Die Stimme des Feuers
erhob keinen Widerspruch. Langsam zog sie sich aus und legte jedes Kleidungsstück sorgfältig zusammen. Dann schlüpfte sie nackt ins Bett und schloß die Augen.
Sie fühlte, wie er mit der Hand über ihre kalte Haut strich. Sie hatte angenommen, er würde sie einfach mit Gewalt nehmen, und es würde schnell vorbei sein. Aber er ging ganz anders vor. Er küßte sie zart auf den Mund, während er ihre Brüste umfaßte und mit dem Daumen die Spitzen streichelte. Zu ihrem Schreck reagierte ihr Körper sofort.
Wie von selbst legte sie die Arme um ihn. Graelam lächelte düster. Er wußte, wie er sie erregen konnte, und als er mit den Fingern in ihren feuchten Schoß tauchte, sah er ihr aufmerksam ins Gesicht. Sie begann leise zu stöhnen und kam ihm entgegen. Er fuhr fort, sie dort zu streicheln. Dann glitt er an ihrem Körper hinab und hob mit den Händen ihren Unterleib an seinen Mund. Ihr Kopf fiel aufs Kissen, sie zuckte wild und stieß Lustschreie aus.
Bevor sie zum Höhepunkt kam, ließ er sie los, schob sich über sie und drang in sie ein. Sein Kopf war dicht über ihrem, als er sie ansprach. »Sag mir die Wahrheit, Kassia! Sag mir die Wahrheit, und ich werde dir verzeihen!«
Ihr Körper erstarrte. Alle Lust verging, als wäre sie nie erregt worden.
»Sag es mir!« sagte er in schärferem Ton, während er immer wilder zustieß.
»Ich habe dir die Wahrheit gesagt!« rief sie weinend.
Kalt wie Marmor lag sie unter ihm, unbeweglich leidend. Ihr war, als hätte sie nichts mit der Frau zu tun, die hilflos unter dem in höchster Erregung stöhnenden Mann lag.
Dann entlud er seinen Samen tief in ihren Schoß. Gleich darauf wälzte er sich von ihr herab und lag schwer atmend auf dem Rücken.
Ohne sie anzusehen, sagte er: »Deine Liebe war nur von kurzer Dauer.«
»Ja«, sagte sie flüsternd. »So muß es wohl sein. Wie kann Liebe unter Grausamkeit und Mißtrauen bestehen?«
Schwankend erhob sich Kassia vom Bett, ging zu dem Wasserbecken und wusch sich rasch. Dann legte sie sich an die äußerste Bettkante und zog die Decken über sich. Doch ihr wurde nicht warm. Die Kälte kam wohl aus ihrem Inneren. Wahrscheinlich würde sie diese Kälte ihr ganzes Leben lang spüren.
25
»In anderthalb Wochen findet Edwards Krönung statt.«
»Wann wirst du abreisen, Mylord?« fragte Kassia.
»Ich, Mylady? Weißt du denn nicht mehr, daß wir beide eingeladen wurden? Findest du meine Gesellschaft so widerwärtig, daß du deshalb sogar auf dieses aufregende Ereignis verzichten würdest?«
In ihren Augen flackerte eine winzige Hoffnung auf. »Ich soll mitkommen, Mylord?«
»Ich kann es nicht wagen, dich hierzulassen«, sagte er langsam und musterte kritisch ihre Figur. »Du mußt jetzt mehr essen, mein Weib. Sonst empfindet Edward nur Mitleid mit mir, wenn er sieht, daß ich mit einem spindeldürren Kind verheiratet bin.« Mit großem Interesse beobachtete er, wie sich ihre Hand krampfhaft um den Stiel des Weinkelches schloß. »Na, los!« reizte er sie mit leiser Stimme. »Schütte mir den Wein ins Gesicht! Es würde mir großen Spaß machen, dich dafür zu züchtigen.«
Sie ließ den Kelch so hastig los, als wäre er glühend heiß. Er lachte roh. »Wenn du so weitermachst, siehst du bald einem Knaben gleich. Dann werde ich mir wie ein Homosexueller Vorkommen.«
Kassia nahm ein Schweinsrippchen vom Teller. Sie hob es zum Mund und kaute bedächtig das Fleisch ab. Sie hörte, wie er schwer einatmete, und leckte mit der Zunge die Soße vom Knochen. Dann steckte sie ihn weiter in den Mund und saugte daran.
Wie gebannt hing sein Blick an ihrem Mund. Rache ist süß, dachte sie.
»Biest!« sagte er leise. Dann stand er abrupt auf und ging aus dem Saal. Draußen hatte es angefangen zu regnen. Mit wütenden Schritten ging Graelam die gewundene Treppe zu den Wällen hinauf. Er lehnte sich an den harten, kalten Stein und blickte aufs Meer hinaus. Doch im matten Schein der Mondsichel sah er nur ab und zu eine schaumgekrönte Brandungswelle. Regen klatschte ihm ins Gesicht. Wenigstens kühlt er meine Gefühle ab, dachte er spöttisch.
Durch seinen Geist zogen in schneller Folge die Ereignisse der letzten Monate. Die harmonischen Liebeswochen, als er beschlossen hatte zu vergessen, was sie ihm angetan hatte. Selbst ihre Lügen hatte er verziehen, indem er sich selber die Schuld daran gab. Dienwald de Fortenberry. Der Name des Ritters klang wie eine Totenglocke in seinen Ohren. Ich bin nicht mit ihm gegangen, weil ich dich
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