Die Stimme des Feuers
nebeneinander auf dem Kissen.
Erst jetzt kam Blanche zur Besinnung. Er ist in mir, dachte sie, er hat seinen Samen hineingespritzt. Das machte ihr Angst, doch nur einen Augenblick lang. Dann flüsterte sie: »Endlich gehörst du mir.« Doch obwohl er ihr großen Genuß bereitet hatte, dachte sie ne-beihaft an einen anderen Mann, einen Ritter mit goldblondem Haar und hellblauen Augen. Du bist ein dummes Weib, schalt sie sich. »Wann schickst du sie in die Bretagne?« fragte sie dann.
Unter Küssen versprach er ihr: »Sie wird dir nie mehr im Wege stehen, Blanche, du wirst Herrin der Burg und meine Frau. Schon sehr bald. Sehr bald.« Sie spürte, wie er wieder in ihr hart wurde, und ihr Körper reagierte sofort.
Diesmal machte er es langsamer, bis sie ihn mit leisen, wimmernden Schreien um Erlösung bat.
Er lachte und gab ihr, was sie haben wollte. Sie war wortlos glücklich, machte sich keine Gedanken mehr, daß sie seinen Samen in sich trug, und dachte auch nicht mehr daran, daß ihr vielleicht ein anderer Mann lieber gewesen wäre. Sie dachte nur: Ich habe gesiegt. Endlich habe ich gesiegt. Meine Zukunft ist gesichert und die meines Sohnes auch.
Als Blanche am nächsten Morgen aufwachte, war Graelam schon weg. Sie badete sorgfältig und war so glücklich, daß sie kaum noch daran dachte, er könnte sie geschwängert haben. Danach zog sie das Kleid an, das ihr am besten stand, ein rostrotes Wollkleid mit golddurchwirktem Gürtel, das ihre vollen Brüste und die schmale Taille zur Geltung brachte.
Unten im Saal saß Kassia ganz allein und kaute an einem Stück Brot. Ob Graelam ihr schon gesagt hatte, daß er sie verstoßen würde? Sehr bald, hatte er ihr versprochen. Sehr bald. Sie beschloß, Frieden zu bewahren. Kassia würde es früh genug erfahren.
Aus müden Augen sah Kassia sie an und war äußerst überrascht, daß Blanche ihr zulächelte.
Dann sah sie Blanches hübsches Kleid und fragte sich stirnrunzelnd, warum sie sich so festlich angezogen hatte. Sie selber trug ein altes, verblichenes graues Kleid, denn sie wollte die Reinigung der Ställe persönlich beaufsichtigen. Und die der völlig verdreckten Aborte, die zum Himmel stanken. Dafür brauchten sie eine Menge Kalk.
Blanche wollte ihren Triumph auskosten. »Du siehst wie eine Bedienerin aus«, sagte Blanche.
»Ja«, sagte Kassia und reckte das Kinn. »Dennoch bin ich die Herrin von Wolffeton. Daher ist es meine Pflicht, alles für den Herzogsbesuch vorzubereiten.«
Blanche konnte sich das Lachen nicht verkneifen. Dieses blinde Dummchen! Es lag ihr schon auf der Zunge zu sagen, daß Kassias kurzer Aufenthalt bald beendet sein würde, als sie Graelams tiefe Stimme hörte. Er sprach mit Guy über die letzten Ausbesserungsarbeiten an der äußeren Ostmauer.
»Mein Frühstück!« rief Graelam. »Und einen Humpen Bier, damit ich wieder einen klaren Kopf bekomme!«
Sofort gehorchte Kassia und verließ den Saal.
Graelam reckte sich. Dann fiel sein Blick auf Blanche. Lächelnd nickte er ihr zu.
»Ihr seht aus wie die Katze, die den Vogel gefressen hat«, sagte Guy freundlich zu ihr.
Blanche sah ihn unsicher an. Ob er vom Besuch seines Herrn in ihrer Kammer wußte? Irgendwie hätte sie sich vor ihm entsetzlich geschämt. »Kann ich noch etwas zu Eurer Bequemlichkeit tun, Mylord?« fragte sie Graelam.
»Nein«, sagte Graelam knapp und wandte sich wieder Guy zu.
Warum sagte er nichts? fragte sich Blanche. Warum fordert er mich nicht zu einem Gespräch unter vier Augen auf?
Kassia kam zurück, eine Bedienerin im Schlepptau, die ein großes Tablett trug. »Hier ist auch noch reichlich für Euch, Guy«, sagte sie. »Wann müßt Ihr uns verlassen?«
Graelam bemerkte ihre müden Augen und die dunklen Ränder darum. Sie mußte schlecht geschlafen haben. Was zum Teufel will sie denn noch? fragte er sich, ich habe sie doch gar nicht belästigt!
»Erst wenn der Herzog seinen Besuch beendet hat, Mylady«, sagte Guy ruhig. »Ich hätte kein gutes Gewissen, wenn ich wegginge, bevor Graelam einen anderen Ritter gefunden hat, der in Zukunft Wolffeton bewachen wird. Ich darf gar nicht daran denken, was passieren würde, wenn ich ihn jetzt im Stich ließe.«
»Eingebildeter Kerl!« sagte Graelam, aber ohne Ärger. »Wie du weißt, habe ich an den Herzog geschrieben. Wahrscheinlich bringt er einen Ritter im Gefolge mit, einen ebenso landlosen Burschen, wie du einer warst.«
»Wie... schade, daß wir Euch gehen lassen müssen«, sagte Blanche.
Der sanfte Spott
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