Die Stimme des Nichts
Taille.
»Das war’s hier. Lass uns gehen. Ich kenne dich gut genug, um zu sehen, was los ist, Flinx. Du bist zu mir gekommen, weil du Verständnis brauchtest. Jetzt habe ich Verständnis dafür, dass wir gehen müssen. Sofort.«
Dass er keine Einwände machte, bewies zur Genüge, wie schlecht es ihm ging. Noch zweimal beugte er sich vornüber und hielt sich den Kopf, bevor sie ihre Minidrachen einsammeln und gehen konnten. Vielleicht nützte es etwas, ihn von diesen Lichtern und der Musik wegzubringen, dachte sie, als sie die Rechnung bezahlte.
Er fühlte sich tatsächlich besser, sobald sie an der frischen Nachtluft waren.
»Ich begleite dich noch zum Hotel. Das macht mir gar nichts aus«, sagte sie.
»Ich möchte dir den Abend nicht verderben«, meinte er mit hörbarem Bedauern.
»Wir haben doch Spaß gehabt.« Ihr Befehlsgeber am Handgelenk blitzte und rief automatisch einen Transporter herbei. »Es wird noch andere Abende geben. Jetzt ist erst mal nur wichtig, dass wir dich irgendwohin bringen, wo du dich hinlegen und ausruhen kannst.«
Der freie Transporter kam längsseits und fragte höflich nach dem Bestimmungsort, während er Claritys Kredkarte einlas. Flinx hatte sich so weit erholt, dass er den Namen seines Hotels flüstern konnte. Als der Transporter brummend von dem Club fortglitt, stellte Flinx fest, dass Clarity so eng an ihn gedrückt saß, dass Pip und Scrap auf die jeweils andere Schulter wechseln mussten, um bequem Platz zu haben.
»Mir hat es gefallen.« An seine rechte Seite geschmiegt, schob sie einen Arm um seine Taille. Er zuckte. Muss die Wirkung des Shehwaru sein, sagte er sich. Pip schien sich mit dem Platz neben der Tür abgefunden zu haben.
»Wann hast du das letzte Mal Spaß gehabt, Flinx?«
Er öffnete die Lippen zu einer bereitwilligen Antwort, das Problem war nur, dass sein Gedächtnis ihn im Stich ließ. Er konnte sich partout nicht entsinnen. Dann fiel ihm eine Antwort ein. »Vor ein paar Minuten«, flüsterte er ihr zu. »Heute Abend.«
»Ich meinte, vorher, du Blödmann.« Sie versetzte ihm einen freundschaftlichen Schubs.
Er warf den Kopf in den Nacken, bog den Rücken durch und riss einen Moment lang die Augen weit auf, ehe er sie fest zudrückte. Pip neben ihm versteifte sich. Seine Kopfschmerzen, so spürte sie, waren mit doppelter Wucht zurückgekehrt.
»Flinx!« Clarity starrte ängstlich auf den reglosen Freund. »Kann ich irgendetwas tun? Willst du, dass ich –«
Sie zog den Kopf ein, krümmte sich zusammen, als ihr ein selten erlebter Schmerz durch den Kopf schoss wie eine glühende Kugel. Scrap verkrampfte sich einmal, dann wurde er starr wie ein blau-rosa Spazierstock.
Es ist eigenartig, dass man träumen und sich dessen gleichzeitig bewusst sein kann. Sobald ihr klar war, dass ihre Umgebung nicht real war, ließ der Schmerz nach. Er ging nicht ganz weg, reduzierte sich aber beträchtlich.
Sie war an einem schwarzen Ort und schwebte. Fassungslos erwartete sie Flinx’ Traumerlebnis zu teilen, rechnete damit, wieder von demselben schrecklichen dunklen Wesen berührt zu werden, und war erleichtert, als ihr nichts Feindliches entgegenkam. Sie spürte nichts von Flinx, keinerlei Nähe.
Aber da war jemand anderes.
Oder vielleicht auch mehrere andere. Sie konnte wirklich nicht unterscheiden, ob da ein Einzelwesen oder eine Gruppe präsent war. Was sie spürte, war nicht offen feindselig, aber auch nicht freundlich. Da war mehr ein Eindruck von Irritation als Zorn, als ob diejenigen ihre Gegenwart lästig fanden. Während sie deren Bewusstsein nicht näher bestimmen konnte, bedachte sie, was Flinx ihr über seine Träume erzählt hatte.
Da war das Gerät, von dem er gesprochen hatte, unglaublich alt, aber noch funktionierend. Da war auch das Grün, groß, aber begrenzt, vollkommen fremd, doch merkwürdigerweise mütterlich. Und schließlich die Wärme, verschwommen, undefinierbar und doch vage vertraut. Diese Empfindungen blieben unbestimmt, aber zusammenhängend, beherrschend, doch entgegenkommend. Und mittendrin schwebte sie, verirrt an einen Ort, wo sie nicht sein wollte.
Angesichts der Missbilligung, die sie ringsherum wahrnahm, hörte sie einen nebulösen Bruchteil ihrer selbst flüstern: »Warum?«
»Weil du eine Ablenkung darstellst«, kam es zur Antwort, »eine belanglose Zerstreuung von dem, was wirklich wichtig ist. Du trübst seinen Verstand, beeinflusst sein Denken. Du lenkst seine Energie auf anderes.«
Sie brauchte nicht zu überlegen, wer
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