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Die Stimme des Wirbelwinds

Die Stimme des Wirbelwinds

Titel: Die Stimme des Wirbelwinds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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erstattete ihren Vorgesetzten Bericht, und die befahlen ihr, ihm die Eisjacke anzuziehen.« Steward lachte. »Dafür mußt du ihr eine Sonderzulage bezahlt haben, stimmt's?«
    Griffith schluckte. »Du irrst dich, Mann. Du … du siehst das ganz falsch.«
    Ein eiskalter Hurrikan des Zorns erhob sich in Steward. »Beleidige nicht meine Intelligenz, verflucht noch mal!« sagte er. Griffith erstarrte wieder, als er die Schärfe in Stewards Stimme hörte.
    »Ich hab' mir so einiges ins Gedächtnis gerufen«, fuhr Steward fort. Seine Stimme feuerte Silben wie Kugeln ab. »Ich erinnere mich daran, wie ich dich in Flagstaff getroffen habe und wie's dir gesundheitlich immer schlechter ging, je länger du dort warst. Du hast gesagt, du hättest Grippe. Aber es war keine Grippe, stimmt's? Es war Entzug. Du hattest Schüttelfrost, eine laufende Nase, die ganzen Symptome. Du hast das V-Anhängsel, und du bist ein V-Süchtiger.«
    Alle Farbe wich aus Griffiths Gesicht. Sein Entsetzen war mit Händen zu greifen. Er schüttelte den Kopf. »Ich …«, begann er.
    »Du hattest deine Inhalatoren dabei – ich weiß noch, wie du andauernd ins Badezimmer gerannt bist und das Wasser hast laufen lassen, damit es die Geräusche von komprimierter Luft übertönte –, aber die Mächte-Hormone lösten sich schnell auf, wie das nun mal so ist. Deine Inhalatoren waren nicht die vom neuen Typ, mit dem Kühlaggregat, und du hattest Pech. Du mußt froh gewesen sein, als du mich endlich los warst.«
    Griffith preßte sich die Handballen gegen die Augen. »Jesus«, sagte er. Seine Stimme war ein Schluchzen. »Das kann doch nicht wahr sein.«
    »Du hast hinter der ganzen verdammten Sache gesteckt«, sagte Steward. Bitterkeit stieg in seiner Kehle hoch. »Du kanntest mich gut. Du wußtest über meine Einstellung zu Loyalität und Vertrauen Bescheid. Du wußtest, wie wir ausgebildet worden waren, und du hattest Zugang zu de Preys Programm, die Schlüssel zu der Methode, mit der er uns manipuliert hat. Du hast Dr. Ashraf in Stücke geschnitten, um ihn zum Reden zu bringen, damit er von mir sprach und dir sagte, wem meine Loyalität gehörte. Er hat dir erzählt, daß ich ein ungesundes Interesse an meinem Alpha hätte, daß ich durch mein Bild von dem Alpha manipuliert werden könnte. Also hast du diese Aufzeichnung ausgebrütet, dieses Hörspiel. Du warst nicht sicher, daß es mit Video laufen würde, nicht bei mir, also hast du bloß die Stimme gemacht. Und es hat genauso funktioniert, wie du's dir vorgestellt hast.«
    Griffiths Kopf rollte gegen den Türrahmen zurück. Er war wieder zu Atem gekommen und hatte jetzt einen berechnenden Glanz in den Augen. »Aber warum sollte ich das tun, zum Teufel? Ich hab' keinen …« – er schluckte – »keinen Grund, einen Haufen Mächte zu töten. Und wie hätte ich überhaupt rausfinden sollen, daß der Captain tot war? Wir hatten seit Jahren nichts mehr voneinander gehört.«
    Steward stieß ein einziges, rauhes Lachen aus. »Du hast es durch deine Quelle rausgefunden, Griffith. Durch dieselbe Stelle, von der du deine V-Hormone und dein Geld bekommen hast.« Griffiths Augen zeigten nacktes, gelbes Entsetzen.
    »Ich bin dir eine Woche lang gefolgt, Kumpel«, sagte Steward. »Ich kenne das Gebäude unten am Hafen, wo du jede Nacht hingehst. Ich weiß, daß deine Quelle dort ist.« Er lächelte und spürte, wie das Raubtier in ihm die Zähne fletschte. »Premier-zur-Rechten, Griffith«, sagte er. »Er ist hier auf der Erde. Baut seine Organisation auf, seine Truppen. Schmiedet seine Pläne, was er mit der größten menschlichen Population tun wird, die es gibt. Das ist der Plan, dem Ricot mit seinem Angriff zuvorzukommen versuchte. Und deshalb ist es ihm auch egal, ob Ricot mit einem weiteren Angriff auf Vesta zurückschlägt. Weil er nämlich schon hier ist, genau da, wo er sein will.«
    Griffith schloß die Augen. Tränen rannen ihm über die Wangen.
    Steward lachte erneut. »Ich hab's, nicht wahr?« sagte er. »Und ich hab' dich, Kumpel. Alter Kamerad.«
    Griffith suchte nach seinem Inhalator. »Was willst du, Mann?« fragte er. Er schoß sich Hormone in die Nase. »Wenn du mich tot sehen wolltest, hättest du mich umgebracht. Also was willst du, verdammt?«
    Ein Lächeln erblühte auf Stewards Gesicht. Er konnte die Kraft in sich spüren. »Ich will ins Team einsteigen, alter Freund«, sagte er. »Ich will Premier-zur-Rechten kennenlernen. Und dann will ich für ihn arbeiten. Genau wie meine alten Freunde.

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