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Die Stimme des Wirbelwinds

Die Stimme des Wirbelwinds

Titel: Die Stimme des Wirbelwinds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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für Sie. Und wenn Sie Ihre Hormone nicht unter Kontrolle halten können, haben wir jede Menge Drogen an Bord, die das für Sie erledigen werden.«
    Steward blickte zu der Kellnerin hoch, um zu sehen, ob sie das amüsant fand. Sie sah ihn ausdruckslos an. »Noch einen Drink?«
    »Im Moment nicht. Danke.«
    Sie nahm Reeses leeres Glas und verschwand. Steward wandte sich an Reese. »Ich kann damit leben«, sagte er. »Hab' ich früher auch schon getan. Als Eisfalke hab' ich viel Zeit im Transit verbracht.«
    »Viele Leute kommen damit nicht klar. Und wenn die Crew erst mal anfängt, miteinander ins Bett zu springen, werden die Leute parteiisch im Job, und das ist schlimm.«
    »Ich verstehe, was Sie meinen.« Steward begann sich mit seinem Salat zu beschäftigen.
    »Ich wollt's nur gesagt haben.«
    »Der Salat ist ausgezeichnet. Danke für die Empfehlung.«
    Reeses Augen wurden schmal, aber sie sagte nichts. Dann entspannte sie sich, nahm ihren Drink und lehnte sich in den Stuhl zurück. Sie schüttelte den Kopf. »Sie sind anders, als ich erwartet hatte. Ich weiß nicht recht, was ich überhaupt von Ihnen halten soll.«
    »Wenn ich den Job kriege«, sagte Steward, »haben Sie monatelang Zeit, das rauszukriegen.«
    »Vermutlich.« Sie warf einen Blick über ihre Schulter zum Strand. »Wie finden Sie Curaçao bis jetzt?« fragte sie.
    »Jede Menge Felsen und Eidechsen. Ich hab' noch nicht viel anderes gesehen.«
    »Manche Teile der Insel sind hübsch.«
    Steward warf ihr einen raschen Blick zu. »Haben Sie Lust, mir später ein paar zu zeigen?«
    Reese lachte. »Hey«, sagte sie. »Wenn ich Ihnen den Job gebe, haben wir noch monatelang Zeit, uns gegenseitig auf die Nerven zu gehen. Warum jetzt schon damit anfangen? Im Moment möchte ich mein Geheimnis noch bewahren.«
    »Wie Sie wollen.«
    Steward beobachtete Reese, wie sie an ihrem goldenen Cocktail nippte, und kam zu dem Schluß, daß er es mit ihr aushalten konnte. Sie bestand darauf, das Sagen zu haben, was okay war, aber sie hatte keinen Fetisch daraus gemacht, und das war noch besser. Es sprach für ihr Selbstvertrauen, daß sie kein Interesse hatte, Punkte gegen ihn zu erzielen, und das bedeutete, daß sie ein Mensch war, mit dem er lange zusammenleben konnte, ohne daß es ermüdend wurde.
    Er stellte auch fest, daß ihm die Art gefiel, wie sie ihr Bestechungsgeld angenommen hatte. Als ob es zum Geschäft gehörte, eine akzeptierte Sache. Nicht so, als ob sie eine Persönlichkeit von königlichem Rang wäre. Sie hatte sogar gelacht.
    Wie Reese stellte auch Steward Anforderungen an die Leute, mit denen er zusammenleben mußte.
    Leuchtende Farben, die sich auf Reeses Gesicht spiegelten, sagten Steward, daß die Kellnerin ihr Essen brachte. Das Mädchen stellte Teller auf den Tisch und erkundigte sich, ob sie noch etwas bringen konnte.
    »Kaffee«, sagte Steward, und sie lächelte und nickte.
    Als sie später den Kaffee brachte, bedankte er sich.
    »Gott sei mit Ihnen«, sagte sie.
     
    Am nächsten Morgen vor dem Frühstück trainierte Steward am Strand. Der Sand gewährte nur eine schlechte Bodenhaftung, die seine Waden rasch ermüdete, erwies sich jedoch in bezug auf Gleichgewicht und Koordination als interessant. Demgemäß übte er Drehtritte, die dem Innenohr ohnehin härter zusetzten: Er wirbelte herum, stellte das Bein schräg, sah über die Schulter und bohrte seinen ausschlagenden Fuß in die Luft.
    Ein Rhythmus baute sich auf. Herz, Lungen, Körper und Geist arbeiteten synchron. Das Gleichgewicht wurde zur zweiten Natur, selbst auf dem trügerischen Boden. Das Meer war weißes Rauschen in seinem Geist, Hintergrundgeräusch für ein leeres Universum, eine Leere, die von seinen Bewegungen gefüllt wurde.
    Er drehte sich, zog das Bein an, schaute auf und sah Reese um eine Landspitze herumkommen. Er peitschte mit dem Fuß aus, zog ihn zurück und stellte ihn auf den Sand.
    Sie trug einen dunkelgrünen einteiligen Badeanzug und lief barfuß im Sand.
    Steward wirbelte herum, drehte sich, stellte das Bein schräg und feuerte es ab. In den Rhythmus hinein,
    Sie machte Windsprints, schloß Steward.
    Er drehte sich wieder, trat erneut zu. Sand flog in einer Welle von seinem herauspeitschenden Fuß auf.
    Sie lief wortlos an ihm vorbei, ohne seine Gegenwart zur Kenntnis zu nehmen, ganz tief in ihren eigenen Rhythmus versunken. Die Sonne schimmerte auf den kupferfarbenen Haaren an ihren Armen und Beinen.
    Steward trat wieder zu, dann noch einmal. Sand blieb am Schweiß

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