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Die Stimme des Feuers

Titel: Die Stimme des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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schützen! Alles, um Belleterre vor mir zu retten. Dieser Mann, der so großes Mitleid mit dir hatte, wie du sagtest, Kassia, er hat dir auch gesagt, daß du mit einer Rückkehr nach Belleterre alles verlieren würdest, ja?«
    »Ja. Warum quälst du mich noch? Ich habe dir doch alles erzählt.« Aber das stimmte nicht, und er las es ihr an den Augen ab, daß sie log. Sie hatte ihm ja die Rolle Blanches verschwiegen.
    Wieder überkam ihn der Zorn. »Laß mich allein!« herrschte er sie an. »Und wisse, meine Gattin, daß ich dir das Leben zur Hölle machen werde, wenn du nicht zugibst, gelogen zu haben!«
    Blanche tat sich an der Mahlzeit gütlich. Sie aß jedes Stück des zarten Schweinebratens mit Genuß. Graelam würde seiner Frau nie glauben. Und natürlich war diese Kassia in ihrer Dummheit auch noch zu stolz und zu trotzig, um ihren Mann auf andere Weise zu überzeugen. Erstaunlich war nur, daß sie keine Beulen und blaue Flecken hatte. Blanche hätte darauf geschworen, daß Graelam in seiner Wut fähig gewesen wäre, sie totzuschlagen. Ihr Gewissen beruhigte Blanche mit dem Gedanken, daß Kassia ja unversehrt zurückgekehrt war. Jetzt brauchte sie, Blanche, nur ihre Zeit abzuwarten.
    »Ich habe gar nicht gewußt, daß Ihr Lord Graelams Schatztruhe kennt«, sagte Guy zu ihr.
    Blanches Herz setzte einen Schlag aus. Sie hob eine Braue. »Was sagtet Ihr, Sir Guy?«
    »Ja, Blanche, Ihr habt die sarazenische Halskette gestohlen und diese Männer damit gekauft, um Kassia von Wolffeton zu entführen. Habt Ihr erwartet, daß sie sie töten würden? Nein, so herzlos seid Ihr nun doch nicht. Aber ihr wolltet, daß sie in die Bretagne verschleppt wurde, nicht wahr? Wart Ihr sehr enttäuscht, als Kassia fast ohne einen Kratzer zurückkehrte?«
    »Eure Fantasie würde einem Minnesänger Ehre machen, Guy. Habt Ihr noch andere ebenso interessante Geschichten auf Lager, Ritter?«
    Da wußte er, daß er sie nie dazu bringen würde, die Wahrheit einzugestehen. Er mußte etwas anderes tun. Diesmal war ihr Versuch, Kassia loszuwerden, fehlgeschlagen. Aber bestimmt würde sie es wieder versuchen, und davor hatte er Angst. Leise sagte er zu ihr: »Selbst wenn Kassia tot wäre, würde Graelam Euch nicht heiraten.«
    Sie lachte verhalten. »Oh, Guy, ist es möglich, daß Euch Eifersucht die Zunge führt?«
    Er sah sie lange an. »Eifersucht, Blanche? Vielleicht, schöne Dame, habt Ihr da gar nicht so unrecht.«
    »Der Herzog von Cornwall hat eine Botschaft geschickt. Er trifft in einer Woche hier ein.«
    Rasch legte Kassia das Hauptbuch beiseite. So entzückt auch Blount über ihre buchhalterischen Fähigkeiten war, sowenig wußte sie, wie ihr Mann darauf reagieren würde. »Ich werde alles zu seiner Bequemlichkeit herrichten lassen, Mylord.«
    »Vergiß aber nicht, daß er ein großes Gefolge mitbringen wird!«
    »Ja, ich denke daran.«
    Graelam beobachtete sie mit aufsteigendem Arger. »Mußt du jedesmal gleich zusammenfahren, wenn ich auftauche?«
    »Ich dachte, es sei dir daran gelegen, daß deine Gattin die geziemende Unterwürfigkeit an den Tag legt.«
    »Du bist ungefähr so unterwürfig wie mein Kampfroß. Diese Rolle kannst du nicht gut spielen.«
    Sie gab keine Antwort.
    »Was machst du denn da?« Er nahm das Hauptbuch hoch und blätterte darin. »Ach ja«, sagte er, »ich hatte ganz vergessen, daß dein Vater dich lesen und schreiben gelehrt hat. Weiß Blount, daß du in seinen Gehegen wilderst?«
    »Ja«, sagte sie leise.
    Er warf das Hauptbuch wieder auf den Tisch. »Dir macht es wohl Spaß, uns alle zum Narren zu halten, wie? Nein, sage nichts, Kassia! Deine Lügen kommen mir schon zum Halse heraus.«
    Damit verließ er das kleine Arbeitszimmer. Sie aber kehrte zu ihren Zahlen zurück. Wie gern hätte sie ihm berichtet, daß Wolffeton zu einem reichen Besitz aufgeblüht war! Als sie die Arbeit beendet hatte, rief sie das ganze Personal vom Innendienst im großen Saal zusammen.
    Sie schaute sich unter den Gesichtem um. Manche hatten sie inzwischen liebgewonnen. Andere wie Nan waren unversöhnliche Feinde geblieben. Ein Schauder überlief Kassia. Sie erzählte ihnen vom bevorstehenden Besuch des Herzogs. Dann sprach sie eine ältere Witwe an, die jetzt der Spinn- und Webstube Vorstand. »Marta, wir müssen uns noch über neue Kleider für die Frauen unterhalten. Wir haben genügend überzähligen Stoff, um jetzt auch diese Bedürfnisse befriedigen zu können.«
    »Ja, Mylady«, sagte Marta strahlend. Sie war stolz auf ihren

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