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Die Stimme des Nichts

Die Stimme des Nichts

Titel: Die Stimme des Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Sie hatte nichts Verdächtiges getan.
    Sie hatte nur leichtes Herzklopfen, als er dem Verkäufer ein anderes Halsband mit mehr Grün reichte, der es in das Hinterzimmer mitnahm. Als der Mann ein paar Augenblicke später mit einem kleinen diskreten Päckchen zurückkam, wusste sie, dass der Kauf getätigt worden war. Sie wartete noch zehn Minuten, bis sie sicher war, dass der Kunde den Laden endgültig verlassen hatte, dann ging sie auf den Verkäufer zu, der ihn bedient hatte.
    »Ein netter junger Mann war das gerade«, sagte sie und schaute beiläufig auf die Halsketten in der Auslage.
    Der Verkäufer nickte. »Sehr zurückhaltend, sehr höflich. Ein Kunde, den man mit Vergnügen bedient, obwohl er zunächst gar nicht wusste, was er wollte.«
    »Aber Sie konnten ihm natürlich bei der Entscheidung helfen.« Sie lächelte ihn bewundernd an.
    Der Verkäufer zuckte bescheiden die Achseln. »Das gehört zu meinem Beruf. Sie haben ihm offenbar auch dabei geholfen, mit Ihren Anregungen, so sagte er mir.«
    Sie nickte. »Die Kette, die er gekauft hat, war sie teuer?«
    Das geschäftsmäßige Auftreten des Verkäufers bekam etwas Zögerliches. »Sie haben das Stück gesehen, das er Ihnen gezeigt hat. Was der Herr am Ende erworben hat, war in Stil und Ausführung ähnlich. Ein sehr hübsches Stück. Warum fragen Sie danach?«
    »Nachdem ich es gesehen habe, bin ich vielleicht an etwas Ähnlichem interessiert.«
    Das Lächeln stellte sich wieder ein. »Ich kann Ihnen sehr gerne einiges zeigen.«
    Sie nahm mehr als ein Dutzend Beispiele nurischer Juwelierskunst in Augenschein, hantierte mal mit diesem, mal mit jenem. Endlich war sie die Verstellung leid, entschied sich für ein Schmuckstück und fragte nach dem Preis. Als er ihr genannt wurde, legte sie einen Finger an die Unterlippe und fragte den Verkäufer mit einem Schmollmund, ob er etwas Ähnliches mit etwas größeren Steinen anzubieten habe. Das habe er in der Tat, erwiderte dieser, und er werde in einer Minute wieder bei ihr sein, um es ihr vorzulegen. Als er in das Hinterzimmer ging, ließ er sein Kassengerät auf dem Ladentisch liegen. Sie sah sich hastig um. Es waren noch zwei andere Verkäufer anwesend, die zum Glück mit eigenen Kunden beschäftigt waren.
    Sie nahm ihren speziellen Sondierapparat aus der Tasche und zog ihn über das Kassengerät. Der Apparat, den sie bei dieser Arbeit bevorzugte, war klein, äußerlich unauffällig und bereits mit den erweiterten Informationen aus dem Hotel ihres Opfers ausgestattet. Geräuschlos arbeitend drang die Sonde in das Programm des Kassengeräts ein, um nach den Daten eines jüngst abgeschlossenen Verkaufs zu suchen. Fündig geworden, griff sie darauf zu und raste durch die Datenzentren der Stadt, des Planeten und schließlich des Commonwealth. Obwohl die Sonde und ihr einzigartiges Programm blitzschnell waren, drängte Vendra es innerlich zur Eile.
    Eine leichte Vibration im Gehäuse des Geräts zeigte an, dass die Übertragung abgeschlossen war. Sie nahm es von dem Kassengerät und ließ es wieder in der Tasche verschwinden, als der Verkäufer mit einem Tablett zurückkam, das weitere Halsketten präsentierte. Vendra setzte ihr Schauspiel fort, indem sie sie noch zehn Minuten lang betrachtete, ehe sie ihn erneut fortschickte, damit er eine andere Auswahl holte. Sobald er ihr den Rücken kehrte, befestigte sie ihr Gerät an einem ebenso kompakten Datenleser aus ihrer Handtasche und begann die Ergebnisse ihrer heimlichen und höchst illegalen Datendurchsuchung zu überfliegen.
    Einige Informationen waren einleuchtend, aber entschieden uninteressant, und einige waren bereits bekannt.
    Andere dagegen waren völlig rätselhaft.
    Ihr Gerät behauptete, die angegebene Heimatadresse sei falsch. Doch das Sicherheitsprogramm des Geschäfts war davon nicht ausgelöst worden. Und fast alles außer der jüngsten Information, die der Mann selbst gegeben hatte, war nachweislich ebenfalls nicht astrein. Das gab ihr zu denken.
    Warum sollte so ein freundlicher, scheinbar harmloser junger Mann es nötig haben, sogar die grundlegendsten und einfachsten Tatsachen zu seiner Person zu fälschen? Nur eine Sache klang nicht unwahr, passte aber nicht zu dem Übrigen. Das war der Kontostand ihres Opfers. Der war viel zu hoch. Wenn er nicht gerade eine beträchtliche Erbschaft von einem der großen Handelshäuser oder einer der hohen Familien erhalten hatte, sollte eigentlich ein so junger Mann wie er nicht über solche Summen verfügen. Und

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