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Die Stimme des Wirbelwinds

Die Stimme des Wirbelwinds

Titel: Die Stimme des Wirbelwinds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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Er fühlte, wie Canard-Reflexe zurückkamen, die ihm wie eine alte Jacke paßten. »Zwei Prozent sind zweitausend Starbrights?« fragte er. »Das kommt mir nicht wie Amateurliga vor.«
    Griffith wirkte verärgert. »Nun glaub's mir mal, Mann. Ich leite diese Operation, und mein Honorar sind fünf Prozent. Hier gibt's 'ne Menge Konkurrenz. Teufel noch mal, es ist sogar legal. Es gibt kein Gesetz gegen den Besitz oder den Verkauf des Päckcheninhalts. Die Cops wollen vielleicht wissen, wo Sie's herhaben, aber Sie wären voll im Recht, wenn Sie ihnen sagen würden, sie sollten abhauen. Ich würde das verdammte Zeug selbst hinbringen, wenn ich nicht die ganze Woche hier festhängen würde.«
    »Ja. Okay. Ich verstehe, was Sie meinen.« Steward sah in den Himmel hinauf und kniff die Augen gegen das helle Licht zusammen. Ein Kondensstreifen von einer suborbitalen Fähre verunstaltete das Blau und kennzeichnete einen Pfad zwischen orbitalen Fixsternen. »Warum arbeiten Sie als Handlungsreisender, wenn Sie so viel Geld machen können, indem Sie bloß nach LA fliegen!«
    Griffith machte ein finsteres Gesicht. »Wegen der Leute, mit denen ich mich dann rumschlagen müßte, verdammt noch mal. Wenn ich die Sache klein halte, ist niemand dran interessiert, mein Geschäft zu übernehmen. Aber in den großen Ligen wird nach anderen Regeln gespielt. Wenn ich das als Fulltimejob machen würde, wäre jeder junge, kriminelle Drecksack auf der ganzen Welt, der sich für 'n tollen Burschen hält, hinter mir her. Und Scheiße, die sind schneller als ich. Heutzutage.«
    »Ich will wissen, was in dem Päckchen ist.«
    Griffith warf ihm einen schiefen Blick zu und nickte dann. »Sie haben das Recht dazu. Es ist Thunder.«
    Steward schüttelte den Kopf. »Ich erinnere mich, daß ich was drüber gelesen habe. Aber ich war 'ne Weile weg vom Fenster.«
    Griffith schlenderte über das Gras. Er schnippte Zigarettenasche auf das tiefe Grün. »Okay«, sagte er. »Es ist ein Neurohormon, das vor ein paar Jahren von Pink Blossom entwickelt worden ist. Der Markenname ist Genesios Drei, und man nennt es auch Vitamin B-44. Auf der Straße heißt es Thunder oder Black Thunder. Es stimuliert die Nerven, Schäden zu reparieren – es kann eine durchtrennte Wirbelsäule wieder zusammenwachsen lassen, Mann. Die Krüppel springen auf der Straße rum.«
    »Und warum gibt's einen Untergrund-Handel damit?«
    »Weil's einen high macht, 'ne nette Dröhnung. Steigert auch den IQ um zwanzig Punkte, wenn man's lang genug nimmt. Aber danach fängt Thunder an, die Vasopressin- und Oktytocin-Werte im Gehirn zu senken, was die Gehirnfunktionen einschränkt, und dann braucht man mehr von dem Vitamin, um sie wiederherzustellen, was die Gehirnfunktionen nur noch weiter einschränkt, deshalb …«
    »Negative Feedback-Schleife. Sucht.«
    »Mach mit beim großen Abenteuer.« Eine verstärkte Stimme vom Karneval.
    »Ja«, erwiderte Griffith. »Sag' ich ja. Keine körperliche Sucht, nicht im klassischen Sinn, aber schlimm genug. Jedenfalls war Pink Blossom vorsichtig bei der Produktion und dem Vertrieb des Stoffes. Und das Zeug ist so kompliziert und teuer in der Herstellung, daß der Untergrund nicht imstande war, es in Mengen zu einem Preis zu produzieren, den die Leute sich leisten können. Aber ich hab' einen Freund, der auf dem Orlando-Shuttle arbeitet. Und der hat ein System.«
    »Und Sie kriegen hin und wieder ein Päckchen.«
    Griffith nickte. »So haben wir's uns gedacht. Wollen Sie den Job?«
    »Klingt einladend. Wem soll ich das Zeug geben?«
    Griffith wischte sich wieder mit dem Taschentuch die Stirn ab. »Einem Plastgesicht namens Spassky. Kleiner Bursche, etwa fünfzehn. Führt einen eigenständigen Mob und trägt Urbane Chirurgie.« Er blickte Steward an. »Haben Sie sowas schon mal gesehen?«
    »Auf Video.« Der neue Stil, bizarre kosmetische Chirurgie gemischt mit kunstvollen, abstrakten Tätowierungen. Ein cooler Stil. Absichtlich abstoßend.
    »Man kann diese kleinen Scheißkerle nicht auseinanderhalten«, sagte Griffith. »Deshalb tun sie sich das an. Ist eine Tarnung in der Stadt.«
    »Wenn's funktioniert.«
    »Scheiße. Ich kann's mir nicht anschauen. Auf Sheol hab' ich gesehen, wie richtige Verstümmelung aussieht.«
    Steward zögerte für einen Moment und spürte, wie eine kühle Welle durch seine Nerven lief. Er sah auf den Karneval und die Flaggen hinunter. Die Farben und der Himmel schienen anders zu sein, als ob eine Wolke vor der Sonne vorbeigezogen

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