Die Stimme des Feuers
dich, bis ich von deinem mageren Körper genug habe. Verstehst du jetzt?«
»Ja, ich verstehe«, flüsterte sie wieder.
»Gut.« In aller Ruhe legte er die Kleider ab, ging nackt zur Tür, öffnete sie und rief: »Evian!«
Der kleine Knabe fuhr in die Höhe. »Ja, Mylord?«
»Hol mir einen Kelch Wein, Junge!«
Graelam drehte sich um. »Du willst deinen Mann nicht ansehen?«
»Ich sehe dich ja an«, sagte sie.
»Und du spürst nichts zwischen deinen Beinen, Mylady, du hast nicht den Wunsch, mit deinem Mann das Lager zu teilen?« »Soll ich dir Nan holen, Mylord?« fragte sie kalt. »Du scheinst aber noch nicht für sie bereit zu sein. Vielleicht hilft der Wein.«
»Wein, Mylady, hat diese Wirkung nicht. Ein betrunkener Ehemann ist ein impotenter Ehemann. Das wäre dir wohl lieber,
was?«
»Wenn du erlaubst, Mylord, lasse ich dir ein Faß aus Belleterre schicken.«
Er lachte laut mit zurückgeworfenem Kopf. »Du gibst nicht auf, wie? Ah, mein Wein! Danke, Junge. Geh jetzt wieder schlafen!« Mit der Ferse drückte er die Tür zu, goß den Wein hinunter, ging zum Bett, legte sich auf den Rücken und richtete den Blick seiner dunklen Augen auf sie. »Laß uns erproben, wie stark der Wein ist! Zieh dich aus! Dann werden wir es sehen.«
Sie schüttelte stumm den Kopf.
»Du hast wieder Angst vor mir?«
Sie nickte. Sie haßte sich selbst, und sie haßte ihn.
»Sehr gut. Blas die Kerzen aus, wenn du dich schämst! Ich sage es dir nicht noch einmal, Kassia.«
Sie beeilte sich, die Kerzen auszupusten. Verstohlen blickte sie zu den ungeschützten Fenstern. Der Mondschein flutete ins Zimmer. Sie nahm ihr Nachtgewand und zog sich in die äußerste Zimmerecke zurück. Ungeschickt hantierte sie an den Knöpfen. Sie wurde nicht klug aus ihm.
»Kassia, ich warte auf dich.«
Bei diesen Worten überlief sie ein Schauer. Er wußte, daß sie Angst vor ihm hatte und gegen ihn hilflos war. Sie schlüpfte unter die Bettdecken und lag ganz still.
»Komm zu mir!«
Seine Stimme war sanft, fast lockend. So hatte er damals mit ihr gesprochen, als sie nach Wolffeton gekommen war.
Widerwillig drehte sie sich zu ihm um und flüsterte: »Bitte nicht.«
Er schloß sie in die Arme und zog sie an sich. Er spürte ihre nervöse Spannung, hörte ihre kurzen, schnellen Atemzüge. Sie versuchte, ihre Angst zu überwinden.
Wenn ich sie jetzt haben will, dachte er, brauche ich ihr nur das Gewand zu zerreißen und sie zu nehmen. Das Versprechen, das man einer Frau gibt, zählt nicht. Er strich ihr langsam über die knochigen Schultern. Unter seinen kundigen Fingern löste sich die Spannung ihrer Muskeln. Lächelnd dachte er an das Versprechen, das er ihr gegeben hatte. Nein, er würde sie nicht wieder mit Gewalt nehmen. Er würde sie dazu bringen, daß sie ihn anflehte, sich ihrer zu bemächtigen.
Er streichelte sie so lange, bis er hörte, daß ihr Herz langsamer schlug und ihr Atem gleichmäßig ging. Sie war eingeschlafen.
Er drehte sich zu ihrer Seite und lächelte finster. Dann zwang er sich zum Schlaf.
Als er am nächsten Morgen aufwachte, lag Kassia in seinen Armen, einen schlanken Schenkel zwischen seinen Beinen, die Wange in seiner Halsbeuge. Langsam fuhr er mit der Hand unter ihr Nachtgewand und begann ihr Gesäß zu streicheln. Ihre Haut ist wie Seide, dachte er.
Schon reagierte sein Körper. Sie hatte die Beine leicht gespreizt. Das machte es ihm leichter. Seine Finger suchten ihre weiche Wärme, genossen das Gefühl ihrer zarten Weiblichkeit.
Nun liebkoste er sie dort mit rhythmischem Streicheln. Sie seufzte im Schlaf leise auf, drängte sich an ihn, und ihr Arm drückte sich fester an seine Brust.
Dann begann sie zu stöhnen, und dieser tiefe, schmerzende Laut aus ihrer Kehle weckte sie. Wärme umgab sie, und im Schoß verspürte sie ein prickelndes Gefühl. Ein rauher Atemzug an ihrer Schläfe: Graelam!
»Pst«, sagte er leise. Wie eine Feder so leicht streiften seine Lippen ihr Ohr.
In ihrem Schoß brannte es, und unwillkürlich drängte sie ihn an seine suchenden Finger.
»Das gefällt dir, nicht wahr, Kassia?«
Sie stöhnte auf und klammerte sich an ihn.
Plötzlich waren die Finger nicht mehr da. Er hatte sie im Stich gelassen. Verständnislos sah sie, wie er aufstand und auf sie herabsah. Sie starrte ihn an. Ihr Körper verlangte nach ihm, sie zitterte vor Begierde. Dann plötzlich begriff sie, was er getan hatte, und auch, warum.
»Ja«, sagte er, und der Blick seiner dunklen Augen ließ sie nicht los,
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