimmertür und sah zu, wie Kassia langsam zu seinem Stuhl ging und sich auf den Rand setzte. Plötzlich fragte er: »Warum bist du von mir weggerannt? Warum?«
    »Ich ... ich weiß es nicht«, antwortete sie nach einiger Zeit.
    Seine dunklen Augen blitzten. »Könnte es sein, meine Gattin«, sagte er leise und langsam, »daß du eifersüchtig warst? Nan ist ein hübsches Mädchen und findet Vergnügen an Männern.«
    Ihr Kopf fuhr hoch.
    »Ja, du warst eifersüchtig«, sagte er, diesmal noch leiser. »Eifersüchtig, weil mein Mann eine andere Frau begattet? Nein,
    Mylord. Wenn es dir nicht beliebt, dein Ehegelöbnis einzuhalten, wer bin ich, daß ich dir das verbieten könnte?«
    »Warum bist du dann von mir weggerannt?«
    »Weil ich... weil ich nicht mehr hierbleiben wollte«, sagte sie. Er las ihr von den Augen ab, daß sie log - das war ihr klar.
    »Ach, Kassia«, sagte er und kam auf sie zu. »Langsam erschöpfst du meine Geduld.« Er sah, wie ihre Augen sich verdunkelten. Nachdenklich strich er sich über das Kinn. »Du bist ein sonderbares kleines Ding. Du schlägst mich, du beschimpfst mich, und doch zitterst du vor Angst vor mir. Und du belügst mich. Komm her, Kassia!«
    Langsam stand sie auf und ging auf ihn zu. Sie haßte sich selbst, daß sie so feige war.
    »Sieh mich an!« sagte er.
    Sie gehorchte.
    »Nun hör gut zu, mein Weib, denn ich sage es dir nicht noch einmal! Du wirst keinen Mann mehr verführerisch anlächeln. Du wirst dich von Sir Guy fernhalten - und auch von allen anderen Männern. Und wenn du noch einmal so etwas Dummes tust, wenn du noch einmal von mir wegzurennen versuchst, dann werde ich dich wie eine schlecht eingerittene Stute behandeln. Hast du mich verstanden, Weib?«
    »Ich habe dich verstanden«, flüsterte sie.
    »Ja? Wirklich? Ich bin nicht sicher. Deinen Vater hast du um den kleinen Finger wickeln können, nicht wahr? Er war von dir so angetan, daß er nicht einmal gemerkt hat, welche Macht du über ihn hattest. Bei mir ist das anders. Wenn du noch einmal einen Fluchtversuch machst, binde ich dich an mein Bett. Dann spreize ich dir die Beine und gebrauche

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